Heute ist Samstag, 30. Mai 2015. Seit gestern haben wir doch einiges erlebt.
Am Freitag Morgen hat es, wie angekündigt, mit Wind begonnen. Wir haben auf der Fly mit dem Auftischen begonnen, doch mit Tischtuch unmöglich, der Wind war zu heftig. Nachdem wir das Frühstück beendet haben und wie immer noch über den bevorstehenden Tag sprechen, machts schwups, ein Windstoss, Verenas Teller, sowie das Tischset werden angehoben, der Teller landet auf dem Boden und das Set finden wir auf dem Vorschiff. Negativ, einen Teller weniger, positiv, auch einen weniger abwaschen………
Anschliessend besuchen wir den Kundendienst in der Marina, denn wir haben doch einige Fragen was wo und wie zu erreichen ist. Daniela gibt höflich Auskunft und wir wollen auf dem Rückweg noch (nur für Verena) Eis einkaufen. Nix da, es ist Freitag und der Muezin hat schon gerufen. Also gehen wir zurück aufs Schiff. Die Tessiner sind mittlerweile, trotz heftigem Nordwind, also Gegenwind nach Suez losgefahren. Sie rechnen 3 Tage.
Die Predigt des Imam wird über Lautsprecher übertragen und wir schauen uns etwas konsterniert an. Diese „Predigt“ wird immer lauter, hektischer und nimmt für uns Formen an, wie jemand, oder hier die Moschee-Besucher „abgekanzelt“ würden. Wir empfinden dies als einen „gehässigen“ Ton und es kommen Gedanken an Hassprediger auf. Es ist für uns ja auch schwierig da wir nichts verstanden haben, doch c’est le ton qui fait la musique.
Am Nachmittag gehen wir in die Einkaufs-Strasse, die uns Daniela beschrieben hat. Sie sagte wörtlich, beim Sheraton müsst ihr links gehen. Als wir dann auf der Strasse waren, mussten wir feststellen, dass es kein Sheraton gibt. Wir sind, ohne fündig zu werden, schon weit gelaufen. Das gab natürlich Durst und der musste gelöscht werden. Dann marschieren wir mutig weiter, kehren aber irgendwann etwas frustriert um, machen im gleichen Restaurant Halt, da uns die angebotenen Menues schon bei der Drinkpause „gluschtig“ gemacht haben. Verena bestellt Hähnchenkeule gebraten mit Röstkartoffeln und Zwiebeln und Kurt Kasseler mit Kartoffelsalat. War echt gut und „urchig“.
Auf dem Rückweg haben wir uns noch Taucherbrille, Schnorchel und Flossen gekauft. Die Beratung war gut und wir meinen, nun gut ausgerüstet zu sein.
Kurt hat bis 8 Uhr geschlafen (Vorteil bei getrennten Zimmern!!!) und Verena hat seit 6.30 Uhr im Schiff geputzt. Durch den Wind kommt viel Sand auf und ins Schiff. Ja ja, wie heisst es doch, die Wüste lebt. Sie gibt viel Sand ab und verteilt ihn in alle Ritzen.
Um 10 Uhr gibt es viel Lärm. So ungefähr 30 Harleys fahren vor. Natürlich mit dem notwendigen „Geratter“. Irgend jemand hält eine Ansprache es wird etwas gegessen und getrunken und dann mit noch viel mehr Lärm wieder losgefahren.
Um 13 Uhr „bewegen“ wir uns gemütlich Richtung Stadt, besorgen uns T-Shirts und wollen erfahren, warum Verenas I-Phone mit dem Internet nicht mehr funktioniert. Ein freundlicher Verkäufer von Vodafon erklärte uns, er spreche nur arabisch, also suchen wir ein weiteres Geschäft. Das zweite war geschlossen, beim 3. wurden wir dann sehr höflich bedient und der Verkäufer hat Verenas Handy wieder in die richtige Konstellation gebracht. Den Tag lassen wir auf der Fly ausklingen. Kurt geht wieder in die Küche und nach Sonnenuntergang wird gegessen.
Wir haben sehr gut geschlafen, allerdings haben wir jetzt getrennte Schlafzimmer. In der Eigner- wie auch in der Gästekabine, ist das Klimagerät unter einem Bett. In diesem Bett schlafen, wenn die Anlage in Betrieb ist, möchten wir aber nicht. Den Dreh, wie wir die Anlagen benutzen, haben wir noch nicht ganz gefunden. Vor allem wenn bei 41 Grad kein Lüftchen weht, dann läuft die Anlage länger. Dazu haben wir noch das Problem vom Vereisen der Anlage gehabt. Dank Adrian konnten wir das lösen und jetzt läuft alles perfekt.
Also gestern gings, zusammen mit dem Agenten und dem Chauffeur, im klimatisierten Auto, zuerst zum Fotographen, danach zum Passamt. Dort füllen wir beide einen A4-Fragebogen aus, geben diesen mit unseren Pässen ab und bekommen die Aufforderung, die Pässe am folgenden Tag um 13.00 Uhr abzuholen. Dies ist nötig, denn wir brauchen eine Aufenthaltsbewilligung und Fahrerlaubnis für 6 Monate. Unser Agent Islam, so sein Name, sah etwas müde aus. Er erzählt uns dass er auch in Safaga zuständig ist, dort werden die Waffen und die Wachmannschaften auf die Grossschiffe geladen. Das mit den Waffen sei immer ein grosser Aufwand, verbunden mit viel Schreibkram, was oft auch Nachtarbeit bedeutet. Zurück beim Schiff kommt ein Mann, schaut Verena an und sagt Grüezi. Ein Tessiner Segler-Ehepaar, das um die Welt gesegelt ist hat 3 Schiffe von uns entfernt festgemacht. Mit Romano können wir Deutsch sprechen, mit seiner Frau sprechen wir englisch, italienisch wäre auch möglich. Sie sind interessante Leute, haben das „Krisengebiet“, das wir nicht befahren wollen, problemlos hinter sich und sind auf dem Weg in Richtung Heimat.
