1. Woche alleine

Dienstag, 30. August. Ich vermisse Verena. Aber, zum Glück hat sie mir Aufgaben hinterlassen, die ich jetzt nach bestem Wissen und Gewissen erledigen kann. Ach ja, schon wieder keinen Strom und bevor ich richtig mit dem Vermissen beginnen kann, brauche ich einen Kaffee und deshalb wird der Generator gestartet. Dann beginnt die Schiffsputzete. Zwischendurch höre ich so etwas wie einen Schlag, Ein Autofahrer hat die Treppe nicht gesehen und ist mit dem rechten Vorderrad auf dem 1. Tritt gelandet. Zusammen mit dem Hafenmeister bringen wir das Auto wieder flott. Wir haben beschlossen, die Sonnenschutzteile von der Fly zu putzen und zu versorgen. Aus diesem Grunde erstelle ich eine Wöschhaenki vom Kandelaber zum Schiff und hänge diese Sonnenschutzteile zum Abspritzen auf. Nach 5 Stunden habe ich alles erledigt (jedenfalls das Meiste) und genehmige mir den Rest des Naturyoghurts. Leider kommt schon wieder eine Absage bezüglich Überwinterungsplatz und so geht die Suche weiter. Irgend jemand wird schon ein „Plätzli“ für uns haben. Allerdings in Sachen Plätzli, ich muss noch einkaufen gehen.

Mittwoch, 31. August. Wie immer am Morgen, keinen Strom. Das ist langsam lästig. Den Generator kann ich nicht laufen lassen, denn ich möchte ihn kontrollieren, und da sollte der Motor kalt sein. Da kommt irgendwann ein Elektriker, grosse Worte vor dem Sicherungskasten und dann reicht der Strom für einen Kafi, aber den 2., keine Chance. Rund einen Drittel des Motorraums ist gereinigt. Dann beginnt wieder die Suche nach einem Winterplatz. Ich schreibe 5 Mails. Aber, wir sind in Griechenland, da ist alles nicht so hektisch, ich glaube, ich muss noch lernen. Um 15 Uhr muss ich das Schiff verlassen, wegen Decke, Kopf und fallen. Um 17 Uhr komme ich zurück. Mittlerweile liegen 2 Katamarane vor mir. Die Segler und Motörler sind sich ja nicht immer hold und so erteile ich einem Segler eine Lektion. Er schraubt seinen Stecker auseinander, nachdem er ihn in jeder Steckdose versenkt hat und immer wieder zum Kat zurück läuft und schaut, ob er Strom hat. Er kann die Steckdose wieder zusammen schrauben. Es hat keinen Strom. Heute war das Motto: Mal hat’s mal nicht. Da ist er aber froh, dass das Problem nicht beim Stecker oder Schiff liegt.

Donnerstag, 01. September. Verena-Tag. Auch in der Nacht hatte es mal Strom und mal nicht. Am Morgen reichte die Zeit, um 2 Kafi nacheinander zu machen, dann fiel der Strom wieder aus. Meine Diagnose ist, dass der Leitungsquerschnitt zu klein ist. Es windet und die Wellen sind wieder über einen Meter. Die 2. und 3. Absage für einen Überwinterungsplatz trifft ein. Kein guter Tag. Ich suche nach weiteren Plätzen und schreibe mails, aber so langsam habe ich das Gefühl, die wollen keine Ausländer. Ich muss raus aus dem Schiff. In der Zwischenzeit stürmt es echt und ich habe auf einem grossen Parkplatz, der erhöht ist Mühe mit Laufen, denn die Sturmböen sind extrem stark. Das entlockt mir aber ein Lippenverziehen bis zu den Ohren. Bei mindestens 15 Autos, neuester Bauart gehen nach einer sehr starken Böe die Alarmanlagen los. Die Autos wurden bewegt und anscheinend gibt es Alarmanlagen, die bei abgeschlossenen Autos auf Neigung reagieren. In der Stadt ist es merklich ruhiger geworden, die Restaurants sind nicht mehr so stark frequentiert. Bei dem Restaurant, wo wir 2x gegessen haben steht der Chefkellner draussen und fragt nach Verena. Ich erkläre ihm, dass sie in der Schweiz ist. Er bugsiert mich geradezu ins Restaurant und fragt, was ich trinken wolle. Ich bestelle ein Glas Weisswein. Er bringt das und dazu ein Teller mit 3 verschiedenen Käsesorten drauf. Als ich bezahlen will, nehmen sie kein Geld, ich sei so ein Armer!!!!. Heute fahren auch die Fähren und Katamarane anders. Es ist weniger Schwell im Hafen.

