Limassol

Sonntag, 08.11. Der Morgen ist angenehm, Adrian und ich geniessen das Frühstück. Ich beginne mit dem Aufräumen des Schiffes und Adrian packt seine 7 Sachen. Gegen 12 Uhr verlassen wir die Marina und gehen zum Strand und erfreuen uns an der noch warmen Sonne mit 25 Grad. Im Strandrestaurant genehmigen wir uns einen Abschiedstrunk und pünktlich um 15 Uhr kommt Georg, resp. sein Sohn mit dem Taxi, das Adrian nach Larnaca bringen wird. Wir hatten eine gute und intensive Zeit.

Anschliessend fährt mich Peter zu einer Bank, damit ich flüssig werde und vor allem ihm die 200 Euro zurück geben kann. Der Abend beginnt mit räumen und packen.

Montag, 09.11. Nach einem sehr kurzen Frühstück geht es ins Büro der Marina, ich muss mich ja noch anmelden und den Internetzugang buchen. Wie angenehm einfach. Die Sekretärin zieht das Dossier, fragt, hat sich etwas geändert, Antwort nein und das wars. Auf dem Rückweg sehe ich Peter auf der Shantra, seinem Schiff und er offeriert einen Kafi. Matthew kommt dazu und wir beginnen mit der Planung bezüglich Madness. Später sind wir auf unserem Schiff und Matthew sieht, wie das Schiff gelitten hat. Es wird einige Arbeiten geben. Genau wie Matthew ist, wird alles notiert und er schaut sich auch die „Bescherung“ bezüglich Elektronik an. Der vorgesehene Termin für die Auswasserung ist Mittwoch, 11.11., was bedeutet, dass ich definitiv am Mittwoch reisen kann. Peter bringt mich zu einem Reisebüro und der Flug ist gebucht.

Jetzt geht es auch bei mir ans Koffer packen. Mit Peter habe ich vereinbart, dass wir zusammen das Nachtessen einnehmen werden, wozu er natürlich eingeladen ist, hat er doch nebst seinen Taxidiensten auch angeboten, dass er die Bettwäsche von uns zur Wäscherei bringt und sie bis zu unserer Rückkehr hortet. Auf dem Weg zum Restaurant sieht mich Moises und er orientiert mich, dass sein Chef, Capt. Matthew, gleich kommen wird, denn die Auswasserung soll schon morgen geschehen und nicht am Mittwoch. Das heisst, ich werde eine Nacht im Hotel verbringen müssen. So ist es denn auch und Matthew meint, da die Vorhersagen nebst Wind auch etwas Schwell vorher sagen, man also erst am Dienstag Morgen um 08.00 Uhr definitiv entscheiden werde. So geniesse ich dann mit Peter das Nachtessen und gehe zurück, um weitere Vorbereitungen für die Auswasserung und den Abschied vom Schiff zu treffen.

Dienstag, 10.11. ich stehe um 06.00 Uhr auf, denn es gibt noch dies und das zu erledigen. Um 08 Uhr kommt die Meldung, alles ok, wir können das Schiff zur Werft bringen. Das bedingt, dass ich zuerst aufs Büro der Marina zu gehen habe und alles bezahlen muss. Dann gehts zurück zum Schiff und Motoren an, Leinen los, aus dem Hafen und dann Richtung Carnaio, zur Werft. Die Auffahrt auf den Trailer schaffe ich erst im 3. Anlauf, der Wind der mit unterschiedlicher Stärke weht, treibt mich 2x ab.

Endfotos Saison 2015 059
2 Bulldozer braucht es um unsere Madness aus dem Wasser zu ziehen

 

Dann wird das Schiff aus dem Wasser gezogen. Über eine Leiter verlassen wir das Schiff und sehen uns das Unterschiff an. Hänni hat in Aqaba eine absolute Top-Leistung mit der Reinigung erbracht. Ein grosses Dankeschön. Keine Seepocken, alles bestens und keine Beschädigung am Antifouling. Matthew und Peter verabschieden sich, dieweil ich noch einige Arbeiten zu erledigen habe. Dann holt auch mich ein Taxi ab und es geht zum Hotel Alasia.

Mittwoch, 11.11. Nach gründlichem Ausschlafen und einem wunderbaren Frühstücksbuffet gehe ich Richtung Innenstadt. Aus Altersgründen, so vermute ich, löst sich die Sohle von meinen Schuhen. Also kaufe ich neue. Sie sind nicht billig, dafür beginnen sie nach ca. 30 Minuten am Fersen zu drücken, so dass das Laufen keine Freude macht. Trotzdem laufe ich bis zum Hotel und stecke dort Papiertaschentücher in die Socken, damit die Kanten der Schuhe nicht mehr so drücken. Um 15 Uhr kommt mein Taxi und bringt mich zum Flughafen nach Larnaca. Lufthansa streikt und deshalb ist der Flieger bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die Kolonne vor dem Schalter ist lang. Ich treffe Herrn Bruno Planzer mit Ehefrau, den ich aus meiner aktiven Zeit her noch kenne. Ein interessanter Mensch, vor dem ich grosse Achtung habe.