Das Nachtessen nehmen wir auf der Fly, freuen uns an der Musik vom nahen Restaurant und geniessen die angenehmen Abendtemperaturen. Dazu ist zu erwähnen, die Sonne verschwindet um 18.30 Uhr und um 19.30 Uhr ist es bereits dunkel, morgens jedoch, versucht sie uns bereits um 04.50 Uhr zu wecken!!!!!
Ja, wir stehen jetzt etwas früher auf, da am Morgen die Temperaturen noch im eher angenehmen Bereich sind. Das Leben findet jetzt praktisch nur noch draussen statt. Um 10 Uhr kommt unser Agent Islam und erklärt uns, dass der Zoll in einer halben Stunde aufs Schiff komme. Das hat er uns bereits schon gestern angekündigt, nach 30 Minuten kommen 2 Personen vom Zoll. Die packen Formulare aus und es beginnt eine Befragung. Kurt kann sich nur mit grösster Mühe zurück halten. So wird gefragt, ob wir einen Kühlschrank haben und wenn ja, welche Marke. Ob wir eine Mikrowelle haben und wenn ja, welche Marke. Ob wir Funk haben, welche Marke, sogar nach der Waschmaschine fragt er etc. Nach 20 Minuten ist alles fertig und sie gehen von Bord. Islam gibt uns den Termin 13 Uhr an, um die Pässe zu holen. 12.10 Uhr ist er da und wir fahren mit ihm zum Passamt. Wir bekommen die Pässe, aber es gibt keine 6 Monate Visa mehr, nur noch 3 Monate Visa. Das macht nicht wirklich glücklich, zumal die 3 Monate vom 1. Eintrittstag, also dem 9.5. an gerechnet sind.
Wir gehen durch den Einkaufsladen der Marina zurück und finden, dass sie ein gutes Angebot haben. Wir müssen zurück zum Schiff, denn ein Schreiner sollte noch kommen, um den Tisch auf der Fly zu demontieren und abzuschleifen. Gestern hat er gesagt, er komme heute Inshallah. Er kommt aber nicht und so gehen wir in die Stadt, denn wir brauchen dringend Geld vom Bankomaten. Eine ziemlich schwierige Sache, einen solchen zu finden. Nach einer Stunde haben wir einen entdeckt und jetzt geht es uns wieder besser. Um 18.45 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff. Kurt stürzt sich in die Küche (da ist es kühler, da die Klima-Anlage läuft und um 19.10 Uhr sind wir beim Essen. Es ist immer noch drückend heiss und kein Wind geht.
Morgen bekommen wir dann noch die Fahrerlaubnis für 3 Monate und dürfen dann ganz Ägypten befahren. Wie auch immer, morgen sollten alle administrativen Probleme gelöst sein.
Die Reise beginnt schon einen Tag früher mit PUTZEN. Der Sand setzt sich überall fest und wir putzen das Schiff innen und aussen und bunkern auch wieder Wasser. Dann gibt es noch Reiseformalitäten zu erledigen, sowie auch sicher stellen, dass am Morgen jemand da ist, auch zur rechten Zeit, der uns vor allem beim Ablegen von der Boje hilft.
Nach einem reichhaltig-gesundem-vitaminreichem Nachtessen gehen wir früh schlafen. Pfingstsonntag, Tagwache um 06.30 Uhr, der gewohnte Ablauf, vor dem um 9 Uhr geplanten Ablegen.
KarKar, der Marineiro und Hafenkapitän ist auch pünktlich bereit, er fährt in seinem Boot zur Boje und macht uns frei. Wir legen ab und fahren auf den Kanal, diesmal ohne Lotsen, denn nach 2 Kilometern sind wir im Golf von Suez und wir können Schub geben. Zum Glück sind wir vor den grossen Conainerschiffen losgefahren, so dass es im Kanal keine Überholmanöver gab. Das Meer hat nur sehr kleine Wellen und auch der Wind auf die Nase, hält sich in Grenzen. Ab 16 Uhr haben wir die Seeschifffahrtsstrasse, die den Golf von Suez hinabführt, auf unserer Seite ganz für uns. Die Frachter und Conainerschiffe sind weit mehr als doppelt so schnell wie wir und nun alle vor uns. (Es kommt Kurt vor wie zu Hause. Er auf der Autobahn auf der rechten Spur mit 100 und alle ziehen an ihm vorbei). Langsam verschwindet auch die Sonne am Horizont, die Temperatur immer noch warm, aber angenehm. Verena rüstet Tomaten, Gurken, Peperoni und Rüebli auf der Fly, das wir zusammen mit Käse und Brot geniessen.
Es wird dunkel, Zeit die Lichter einzuschalten. Doch ohjeh, das Backbord- wie das Hecklicht brennen nicht. Die „Birnen“ sind nicht defekt, also muss es an etwas anderem liegen. Wir wissen uns zu helfen, denn wir haben „Notlichter“ mit Batteriebetrieb. Schlimm wäre es nicht, denn von hinten kommt kein Schiff mehr, da sie uns alle überholt haben und die nächsten kommen eh erst morgen um 12 Uhr. Für die Entgegenkommenden spielt das keine Rolle, da diese mindestens 300 Meter von uns entfernt fahren müssen.
Um 20.45 Uhr beginnt es mit dem Wellen. Nicht wirklich unangenehm, aber man merkt sie und wir üben mit unserem Gleichgewicht. Nach 45 Minuten ist der Spuk vorbei und es ist wieder ruhig und zwar so, wie wir es noch nie hatten. Verena legt sich im Steuerhaus auf die Bank um etwas zu schlafen, Kurt steuert die Madness weiter auf der Fly und geniesst die Ruhe der Nacht.
Der Morgen bricht an, wir sehen noch die letzten Hügel der Sinai-Halbinsel und es verspricht, heiss zu werden, denn von Wind ist nichts zu spüren. Dafür haben wir plötzlich extrem viele Fliegen. So um die 25 – 30 müssen ihr Leben lassen, dafür kommen noch mehr an die Beerdigung. Trotzdem wir geniessen die Fahrt und freuen uns am blauen Meer und den Sandhügeln.
