Es ist Montag, 20. Juli und heute soll alles wieder laufen. Kurt ruft Catanga an und er sagt, 17 Uhr. Also Licht und nicht nur am Ende des Tunnels.
17 Uhr, kein Catanga, 17.30 Uhr, kein Catanga. Kurt will anrufen, doch eigenartigerweise ist er immer besetzt. Wir beginnen zu kochen, sinnbildlich, und rufen Marion an und klagen unser Leid. Sie übergibt das Telefon Ashraf, auch er hat stets vergeblich versucht bei Catanga anzurufen. Beim persönlichen Vorsprechen von Ashraf stellte sich heraus, sein Handy ist defekt. Die Platine, die in Kairo bestellt werden musste, soll am Mittwoch geliefert werden. Die Festtage dauern anscheinend 6 Tage. Ergo, unsere Abreise wird sich verschieben. Es ist und bleibt für uns Europäer ein Rätsel, was für eine Arbeitsmoral die Ägypter haben. Wir halten aber fest, dass dies in keinster Art und Weise gegen uns gerichtet ist, es ist einfach so und wir haben dies ja selbst gewählt. Zum Glück haben wir Ashraf und Marion, auf sie ist Verlass, soweit sie dies „steuern“ können. Wir sind den Beiden wirklich dankbar.
Kochen könnten wir zwar, aber das mit dem Abwasch wird dann bereits etwas kompliziert und das Wasser vom Netz der Marina ist nicht so, man es einfach (als Europäer) für das Waschen von Salat nehmen könnte, darum haben wir Aqua Clean in unserem Wassertank, aber unsere Pumpen laufen ja nicht. Darum gehen wir heute ins Thai Restaurant und sind überrascht, wie gut wir da essen.
Dienstag Morgen, wir laufen zuerst zur Deutschen Bäckerei, die uns Heinz empfohlen hat. 25 Minuten hin und 25 Minuten zurück, immer dem Schatten nach. Wir finden gesundes Brot mit Sonnenblumen- und all den andern Kernen und geniessen das Frühstück auf der Fly. Mustafa geht mit seinem Schiff raus und wir diskutieren auch mit ihm über unser Problem. Sollte sich dies nicht zu unserer Zufriedenheit lösen, so dürfen wir auf ihn zurück kommen. Er rät uns von einem längeren Aufenthalt in Sharm-El-Sheikh ab. Eilat oder Aqaba sei 1. angenehmer und 2. viel sicherer. Eine Woche, mehr würde er nicht riskieren, besser, kämen wir anschliessend wieder nach Hurghada zurück. Wir werden die Situation vor Ort analysieren und entscheiden. Der Walliser ist zurückgekehrt und die 4 Segelschiffe sollen am 24. hier eintreffen. Er möchte mit seiner Partnerin eine Segelschule aufbauen und die Segelschiffe auch vermieten. Auch er rät uns von Sharm-El-Sheikh ab. Hier in Hurghada gäbe es sehr viele schöne Ankerplätze, so dass man täglich wo anders hinfahren könne.
Diese Aussagen beginnen zu verwirren. Auf der einen Seite hört man nicht so positives und auf der andern Seite wissen wir aus offiziellen Meldungen, dass die Gegend von Sharm-El-Sheikh hermetisch abgeriegelt ist und da ganz besonders auf die Sicherheit der Gäste geachtet wird. Wir werden zu gegebener Zeit entscheiden.
Am späteren Nachmittag gehen wir unser Nachtessen einkaufen und stellen fest, dass auch hier die Sicherheit nochmals hochgefahren wurde. Die Autos müssen vor geschlossenem Tor ausserhalb der Marina anhalten und werden erst nach Kontrolle eingelassen. Daraus schliessen wir, dass man sich der Gefahr bewusst ist und alles unternimmt, um sich sicher zu fühlen.
Mittwoch Morgen, es ist heiss und wir geniessen bei einer kühlenden Brise das Frühstück. Heute soll ja der entscheidende Tag sein für Strom, Licht und Wasser. Um es vorweg zu nehmen, es hat wieder nicht geklappt.
Den Morgen verbringen wir wieder mit Wassertragen. Wir benötigen nun den Aqua Dest Tank im Motorraum nicht mehr und so nutzen wir diesen jetzt als Wassertank in der Küche. Ohne Aqua Clean ist besondere Vorsicht geboten. Für die Dusch- und Toilettengänge benötigen wir auf Grund der Distanz zur „Marinaanlage“, auch etwas länger. Besonders unangenehm ist es für Verena, denn ihre Blase will auch nachts ein- bis zweimal entlastet werden. Das heisst kurz was überziehen, Taschenlampe, Toilettenschlüssel und WC-Papier packen, Gangway raus und losmarschieren.
