30. September, Tagwache um 7 Uhr, der Wind hat sich beruhigt, die Sonne begrüsst uns zum Frühstück. Glücklich, weiter ziehen zu können, nachdem wir einen zusätzlichen Tag angehängt haben, beginnen wir mit den üblichen Vorbereitungen zur Weiterfahrt. Bei diesen Vorbereitungen kommen unsere Nachbarn an die Reling, verabschieden sich von uns, nicht nur mit guten Wünschen, nein sie übergeben uns auch noch 2 türkische, süsse Spezialitäten. Irgendwie, nach der beinahe ablehnenden Begrüssung sehr speziell. Wir glauben, sie sind von unserer Art und Weise, wie wir uns gegenüber den Nachbarn und den Mitmenschen verhalten, einverstanden und akzeptieren uns.
Die Ausfahrt ist etwas speziell. Wir machen alles korrekt, trotzem kommt, dies ist hier üblich, ein Schubsi von der Marina und gibt uns einen seitlichen „Schubs“, so kam das Bugstrahlruder nicht zum Einsatz. Nicht nur die Parklücken, auch die Durchfahrtswege zwischen den Schiffen sind sehr eng. Der Schubsi begleitet uns bis zum Ende dieser Fahrstrasse.
Die See empfängt uns ruhig, wir haben ablandigen Wind. Doch, mit dem weiter wir vom Land weg kommen, werden die Wellen etwas höher. Da wir sie aber von hinten haben, sind sie nicht störend, wir empfinden es als bewegte, aber ruhige Fahrt. Vorbei an der Insel Kos, sind wir auch wieder in griechischem Gewässer, was natürlich Flaggenwechsel bedeutet. Wieder geniessen wir den Blick auf die vielen verschiedenen felsigen Inseln.
Um die Halbinsel Datca rum, geht es wieder ostwärts, das heisst wir fahren unter Land, so dass die Wellen nicht zu hoch sind. Bereits um 14 Uhr sind wir am südlichen Punkt der Halbinsel Datca und wir überlegen uns, direkt nach Bozburun weiter zu fahren, das Wetter ist gut, die Wellen auch und in ca. 3 Stunden wären wir dort. Wir nutzen die guten Bedingungen und fahren weiter. Das heisst neue Berechnungen, neuer Kurs, nachschlagen, was zu tun ist etc.
Um 17 Uhr sind wir in Datca, der Hafen scheint voll, extrem viele Schiffe ankern ausserhalb und so beschliessen wir, auch ausserhalb zu ankern. Wir passieren zwischen einigen Schiffen und „schmeissen“ den Anker. Irgend etwas läuft nicht gut, wir kommen den andern Schiffen zu nahe. Also, Anker auf und neue Position suchen. Verena beginnt „im Roten“ zu drehen, denn die Ankerwintch gibt den Geist auf. Aufpassen auf die andern Schiffe, versuchen Anker manuell zu heben, Kraftausdruck HAuZ (Himmel Arsch und Zwirn) es geht nichts mehr. Vorwärts, um Anker auszubrechen, seitwärts für das gleiche Resultat, mittlerweile sehen viele „Verankerte“ zu. Endlich, Sicherung aus und wieder ein, und dann geht es. Ego ist angekratzt. Wo sollen wir nun ankern. Bei der Vorbeifahrt am Hafen sieht Kurt doch noch eine Lücke. Sofort ansteuern und siehe da, es steht ein Marinero bereit, der uns einweist. Wir können sogar seitwärts anlegen, was allerdings aufgrund unserer Länge nicht ganz einfach ist. Doch wir schaffen es. Strom, Wasser, alles vorhanden und zu einem Preis von 100 Lira pro Nacht, das sind ca 46 CHF. Was für ein Unterschied zu Bodrum, wo € 152.00 plus Wasser, plus Strom zu bezahlen waren. Und jetzt noch die Spitze: 2 alte englische Seefahrer kommen und gratulieren Kurt zum Anlegemanöver. Die Welt ist wieder in Ordnung und Kurt`s Psyche ebenso.
4 Australier flanieren an unserem Schiff vorbei und sind über unsere Gangway entzückt. Ihre Aussage: Das muss ein Genie gewesen sein, der diese Gangway erfunden hat. Auf der einen Seite war dies ein Kompliment an den Erfinder und auf der andern Seite zeigt es, dieser Hafen, wie auch die Leute sind völlig anders, wie dies zum Beispiel in Bodrum war. Es liegen keine von diesen grossen Yachten hier, man ist sich trotz grösserer Abstände näher und spricht miteinander, alles erscheint viel „heimeliger“. Wir bleiben sicher 2 Nächte.