Um 10. 30 Uhr fahren wir langsam in die Marina ein, nachdem wir eine Stunde vorher unseren Agenten benachrichtigt haben. Ein Boot kommt uns entgegen und geleitet uns an den Anlegeplatz. Da wird auch Hand angelegt und wir sind dankbar dafür, insbesondere deshalb, weil wir nochmals etwas verschieben müssen und doch auch etwas müde sind. Aber sie sind freundlich und hilfsbereit. Die Marina macht einen sehr guten Eindruck und wir sind auf die kommenden Tage gespannt. Die ersten administrativen Angelegenheiten sind erledigt, die Stromspannung ist gut, so dass wir unsere Klima-Anlage nutzen können. Dies war eine gute Investition, nicht auszudenken, die Temperaturen ohne diese Kühlung!!!
In 25,5 Stunden haben wir eine Strecke von 188 Meilen bewältigt und das mit einem Seegang, den auch Agi gefreut hätte. Wir sind gesund, wenn auch ziemlich müde angekommen.
Nach Sonnenuntergang machen wir uns für einen kurzen Spaziergang auf der Flaniermeile bereit, lassen uns im Restaurant Heaven ein feines Nachtessen servieren, geniessen die Einmann-Gitarren- und Gesangseinlagen und freuen uns einfach HIER ZU SEIN und dies erleben zu können.
Die letzten 3 Tage waren eher geruhsam. Auspacken, waschen, und Homepage schreiben. Essen immer auf der Fly, aber es gab auch einige spezielle Ereignisse.
Der Dienstag war mit „Hausarbeit“ erfüllt und diversen Gesprächen über die vergangenen 3 Tage. Auch mit unserem Agenten Abdu haben wir über den Kairobesuch gesprochen und bei ihm die Rechnung vom Reise-Unternehmen beglichen. Mit dem Taxi sind wir noch zu einem Lebensmittelgeschäft und einem Früchte- und Gemüsestand gefahren, um uns wieder mit dem Nötigsten einzudecken.
Gestern, Mittwoch war ein besonderer Tag, denn wir hatten gar nichts vor. Verena war etwas „uliedig“, denn sie beginnt unter der Hitze zu leiden. Ja ja, wir haben eine Klima-Anlage. Das Problem ist jedoch, wenn wir eine Spannung von 220 oder mehr Volt haben, funktioniert sie ausgezeichnet. Doch stets gegen Mittag nimmt die Spannung ab und damit auch die Leistung der Anlage. Manchmal fällt sie auf knapp 200 Volt oder gar darunter. Strom zu erzeugen wäre hier ein kleines Problem, aber es wird nicht angegangen, Windkraft und Sonnenenergie ist hier in Hülle und Fülle vorhanden.
Trotz Hitze, haben wir uns heute mal zu Fuss Richtung Stadt gewagt. Eigentlich eine schöne Promenade dem Kanal entlang, doch ist auch hier der Müll ein Riesenproblem, sehr schade. Das Leben spielt sich hier weitgehend im Freien ab, oft bläst der Wind sehr kräftig und trägt dann so dies und jenes mit sich davon. Doch bei so vielen Arbeitslosen sollte es eine Möglichkeit geben, dieses Übel in den Griff zu bekommen. Leider handelt es sich hier um ein Mentalitäts-Problem. Im Park in Kairo war alles sauber, aber da gibt es Aufsichtspersonen und Abfallkübel, in der Stadt selbst wieder das selbe Übel. Wenn Ägypten dieses Problem in den Griff bekommt, dann hat das Land einen grossen positiven Schritt in die Zukunft gemacht. Wir stellen auch fest, dass hier die Polizei eine untergeordnete Rolle spielt. Hier hat das Militär das Sagen.
Wir stellen auch andere spezielle Tatsachen fest. Weder die Container Schiffe die nach Norden gehen, noch diejenigen, die nach Süden fahren sind voll beladen. Daraus lässt sich schliessen, dass die Weltwirtschaft nicht mehr so im Schuss ist. Dabei spielt es keine Rolle, von welchem Unternehmen sie sind, APL, COSCO, MAERSK, MSC oder was auch immer, die Schiffe sind nur von 2/3 bis maximal, und das ist selten 3/4 beladen. Wir hoffen, dass der europäische Binnenmarkt wenigstens gut floriert. Heute haben wir auch ein Novum erlebt und wie wir festgestellt haben, ist das auch für die Ägypter nicht alltäglich.
Ein riesig grosses Kreuzfahrtschiff ist an uns vorbei gefahren. Das macht schon Eindruck. Sehr lang und extrem hoch. Da reichen wohl 100’000 Dollar für die Passage nicht aus. Die spezielle Vermessung treibt den Preis in die Höhe. Nach dieser à la Suezkanal-Vermessung hätten wir mehr als als 63 Tonnen. Unser Netto-Tonnen Gewicht ist aber 40 Tonnen, brutto sind es 48 Tonnen, das heisst voll getankt mit Diesel und Wasser und Kurt inklusiv! Ägypten erzielt die höchsten Einnahmen vom Suezkanal, vor Tourismus, Erdöl/Erdgas, Landwirtschaft und Textilindustrie.
Heute kam ein wenig Heimweh auf. Wir haben zum z’Nacht eine Dose Blaukraut mit Apfel, die uns als Mitbringsel von den Familien Heuberger und Bürgi, anlässlich unseres Aufbruchfestes geschenkt wurde, geöffnet und gegessen. Wir haben an Euch gedacht.
Wenn wir zurückblicken, so fällt uns zu unserer 3 tägigen Reise folgendes ein:
Unser Agent Abdu hat mit Sunrise ein gutes Reiseunternehmen empfohlen. An den Fahrern gibt es nichts auszusetzen. Wenn wir das sagen, so muss man wissen, dass es praktisch keine Ampeln in Kairo gibt, der Verkehr immer mehrspurig ist, ausser auf den kleinen Strassen, wo es auch noch Tuktuk, „Kutschen“, und Eselskarren hat, man überall links und rechts überholen darf, wo es auf den Hauptstrassen alle paar hundert Meter Schwellen hat, Fussgängerstreifen praktisch inexistent sind, Fussgänger jedoch überall irgendwie, zwischen den Autos hindurch die Strassen überqueren. Autofrei sind nur die ganz schmalen Strässchen, in dem für ein Auto kein Durchkommen ist, denn wo man durchkommt, darf man fahren. An den oft „kurios“ parkierten Autos vorbei zu kommen ist ebenfalls nicht einfach. Auch wird praktisch alles aus dem Autofenster geworfen. Trotz Chaos, doch dank „Gehupe“, schlimmer wie in Italien, gibt es aber wenig Unfälle.