Freitag, 02. September. Jetzt funktioniert es mit dem Strom. Eine sehr stürmische Nacht ist hinter mir. Heute kommt der Hafenmeister nicht. Bei diesem Sturm fahren nur diejenigen aus, die ihre Segelyacht zurück geben müssen. Es kommt bestimmt niemand. Die Wetterprognosen zeigen noch eine Steigerung bis Sonntag. Heute ist aber auch ein Glückstag, denn wir haben, zwar im Wasser, aber einen Winterplatz in der sehr sicheren und geschützten Marina Messolonghi. Für den Ersatz der Anoden hat es einen Taucher und für uns wichtig, wir müssen den Flaggenschein erneuern, dieser ist nur 3 Jahre gültig, bis 31.3.17. Da verfügt die Marina über eine entsprechende Adresse zu einem lizenzierten Experten. Nun können wir alles ruhiger angehen. Am Abend sehe ich einen grossen Vogelschwarm, ja die kältere Jahreszeit kündigt sich an.

Samstag, 03. September. Ein längeres Telefongespräch mit Verena bringt mich auf den neuesten Stand. Dank Whattsapp Telefonie kostenlos. Zum Einkauf, ich muss wieder mal Wasser kaufen, nehme ich den Einkaufswagen. Als ich dem Kai entlang laufe, hebt sich der Wagen und ich kann ihn in der Luft ziehen. Der Wind ist wirklich extrem stark. Auf dem Rückweg muss ich dann bremsen.

Täglich um 14 Uhr kommt die Superfastfery und legt an. Immer anständig. Interessant ist, dass sie den Lautsprecher eingestellt haben. Ich höre jedes Kommando und auch die Bestätigung (ich höre nur, verstehen kann ich es nicht).  Gestern war ich auswärts essen und habe mir die halbe Pizza wieder einpacken lassen, die gibt es heute Abend. Die Pizzen sind hier so gross, es gibt selten jemanden, der eine Ganze isst, aber sie sind gut.

Sonntag, 04. September. Ich erwache durch das Geläute der Kirche. Die grösste Kirche hier hat ein spezielles, rythmisches Geläute. Es stürmt immer noch und das Schiff liegt nicht ruhig. Nach dem Frühstück nehme ich den Weg zur Höhlenkirche und zum Nonnenkloster unter die Füsse.

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Höhlenkirche, bei der nur selten die Glocke läutet

Wann die Höhlenkirche Theologaki gebaut wurde, lässt sich nicht eruieren. Das KlosterAjios Ioannis Christomos jedoch wurde im 17. Jahrhundert erbaut.

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Das Nonnenkloster war eine Festung, heute im übertragenen Sinne ist es das auch

Wie die meisten Klöster auf Naxos, dienten sie auch als Burgen gegen die venezianische Feudalherrschaft. Leider war das Eingangstor geschlossen, obwohl man es besuchen kann und ich in der Besuchszeit dort war. Zurück im Hafen stelle ich fest, dass der Quai nass ist. Der Hafenmeister sagt mir, dass der Paros Jet wieder wie ein Irrer gefahren sei. Er habe aber unser Schiff kontrolliert, es sei alles in Ordnung.