Langsam sammelt sich auch die Schmutzwäsche an. Also Eimer mit Wasser füllen und an die Sonne stellen. Dann kann die Handwäsche, nicht am Fluss aber an Deck beginnen!! Jaja leben wie vor……… Jahren.
Nach unserem obligaten Naturjoghurt zum z’Mittag beschliesst Verena noch zum Coiffeur zu gehen. Kurt wartet auf Catanga. Gegen 18 Uhr orientiert Kurt Marion per SMS, von seiner vergeblichen Warterei. Darauf hin ruft Ashraf zurück. Auch er ist böse auf Catanga und er entschuldigt sich viele Male. Wir sind aber der Meinung, dass Ashraf für die Fehler von Catanga nicht verantwortlich ist. Ashraf ist derjenige, der sich einsetzt und dafür sind wir ihm dankbar. Er will Catanga zu Hause aufsuchen.
Am Abend besuchen uns Luzia, Aladin, Romy und Ewald. Wir veranstalten einen Büchertausch. Anschliessend gehen wir ins Thai Restaurant und geniessen ein feines Nachtessen.
Spät in der Nacht erhalten wir von Luzia ein SMS: el kahraba tigi bokra, insh’allah. Möge ihr Wunsch in Erfüllung gehen.
Donnerstag Morgen, ein heisser Morgen. Verena macht wieder Handwäsche und Kurt werkelt etwas an der Homepage. Am Nachmittag muss Kurt zu Vodafon um 3,5 Gigabit Internet zu laden, da er keinen Kontakt mehr zum Internet hat. Anschliessend geht es noch zum Wassereinkauf. Den Vorrat füllen wir mittlerweile mit 6 und 10 Literflaschen auf. Den Rest vom Tag verbringen wir mit warten. Auch heute wird nichts mit dem 24 Volt Strom. Kurt geht noch zum Gemüsehändler und dann ab in die Küche. Bevor wir essen können kommt Ashraf vorbei und orientiert uns über den aktuellen Stand. Er ist echt tief betrübt. Wir versuchen Ihn zu beruhigen, denn wir sehen keine Schuld bei ihm. Der Stand ist so, dass wir frühestens Montag mit der Reparatur rechnen können. Dies ist zumindest ein Termin, so dass wir uns, zwar absolut unglücklich, darauf einstellen können. So können wir nun morgen zu den Delfinen gehen. Ein Lichtblick.
Nach dem Abwasch gehen wir noch eine Lampe kaufen, die wir am 220 Volt Strom anschliessen können, damit Verena, die Leseratte, wenigstens noch lesen kann. Auf dem Rückweg schauen wir noch zu einem Schlummertrunk bei Andrea rein.
Freitag, 24. Juli. Kurt hat den Wecker gestellt und punkt 05.00 Uhr geht dieser los. Verena kommt von der Toilette zurück und fragt, ob Kurt auch gehen müsse. Was für eine Frage, aber warum. Es ist erst 04.00 Uhr. Aus irgend einem Grund hat sich die Uhr von Kurt`s Natel selbständig gemacht und wieder Kairo-Zeit angegeben, die es eben nicht gibt. (Wie wir später erfahren, war Kurt nicht der Einzige). Also noch eine Stunde schlafen, so es noch geht. Um 06.00 Uhr sind wir beim Lastwagen, der Eis geladen hat. Ashraf und Marion sind schon da. Allerdings fehlt der Fahrer und das Eis tropft vom LKW. O6.20 Uhr, Marion wird nervös, ihre Gäste werden bald kommen, doch sie haben noch immer kein Eis um die Getränke auf dem Schiff zu kühlen. Also fahren wir mit Marion mit einem Taxi zum Startort, wo wir gleichzeitig mit den Gästen eintreffen. Auf dem Schiff werden wir von der Crew erwartet. Nach dem Ablegen orientiert Marion, was wir von dieser Delfin-Tour erwarten können, vor allem aber, wie wir uns zu verhalten haben. Die Delfine hier jagen in der Nacht und sind deshalb am morgen schlafend anzutreffen. Sie werden erst so um 14 Uhr aktiv. Nach ihrem kurzen, informativen Referat geht es zum Frühstück. Wir staunen, das Angebot ist grösser und besser als im Hotel in Kairo. Nach etwas über einer Stunde Fahrt legen wir an einem Riff an. Leider sind schon andere Boote mit Schlauchbooten da und man könnte sagen, sie jagen die Delfine, also genau das, was man nicht machen sollte. Wir gehen ins Wasser, möglichst geräuschlos, aber die Delfine tauchen ab und ziehen vorbei.