Kairo ist eine lebendige Stadt, mit europäischen Städten aber nicht zu vergleichen. Wir meinen dies nicht negativ, es ist einfach eine Stadt, die wir Mitteleuropäer kaum verstehen können. Es ist sicher schwierig, eine schnell wachsende 22 Millionen-Stadt, geschätzt allerdings 25 Millionen in den Griff zu bekommen. Es ist aber eine Stadt, die menschenfreundlich ist und nicht nur dies, wird irgendwo ein Brunnen gebaut, wo sich Leute waschen, aber auch trinken können, so wird auf dem Boden eine Tränkestelle für die Tiere eingerichtet. Auch die Ziegen und Schafe, die mitten in der Stadt, in einer schmalen Strasse zum Kauf angeboten werden, erhalten grünes Futter und Wasser.
Unser Reiseleiter, Hany Elsayed, hat uns Geschichte, Religion und Kultur vermittelt und uns einen kleinen Einblick in das Reich der Pharaonen und des modernen Ägyptens gewährt, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Wir wissen auch, dass wir ihm manchmal vermutlich „eigenartige“ Fragen gestellt haben, aber die unterschiedlichen Lebensumstände haben für uns diese Fragen aufgeworfen, er hat sie uns stets mit Geduld beantwortet.
Heute ist der Fahrer, er kommt von Suez, etwas verspätet, Grund, es hatte dicken Nebel.
Wir fahren zuerst in ein Geschäft, das mit ägyptischer Baumwolle handelt, auch da mit dem Ziel, dass wir etwas kaufen. Auch da fallen unsere Einkäufe eher klein aus. Der nächste Halt ist bei einer ägyptischen Parfum-Fabrik. Als islamisches Land, dürfen sie ja keinen Alkohol verwenden und so werden die Essenzen mit Oel vermischt. Da muss man aufpassen, dass man am Schluss nicht mehr Oel als etwas Anderes hat. Hany hat uns zu „seinen“ Läden gebracht, wo auch jederzeit ein Attest abgegeben wird, das die Ingredienzen und Essenzen genau beziffert, man also nicht „über die Ohren gehauen“ wird. Es ist interessant, mit welchen Worten diese Parfums angeboten werden und welche Wirkung sie haben sollen. Auch da kaufen wir nur etwas Kleines.
Verena hat den Wunsch, den Al Azhar Park zu besuchen. Da dieser ganz nahe dem Bazar ist, müssen wir nicht all zu weit mit dem Auto fahren.
Dieser Park ist eine Art Oase in der Stadt. Man hört nicht viel vom Verkehr. (in Kairo fahren 5 Millionen Autos) Der Park ist grosszügig angelegt, gepflegt und sauber. Besucht wird er von Einheimischen für ein Picknick und man hat eine gute Sicht auf verschiedene Stadtteile.
Vom Park geht es zu Fuss in den Bazar. Der Chauffeur kommt auch mit, vermutlich auf Wunsch unseres Reiseführers. Es gibt die Hauptstrasse und 1 Meter breite Nebenstrassen, in denen sich die Geschäfte befinden. Für Touristen ist dies nicht ganz ungefährlich und, wir vermuten, aus diesem Grunde musste der Chauffeur mitkommen. Die Beiden haben uns bewacht. Danke. Der Bazar ist im alten Kairo und auch die Bauten sind imposant. Verena beginnt unter der Hitze zu leiden und so machen wir uns auf den Rückweg.
Nach dem Mittagessen bedanken wir uns bei unserem Reiseführer und es geht zurück nach Suez.
Als 1. nehmen wir die Klima-Anlage in Betrieb und bereiten dann ein kleines Nachtessen vor, das wir auf der Fly einnehmen und unsere Gedanken zurück schweifen lassen.
Trotz Befürchtung haben wir gut geschlafen. Das Buffet für das Morgenessen war eher bescheiden, aber ok, ein kleines Problem für uns ist, dass es nur gesüsstes Brot gibt.
Pünktlich um 09 Uhr wurden wir von Hany im Foyer des Hotels abgeholt. Diesmal kommt ein Chauffeur mit einem Personenwagen. Eine chinesische Marke, die erstaunlich schön verarbeitet ist. Wir fahren los Richtung Giseh. Auf der Fahrt erhalten wir viele Informationen. Es gibt die Knick- die Stufen- und die eigentlichen Pyramiden. Wir möchten jetzt aber nicht als die grossen Kenner der Pyramiden gelten, wir geben nur die Informationen weiter, die wir erhalten haben. 1. Die grösste Pyramide ist die Cheops (das war übrigens der 1. Name unseres Schiffs). Die Baudauer betrug 23 Jahre. Für diese Pyramide, sie war mal 147 Meter hoch, jetzt aber nur noch 137 (die Spitze war vergoldet und wurde gestohlen) wurden zwischen 2,3 und 2,8 Millionen Steine verwendet. Wie diese Pyramiden gebaut wurden, ist bis heute noch nicht erklärbar, wohl gibt es verschiedene Vermutungen, ebenso, ob es überhaupt Gräber waren und ob es nicht noch andere Gänge und Räume gibt. In Giseh gibt es 3 grosse Pyramiden, die grösste ist Cheops, die zweite Chephren und die Kleinste die Mykerinos. Auch gibt es einige kleinere Pyramiden, die der Königinnen sowie Grabfelder von hochrangigen Personen und Verwandten des Pharao. Als Tourist kann man die Cheops von Innen besichtigen. Pro Tag dürfen nur 300 Personen in die Pyramide gehen. Dies ist in der Saison sehr wenig.