Aufgrund der Vollauslastung ergibt sich eine Verspätung von rund einer halben Stunde, was meine SBB-Pläne über den Haufen wirft. Herr Planzer erkundigt sich, ob ich noch nach Hause komme, sonst würde er mich mit seinem Auto ein Stück mitnehmen. Die SBB hat eine Stunde später ja wieder einen Zug, also kein Problem. Um 00.17 Uhr, also pünktlich, fährt der Zug in Frick ein und Verena holt mich ab.

 

Rückblick

Unsere 2. Reiseetappe war von der Distanz her kürzer und von der Reiseart her etwas anders. Je länger man sich an einem Ort aufhält und sich um Land und Leute bemüht, desto grösser sind die Einblicke in die Strukturen des Landes und der Menschen. Wir erheben allerdings nicht den Anspruch, dass alles was wir schreiben, der Wahrheit letzter Schluss ist, wir haben es einfach so empfunden, mit unseren Augen gesehen und unsere Schlüsse daraus gezogen. Vieles haben wir erzählt bekommen, doch auch da gingen die Ansichten oft auseinander.

ISRAEL hat bezüglich Empfang zur See einen ernüchternden Eindruck hinterlassen. Das hohe Sicherheitsbedürfnis ist zwar verständlich und nachvollziehbar, aber es ist unangenehm, wenn während der ganzen Befragungszeit über Funk, eine Maschinenkanone gegen das eigene Schiff gerichtet ist. Höflichkeit steht da nicht an erster Stelle, Korrektheit hingegen hat einen hohen Stellenwert. Haifa mit den Bahai-Gärten, dem quirligen Stadtleben und den neuen Stadtteilen mit eindrücklichen Hochhäusern, erinnert etwas an Europa. In der Marina, wie in der Stadt, haben wir meist freundliche, hilfsbereite und interessierte Menschen angetroffen. Aber auch da, immer wieder Bewaffnete. In Ashkelon, das eigentlich näher am Gazastreifen liegt, herrscht eher Unbekümmertheit und Höflichkeit ist auch hier kein Fremdwort. Landschaftlich, insbesondere in Richtung zum Toten Meer, ist Israel sehr eindrücklich und wird auch landwirtschaftlich gut genutzt. Berge, Wüste und Strand, alles ist da. Das Wasserproblem ist in den Küstenregionen sicher gelöst. Im Westjordanland hingegen, das zeigt sich auch am stetigen Rückgang des Toten Meeres, wird das Wasserproblem in Zukunft akut. Politisch muss mit den Nachbarn langsam aber sicher eine Lösung gefunden werden, denn der aktuelle Zustand, Meerwasser zu Trinkwasser zu machen, ist hoch unbefriedigend und teuer.

Haifa 006
Blick auf Haifa

 

ÄGYPTEN besteht aus 4 Teilen. Das (noch) wasserreiche Niltal, mit der Hauptstadt Kairo, den touristischen Orten am Roten Meer, der Wüste und dem unruhigen Sinai. Das grösste Problem in Ägypten ist das Militär. Es bildet einen Staat im Staat. Die Armee hat über 5’000 Generäle, und verschlingt praktisch alles Geld, das eigentlich dem Volk gehören sollte. Die Bildung hat ein extrem tiefes Niveau und es lässt die Vermutung zu, dass dies System hat. Ein „dummes“ Volk lässt sich besser steuern. Dass die Radikalisierung damit einher geht, nehmen sie billigend in Kauf. Die Ägypter sind ein stolzes Volk. Das zeigt sich auch darin, dass sie nicht und nie zugeben würden, dass sie etwas nicht wissen. Sie sagen eher irgend etwas, was dann aber überhaupt nicht stimmen muss. Das birgt Gefahren, das haben wir selbst erfahren. Der neue Präsident Al Sisi wurde zu Beginn der Machtübernahme, er wurde demokratisch gewählt, sehr gelobt. Aber, er ist ein „Militär“ und sorgt dafür, dass der Staat im Staat noch mehr Macht und Geld erhält. Es zeichnet sich Widerstand ab und wir sind gespannt, ob Ende Januar 2016, wie angekündigt, Unruhen, die den Sturz der Regierung zum Ziel haben, ausbrechen werden. Nur, der Weg hin zu einer Demokratie, wird noch viele Jahrzehnte dauern und viel Blut kosten. Die einzige Lösung ist Bildung und mehr „Macht/Recht“ den Frauen. Das bedeutet aber auch weg von den bisherigen Strukturen und das ist ein langer Prozess. Korruption und Bakshish lassen sich nur schwer eliminieren. Es ist aber bei Weitem nicht so, dass sie dies nur gegenüber Touristen und Ausländern anwenden, nein auch gegenüber den Landsleuten ist dies Tatsache.