Also gehen wir zurück aufs Boot und ärgern uns etwas. Es sind 25 deutsch sprechende Personen an Bord. Marion nimmt nur solche mit und so können wir viele Gespräche mitverfolgen. Im Abstand von ca. 1 km sehen wir den Katamaran Flaneur, der den 4 Segelschiffen entgegen gefahren ist und sie scheinen über Nacht geankert zu haben. Nachdem wir längere Zeit die Delfine vom Schiff aus beobachtet haben, beschliesst die Crew weiter zu einem Riff zu fahren. Es ist eine wahre Freude, wie viele Korallen es hier gibt. Alle Arten und Farben, jedoch fast keine Fische.
Nach diesem Schnorchelausflug gibt es Mittagessen. Auch da,schlicht und einfach TOP, was da geboten wird. Gegen 15 Uhr fahren wir nochmals zu den Schlafplätzen der Delfine zurück. Es hat zwar weniger Boote da, aber das Verhalten der Leute ist gleich. Die Delfine scheinen „keinen Bock“ zu haben, mit den Menschen zu schwimmen und weichen ihnen immer wieder aus. Nach einem letzten Versuch geht es zurück zum Schiff, wo wir zum Zvieri noch frische Früchte, Baby Bananen, Melone, Trauben und Äpfel erhalten. Um 17 Uhr gehen wir glücklich von Bord. Ashraf und Marion bringen uns zurück zur Marina.
Da wir den ganzen Tag gegessen haben, gibt es zum z’Nacht nur noch ein Stück „altes“ Brot, ein hartes Ei und lauwarmes Mineralwasser. Das allerdings schreit geradezu nach etwas kaltem. Also los zu Andrea, Kurt gibt sich einem kühlen Bier hin und Verena gönnt sich ein Eis. Wir haben einen interessanten, schönen Tag erlebt, der uns vom Ungemach mit dem Strom abgelenkt hat. Dafür sind wir Ashraf und Marion dankbar.
Samstag, heute ist ein finanziell negativer Tag. Nach dem Frühstück gehts zum Marinabüro, wir müssen den Standplatz, Wasser und Strom bezahlen. Jetzt haben sie nochmals eine Geldquelle gefunden. Nebst der Mehrwertsteuer auf Strom und Wasser wird jetzt auf diese Beiden noch eine Stempelgebühr erhoben. Es würde uns interessieren, wieviel von all dem an den Staat abgeliefert wird. Ach ja, der Schiffsputztag steht ja auch noch an. Diesmal sind wir erst um 14 Uhr damit fertig, aber wir geniessen dafür die anschliessende Ruhephase um so mehr. Das Thema Batterie Charger ist bei uns ein Dauerthema und wir sind auf den kommenden Montag gespannt. Wenn es klappt, dann fahren wir am 30. Juli weiter. Morgen, so haben wir vereinbart, wollen wir an den Strand. Luzia hat uns eingeladen und wir sind auf diesen Privatstrand gespannt.
Sonntag, stürmischer Wind und Hitze empfangen uns am Morgen. Unsere Zwiebackbrösmeli fliegen in alle Richtungen. Dies, nachdem wir das Schiff doch gestern geputzt haben und wir wissen, dass morgen auch im Innern des Schiffs, alles wieder voller Sand sein wird.
Wir telefonieren mit Luzia und vereinbaren 13 Uhr. Mit einer Karte kann Luzia die Tür für den Übergang zur Strandseite öffnen. Die Brücke führt über die Strasse und mit dem Lift gehts zum Strand. Was uns empfängt ist gähnende Leere. Was für ein Gefühl, praktisch den ganzen Strand für sich zu haben. Luzia versichert uns, dass selten mehr Leute hier sind. Das Ufer ist steinig, aber es hat eine Stelle wo auch Sand zum Meer führt. Wir ziehen Taucherbrille und Schnorchel an und gehen zum kleinen Riff. Erstaunlich, wie es hier aussieht. Es ist ein völlig anderes Riff, als was wir bisher gesehen haben. Hier wachsen auch Pflanzen, in die sich die Fische verziehen können.
Die Strömung, die hier doch bemerkbar ist, gibt uns Gelegenheit auf der einen Seite des Strandes ins Meer zu steigen und sich so langsam am Riff entlang treiben zu lassen. Das gibt uns auch die Möglichkeit, die eine oder andere Foto zu knipsen. Um 16 Uhr gehen Luzia und Aladin wieder zurück und wir bleiben noch bis 17 Uhr und nehmen die Schiffsparade ab. Das sind die unterschiedlichsten Schiffe, die dem Hafen zustreben. Glücklich und dankbar für diesen Tag nehmen wir das Taxi in die Marina und geniessen noch den Abend mit Wind, also keine Moskitos. Auch dieser Tag hat uns, die langsam stark belastende, Situation etwas vergessen lassen.