Der Eingang den man benutzt ist nicht der ehemalige Haupteingang, sondern der einstige Eingang der Grabräuber. Zuerst geht es abwärts, dann in gebückter Haltung schräg nach oben, bevor man in eine Art schiefe Halle kommt, die 2,15 Meter breit, 8,5 Meter hoch und 47 Meter lang und die aus polierten fast fugenlos aneinander gefügten Steinplatten ist. Diese sind auch schräg eingebaut. Am oberen Ende der grossen Halle, geht es in noch gebückterer Haltung bis zur Grabkammer, die 42,3 Meter über der Pyramidenbasis liegt. Hier befindet sich auch der Entlastungsschacht. Die Wände wie auch die Decke bestehen aus rotem Granit, die Decke selbst wird von gewaltigen 5,65 Meter langen und 40 t schweren Granit-Monolithen getragen, um die Last der Steinquader oberhalb tragen zu können. Ebenso befindet sich hier ein Sarkophag, ohne jede Beschriftung oder Andeutung seines Besitzers, von einer Grösse, die den Durchgang zum Raum bei weitem übertrifft. Man kann die Pyramiden fotografieren wie auch immer, kein Foto kann die überwältigende Wirklichkeit zeigen. Fotografieren im Innern ist aber verboten.
Auf der Ostseite befand sich der Totentempel, in dem sich die Priester aufhielten, dann gab es den Taltempel, in dem der Leichnam einbalsamiert wurde und vor diesem war der Hafen, da die Steine über den Nil und via Kanal gebracht wurden. Unser Reiseleiter hat dies für uns mit einem weichen Stein auf die Basaltplatten gezeichnet.
Auf der Südseite haben wir noch das Barkenmuseum besucht. Darin ist eine 43 Meter lange Barke, die über 4’500 Jahre überlebt hat und 1954 gefunden wurde. Diese Barke hatte den Zweck, dem Pharaonen Cheops nach seinem Tode zur Verfügung zu stehen. Sie wurde also nie benutzt. Die Barke besteht aus 1’224 Einzelteilen.
Anschliessend sind wir mit dem Auto zu einem Aussichtspunktgefahren, von dem man die 3 Pyramiden, aber auch den Beginn der libyschen Wüste sieht.
Per Auto geht es dann ins Tal zur Sphinx. Er, die Ägypter sagen er zur Sphinx ist 20 Meter hoch und 75 Meter lang. Wofür er gebaut wurde, weiss niemand. Die Mamluken (Mamluk heisst Sklave, sie waren aber mal Herrscher in Ägypten) benutzten den Sphinx als Zielscheibe und beschädigten das Gesicht, das dem Pharaonen Cheops gleichen soll.
Nach dem Mittagessen fahren wir in ein Geschäft, wo uns die Herstellung des Papiers aus Papyrus erklärt wurde, natürlich mit dem Ziel, dass wir etwas kaufen, was wir auch gemacht haben, vielleicht für den Verkäufer etwas zu klein!!!!
Auf der Rückfahrt zum Hotel hielt der Chauffeur auf einer Brücke an um uns die Möglichkeit zu geben, eine Nilinsel, die nur landwirtschaftlich genutzt wird, zu zeigen.
Sehr müde sind wir im Hotel angekommen, haben aber noch rege Diskussionen über das Erlebte geführt, so nach dem Motto: welcher Pharao war jetzt das und was hat er alles gemacht. Obwohl sich Hany bemühte, uns nur die wichtigsten Daten und Namen zu nennen, war es doch eine Fülle, die wir nicht sofort verarbeiten konnten. Nach einem guten Nachtessen geht es zeitig zu Bett, denn im Fernseher kommt kein Tatort……….
Nach einem kurzen Frühstück, wir haben auf 08.00 Uhr die Abfahrt vereinbart und in Ägypten kann dies auch eine Stunde oder noch später sein, gehen wir zum Ausgang und staunen, unser Fahrer mit Kleinbus vom Reisebüro Sunrise ist da. Der Fahrer spricht nicht viel, fährt aber sehr konzentriert. Es geht durch die libysche Wüste Richtung Kairo. In einem Vorort nehmen wir unseren deutschsprachigen Reisebegleiter auf, er stellt sich als Hany vor. Studiert hat er Ägyptologie und er fragt uns nach unseren Wünschen. Zuerst möchten wir die Zitadelle besuchen.
Wir fahren über eine Hochstrasse, vorbei an einem riesigen Friedhof, links und rechts der Strasse. Für die Toten wurde nicht nur ein Grab, sondern ein kleines Haus gebaut, denn die Toten wurden verehrt und es fanden auch Feste für sie statt, an denen die Angehörigen zu diesen Grabstätten kamen. Da diese jetzt leer stehen wurden sie von ca. 3 bis 4 Millionen Menschen, der Ärmsten der Armen in Beschlag genommen.
Die Zitadelle wurde von Saladin gebaut und war zum Schutz von Kairo gegen die Kreuzritter. Von 1176 bis 1182 wurde diese Festung gebaut. Auf die weitere Geschichte lassen wir uns nicht ein, sie ist etwas kompliziert. Die Gastgeber von Saladin waren die Fatimiden, er unterwarf sie sich und musste sie auch noch von der schiitischen in die sunitische Glaubensrichtung bekehren und er gründete die Aijubiden Dynastie. Diese Festung ist riesengross und darin befindet sich auch die Alabaster Moschee. (diese wurde von einem bosnischen Architekten entworfen, nach dem Vorbild der blauen Moschee in Istanbul) In dieser Moschee sind wir auf den Boden gesessen und Hany hat uns in groben Zügen in den Islam eingeführt und unsere Fragen beantwortet. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Neben dieser Moschee befindet sich der Ohrturm, ein Geschenk vom Sonnenkönig von Frankreich. Im Gegenzug erhielt er den Obelisk, der auf der place de la Concorde steht. Im Bereich der Zitadelle befinden sich diverse Museen. (Polizei- Militär- und Beschlagnahmungsmuseum) Diese haben wir nicht besucht.
Nach dem Mittagessen besichtigen wir den Tahir-Platz, vorbeifahrend, wo die diversen Protestkundegebungen stattgefunden haben und besuchen eine der Nilinseln.
Um 16 Uhr fahren wir zu unserem Hotel. Da muss jemand im Zimmer getobt haben. Ins Badezimmer können wir nicht, es fehlt der Türknauf und einige Holzspäne liegen auf dem Teppich. Das Bett, sowie das übrige im Zimmer sind sauber . Die Türe wird auch umgehend repariert. Wir beschliessen, noch etwas zu Fuss die Umgebung zu erkunden. Das Problem, die Trottoirs sind mit kleinen Früchte- Gemüse- oder Kioskständen besiedelt, aufgerissen und mit Autos in Beschlag genommen . So haben wir auch in ganz Kairo während unseres Aufenthaltes nur 2 Kinderwagen gesehen, und diese in einem gepflegten Park. Hier werden die Kinder getragen. Wir sind gute 2 Stunden unterwegs, haben wie die Einheimischen, fast unter Lebensgefahr die mehrspurigen Strassen überquert. Ganz zufällig finden wir ein Lokal in der Nähe des Hotels. Verena ist glücklich, es hat viele Leute drin. Das heisst, es ist gut. Wir wurden nicht enttäuscht. Es gab viel Gesprächsstoff für uns, während wir das feine Essen geniessen.
Wir haben bestens geschlafen. Nach dem Frühstück, diesmal nicht auf der Fly, denn es windet stark, geht es innerhalb des Hafens auf Entdeckungstour. Will man nur einen Schritt aus dem Hafen machen, zum Bsp. um den Müll zu entsorgen, verlangt die Polizei den Pass. Wir haben dem Wunsch entsprochen und unsere Pässe vorgelegt. Der Polizist kann aber keine Fredmsprache, doch er studierte unsere Pässe sehr lange……….
Für den Waschtag entscheidet Verena, die Waschmaschine im Hafen zu benutzen, doch nicht ohne diese vorher zu reinigen. Am Nachmittag kommt der Agent und bittet uns zum „Reiseveranstalter“ zu kommen. Also schnell umziehen und los, wieder wurden die Pässe verlangt! Als wir jedoch erklären, dass wir das Hafenareal nicht verlassen, sondern nur zum Agenten gehen (er hat uns nicht verstanden, jedoch den Namen Abdu) war es kein Problem mehr. Wir haben das weitere Vorgehen und unsere 3-tägige Reise nach Kairo besprochen. Der Agent verspricht um 18 Uhr auf die Madness zu kommen, damit wir alle Auslagen, wie Diesel, den Schiffsingenieur unterwegs, sowie den neuen Filter begleichen können. Per Telefon meldet er uns, dass der Reiseveranstalter den Preis noch nicht mitgeteilt hätte und es sicher noch einige Verhandlungen brauche. Der Diesel war auf 19 Uhr versprochen, allerdings war auch er nicht zur Zeit, so dass wir unseren Bootsbetreuer fragten, ob wir auswärts essen gehen können, was er bejahte. Wir sind ins Hotel Red Sea spaziert und im 6. Stock ins Restaurant. Es waren nicht viele Gäste anwesend, nebst uns, noch ein Gast. Wir haben folgendes bestellt: Hähnchen an Curry Sauce mit Reis und zusätzlich gedämpftes Gemüse und für Kurt ein paniertes Schnitzel (sicher nicht vom Schwein, denn Bier gab es auch keines) Pommes und Gemüse, 1 Liter Mineralwasser von Nestlé und frischen Lemonsaft. Dafür haben wir, inkl. zusätzliches Trinkgeld 180 Ägyptische Pfund bezahlt, was ca. Fr. 21.50 entspricht. Bei der Rückkehr zum Schiff war die Betankung noch nicht ganz fertig, aber wir denken, es ist gut so.
Heute, 15. Mai sind wir früh aufgewacht, denn ein Lotsenboot hat den Hafen verlassen und die machen Wellen, wie ein Weltmeister. Schon vor dem Frühstück merkt Kurt, dass in seinem Bauch sich etwas regt. Irgendwie ist das die Rache des Monte Zumas, nach dem gestrigen Lemonjuice, der Eis enthielt, was man hier nicht nehmen sollte. Wie es so ist, Männer leiden mehr als Frauen…….. Um 11 Uhr rufen wir den Agenten an, denn die Rechnung für das Tanken, sowie das Weitere Vorgehen haben wir immer noch nicht. Der Agent entschuldigt sich, er will zuerst in die Mosche zum Beten. Er sagt, dass er um 13 Uhr bei uns ist. Um 14.30 Uhr kommt er mit seinem Chef und wir sollen 5’000 US Dollar bezahlen. Das ist nach Abrechnung zwar ok, aber Kurt kommen Zweifel auf, ob da alles mit rechten Dingen einher gegangen ist. Die Betankung erfolgte in der Nacht, von einem Nachbarschiff aus!!!!!
Danach gehen wir auf die Suche nach einer Bank, bei der wir ägyptische Pfund beziehen können. Ein freundlicher Oberst hilft uns und bringt uns auf den rechten Weg. Wir halten fest, Militär, Polizei und alle Uniformierten sind i.d.R. hilfsbereit und korrekt, selbst wenn sie die Sprache nicht verstehen und das gibt irgendwie Vertrauen. Anschliessend suchen wir einen Gemüseladen, was nicht ganz einfach ist. Wir finden einen, aber Verena meint, noch einen andern gesehen zu haben. bei näherer Betrachtung sind wir mit dem 1. Gesehenen zufrieden und gehen zurück. Wir ergreifen Plastikssäcke und bedienen uns mit dem Gewünschten. Bezahlen können wir nicht, da der Verkäufer sich vermutlich im Gebet befindet. Nach ca. 10 Minuten kommt er, andere Wartende drängen sich vor. Für 2 Bananen, 4 Tomaten, 4 kleine Gurken und 2 Zughettini bezahlen wir 8 Pfund. Das ist gerade mal 1 Franken. Ein ehrlicher Mensch, schön dass es auch solche gibt.
Auf dem Schiff angekommen wird das Gemüse sogleich zu einem Salat, mit zusätzlichem Käse verarbeitet und wir essen auf der Fly und trinken Wein dazu. Für uns ein Festessen bei angeregter Diskussion über uns, unsere Erwartungen und unsere verschiedenen Verhaltensweisen. Kurts Meinung gerät hier irgendwie immer mehr ins Abseits, obwohl er es mit aller Kraft verteidigt.
Morgen um 08.00 sollen wir abgeholt werden um nach Kairo zu fahren und dort erwartet uns ein Deutsch sprechender Reiseführer. Verena hat viele Fragen die Kultur betreffend. Sie ist und bleibt differenzierter als Kurt, wer von uns Beiden aber weiter kommt, Inshallah.
Es sollte eine 2 tägige Reise werden. Der Morgen beginnt gut, wir haben um 09 Uhr den Start vereinbart und um 08.00 Uhr beginnt es zu regnen. Das Wetter zeigt sich nicht von der guten Seite und es kommt Wind auf. Kurt hängt den Strom ab und macht das Schiff startbereit. Der Regen zeigt, dass wir ein unglaublich schmutziges Schiff haben. Das kommt von den vielen Autos, mit für uns unleserlichen Nummern und den Schiffen, die einen Rauch ausstossen, der uns etwas schockiert, und es sind nicht nur einzelne Schiffe, nein es sind deren sehr viele, die diesen schwarzen Rauch rauslassen. Da geben wir uns doch in der kleinen Schweiz Mühe, die Umwelt anständig zu behandeln, und dann gibt es Länder, die dies überhaupt nicht interessiert.
Um 10.30 Uhr kommt der Lotse und er sieht, dass das Ablegemanöver schwierig ist, denn die Leine von der 35 Meter entfernten Boje zu nehmen geht ohne fremde Hilfe nicht, da man auch zum lösen auf die Boje steigen muss. Also, einmal mehr viel Bakschisch. Wir fahren vor der Tukan los und kommen gut voran. Der Suez Kanal ist so gestaltet, dass auf 10 km immer 3 grosse Schiffe fahren dürfen. Auf der einen Seite ist der Kanal mit Stacheldraht oder Mauern und vielen Militärposten, versehen und auf der andern Seite sind nur Militärposten. Wir wissen nicht, wie ernst das zu nehmen ist. Unser Lotse schwärmt vom neuen Präsidenten, der ehemals Oberbefehlshaber der Armee war. Wir halten uns zurück, denn wir sind Gäste dieses Landes und die Politik verstehen wir eh nicht. Es wird ein zusätzlicher Kanal erstellt, der die Durchfahrt der Schiffe, in beiden Richtungen erhöhen kann. Wir wissen nicht, wer das bezahlt, aber es ist schon so, dass der Suezkanal eine extrem wichtige Verbindung zwischen Europa und dem Rest der Welt ist. Die Schiffe, die uns überholen zeigen diese Wichtigkeit. Es sind grosse „Pötte“ und imposant ist auch, wenn sie geladen sind, was sie für eine Bugwelle vor sich her schieben.
Um 16.30 Uhr legt der Lotse in Ismailiya an (Kurt hätte das besser gemacht) aber wir sind froh, seitwärts und ruhig zu liegen. Wasser gibt es, doch wir lassen es bleiben, und auch Strom ist da. Verena bekommt grosse Lust auf Brot, da wir uns am Morgen mit Knäckebrot (nicht von WASA) ernähren mussten. Sie findet einen Imbissstand innerhalb der Marina, der ihr ausnahmsweise „leere“ Brötli verkauft und dazu noch 2 Caramel-Chöpfli. Wir essen auf dem Schiff und ca. 3 Stunden nach unserer Ankunft, kommt die Tukan an (deutscher Katamaran mit französischer Besatzung). Wir unterhalten uns noch etwas und dann geht es bei uns bald Richtung Bett, denn morgen zwisch 09 und 10 Uhr soll es weiter gehen, Richtung Suez.
Wir beide haben mit dem Bakschisch grosse Mühe. Wir haben andere, arme Länder durchfahren, wo Handreichungen normal waren und es niemandem in den Sinn gekommen wäre, etwas zu verlangen. Hier verlangt auch der Lotse Bakschisch, einer, der festangestellt ist und sicher kein schlechtes Salär hat. Die Forderungen kommen mit Nachdruck. Es ist nicht unsere Welt, doch wissen wir auch, dass dies hier so üblich ist.
Gut ausgeschlafen, denn es war wesentlich ruhiger in Ismailya, nehmen wir den neuen Tag in Angriff. Wir haben vereinbart, dass der Lotse um 09 Uhr kommt und der Hafenmeister meint, zwischen 9 und 10 Uhr. Um 9 Uhr sind wir bereit und um 10 Uhr immer noch, um 11 Uhr kommt der Hafenmeister mit dem Lotsen. Nach der Bezahlung der Hafengebühr fahren wir los. Der Lotse ist ein Vieltelefonierer. Plötzlich will er fahren, was ihn aber nicht abhält weiterhin zu telefonieren. Kurt beginnt sich langsam Sorgen zu machen wegen des Diesels, bei der Abfahrt in Ismailya zeigte die Tankanzeige noch 15% an, was ungefähr 600 Litern entsprochen hätte, wohlwissend, dass die Anzeige ungenau ist, sind wir „guter Hoffnung“, doch die Tankanzeige geht immer schneller zurück. Verena meint noch, was schaust du immer nach, ändern kannst du dadurch besimmt nichts. Und so kommt es dann, bei Kilometer 134 schweigt der Steuerbordmotor und schon kurz darauf wird es ganz still, beide Motoren haben den Geist aufgegeben. Der Lotse legt sich ins Zeug und beginnt zu organisieren. Von der nahe gelegenen Lotsenstation kommen zwei Männer mit dem Pilotschiff. Nach kurzer Diskussion, machen sie uns bei ihnen steuerbordseitig fest und schleppen uns bis zu ihrer Station ab, und „legen uns“ an. Dann entstehen rege Diskussionen wegen des Diesels, inklusiv wegen dem Preis. Nach ca. 2 Stunden und immer unter Rückfrage beim Agenten in Suez, machen sich die Männer auf, nachdem 100 Dollar ausgehändigt wurden, und gehen 125 Liter Diesel kaufen. Nachdem dieser eingefüllt ist, müssen erst noch die Motoren entlüftet werden, doch leider will dies nicht gelingen, auch nicht nach mehrmaligen Versuchen. Deshalb organisiert unser Lotse noch einen Schiffsingenieur und geht danach von der Madness, ordnet aber noch an, dass wir, sobald die Motoren laufen, selbst, das heisst ohne Lotsen noch nach Port Suez fahren können.
Seit unserer Ankunft hat sich Militär mit Kalaschnikovs auf den Steg begeben, Verena empfindet diese ständige Beobachtung sehr unangenehm und ausserdem bringt die ganze Situation sie den Tränen nahe. In der Nacht losfahren ohne Lotsen, überall Militär, Anlegen ohne Hilfe und Kenntnisse wie und wo, sind für Verena zu viel. Also fragen wir mal schüchtern an, ob wir, auch wenn die Motoren laufen würden, ev. am Steg der Lotsenstation übernachten können. Auch das führt zu längeren Diskussionen, wird aber genehmigt. Um 21 Uhr kommt ein Hauptmann der Armee zu uns aufs Schiff und erklärt, dass wir uns in militärischem Sperrgebiet befinden und er deshalb eine Kontrolle machen müsse. Er verlangt die Pässe, Schiffspapiere und alle sonstigen amtlichen Papiere. Zudem will er die Kamera sehen, ob wir verbotene Fotos gemacht hätten. Wir haben…..natürlich ohne dies zu wissen…..also löschen. Sein Vorgesetzter will alles einsehen, ergo wird er es, inklusiv der Kamera mitnehmen. Zudem muss er noch wissen, wo wir überall gewesen sind. Am Verhalten des Hauptmanns gibt es nichts auszusetzen. Er ist höflich und korrekt und verspricht, spätestens in einer Stunde wieder da zu sein.
In der Zwischenzeit kommt der Schiffsingenieur. Er meint dass der Filter verstopft sei. Nun basteln sie eine Notlösung und um 23.15 Uhr laufen beide Motoren. Unsere Unterlagen sind noch nicht zurück, doch streng bewacht und ganz arg mitgenommen, gehen wir trotzdem zu Bett. Doch an Einschlafen ist noch nicht zu denken . Wir diskutieren noch einige Zeit. Über die Felix Agentur haben wir 3’500 Liter Diesel in Port Said geordert, man hat uns auch zugesagt, uns dann aber auf Suez vertröstet, warum nur haben wir nicht insistiert. Auch andere Anfragen hat man uns wohl beantwortet, trotzdem aber nichts unternommen. Auch nach all dem wenn und warum können wir nur schlecht schlafen. Da fahren dicke „Pötte“ vorbei und die lassen unser Schiff heftig schaukeln, selbst wenn sie langsam fahren.
Am Morgen, immer noch scharf bewacht haben wir Kontakt mit dem Agenten in Suez. Er sagt, der Lotse kommt nicht vor 10 Uhr. Macht nichts, wir müssen ja eh auf unsere Papiere warten. Um 11 Uhr wird Kurt vom Militärposten ins Büro der Lotsen gerufen. Man übergibt ihm alle Papiere und auch den Fotoapparat. Er muss nachsehen, ob alles in Ordnung ist, sie fragen 2mal. Dann ruft der Hauptmann vom Vorabend an und verlangt Kurt am Telefon. Er dankt für das Verständnis und bedauert, dass er nicht selbst kommen könne. Er hoffe aber, uns auf der Rückfahrt, (aber vorbeifahrend) wieder sehen zu können. Er wünscht einen guten und angenehmen Aufenthalt in Ägypten und lässt Verena grüssen. Es ist 12 Uhr und der neue Lotse kommt. Ein schweigsamer, höflicher und kompetenter Mensch und um 14.45 Uhr legen wir in der Marina in Suez an. Auf der Fahrt hatten wir Windstärke 8 und es hatte Schaumkronen im Kanal. Wir werden vom Agenten erwartet und machen das Schiff vorn an einer Boje und hinten am Steg fest. Alle helfen. Der Agent kommt aufs Schiff gibt uns allgemeine Informationen und fragt nach unseren Wünschen. Dass wir von hier aus nach Kairo wollen etc. hat er nicht gewusst, obwohl dies von Felix Agentur, alles als ok an uns gemeldet wurde. Der Agent hier in Suez macht uns den Eindruck von „nicht nur diskutieren, sondern auch handeln“ . Wir sind gespannt ob er so ist, wie wir ihn einschätzen. Nachdem er uns verlassen hat beginnen wir das Schiff zu reinigen und um 19 Uhr essen wir auf der Fly.
Fazit:
Kurt hat einen Fehler gemacht, dass er nicht auf das Auftanken beharrt hat. Die Tankanzeige haben wir nun markiert, so dass wir nun genau wissen, wann wir noch wieviel Liter im Tank haben.
Wir waren zu Unrecht über einige Menschen böse. Niemand hat uns gesagt, dass am Kanal die Uhren anders laufen. Hier ist die gleiche Zeit wie in der Schweiz. Nach dem Kanal ist es wieder eine Stunde später. Die Lotsen waren also nicht ganz so unpünktlich!!!!
Wenn ein Lotse viel am Telefon ist, kann es daher kommen, dass er 4 Ehefrauen hat und da er alle gleich behandeln muss, muss er mit jeder gleich lang telefonieren. Wir denken aber auch, dass diese Menschen viel und gerne miteinander reden.
Wir können das Militär nicht verstehen, dass es verbietet, gewisse Aufnahmen zu machen, denn wenn jemand besimmte Absichten hätte, könnte er von einem Passagierschiff aus Fotos schiessen. Im übrigen wurden keine Fotos gelöscht, obwohl da noch einige von Militäranlagen sind.
Die Durchfahrt durch den Kanal war speziell und interessant, die verschiedenen Militäranlagen, zum Teil zerfallen liegengelassen und daneben neue erstellt, sowie auch die uns an Tinguely erinnernden rostigen Alteisen-Abfallteile, doch nicht so künstlerisch hingestellt. Platz ist in grossem Masse vorhanden, also kann man dies alles liegen lassen.
Hinterher sieht alles meist weniger schlimm aus. Wir haben uns gut „erholt“ vom Schreck und sind um einige Erfahrungen, nicht nur negative reicher. Wir haben dies nun erlebt, ein zweites Mal wird das bestimmt nicht mehr passieren!!!!