Hurghada 002

 

 

 

 

 

 

 

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JORDANIEN ist ein Land, das zu Unrecht bei uns eher unbekannt ist. Die Bevölkerung besteht aus 70% Westjordaniern und 30% Haschemiten. Das Königshaus wird von allen geliebt, denn sie führen ihr Land umsichtig und dem Volke verpflichtet. König Abdullah, der alle Macht in den Händen hält, ist ein äusserst gewiefter Politiker und hält den Staat zusammen. Die Menschen haben Vertrauen in ihn, denn es gibt Bildung, Sozialhilfen und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Kulturell und landschaftlich bietet Jordanien viel. Die immense Grösse der Felsenstadt Petra, die wie auch Wadi Rum zum Unesco Weltkulturerbe gehört, zeigt, dass diese Gegend schon immer Bedeutung hatte. Die jordanische Seite vom Toten Meer wirkt gepflegter als die Israelische. Viele geschichtsträchtige, kulturelle Orte befinden sich in diesem Land, das von vielen Völkern besetzt war, die ihre Spuren hinterlassen haben.

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Aqaba, Petra und Wüstenstaub 091
Im Sik (Zugang) von Petra

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PERSÖNLICH haben wir viele Erfahrungen gesammelt, verschiedene Menschen getroffen, kurzzeitige Bekanntschaften gemacht, aber auch Freundschaften geschlossen, die weiter bestehen bleiben. Wir haben gelernt mit den Gegebenheiten der jeweiligen Länder und deren Menschen umzugehen und unsere Ansprüche, wie wir Schweizer sie gewohnt sind, etwas zurück zu nehmen. Wenn uns aber der Taxifahrer Kaffee aus seinem Becher anbot, so haben wir doch dankend abgelehnt. Dass Gemüse und Früchte, was wir meist an Marktständen gekauft haben, optisch nicht makellos ist, daran haben wir uns gewohnt, wie auch daran, dass der Einkauf aus kleinen Lebensmittelläden zuhause zuerst abgewischt werden musste, weil der Sandstaub auch davor nicht Halt machte. Wettermässig haben wir oft unter der Hitze „gelitten“, von morgens bis abends geschwitzt, nebenbei aber auch gelernt uns mit einem kleinen 50lt Kühlschrank zufrieden zu geben. Trotzdem, wir hatten eine schöne, erlebnisreiche und interessante Zeit, mit vielen eindrücklichen Begegnungen und bewundernswerten kulturellen Sehenswürdigkeiten. Dankbar erinnern wir uns an all das Erlebte, und an die vielen Menschen denen wir begegnet sind.

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Die MADNESS ist seit dem 10. November wieder im Trockenen, gut aufgehoben in der Werft von Limassol. Matthew, Peter und Moises werden sich um sie kümmern, Abklärungen vornehmen, Offerten einholen und die 12 Volt-Anlage mit allen Geräten wieder funktionstüchtig machen. Ob der Kühlschrank zu retten ist wird sich noch herausstellen. Etliches an Arbeit wird es auch in Sachen Rost geben, da hat sich so einiges angesetzt im doch recht salzhaltigen Roten Meer.

Endfotos Saison 2015 062
Die Grösse des Schiffes zeigt sich an den Menschen

 

Die CREW ist wieder auf „sicherem“ Boden in der Schweiz. Verena konnte ihren Flug am 24. Oktober mit der Royal Airline bei schönstem Wetter geniessen. Dank dem Fensterplatz boten ihr viele unterschiedliche Bilder, die riesige Wüstenlandschaft, Sonnenschein über der Nebeldecke, verschiedenste Wolkenformationen, über Österreich die silbrigglänzenden Schneeberge, dann die ordentlich angeordneten verschieden farbigen Acker- und Wiesenflächen und die bunten Herbstwälder, was bedeutete, die Landung naht!!

Adrian konnte seinen Flug um einen Tag verschieben, er ist also am 8. November von Larnaka nach Hause geflogen. Er ist pünktlich in Kloten gelandet, doch leider wartete er vergebens auf seinen Koffer. Der wurde ihm jedoch am Montag dann direkt nach Hause geliefert.

Kurt hatte noch so einiges mit Matthew und Peter zu besprechen und im Schiff für Ordnung zu sorgen, so dass die Handwerker ungestört arbeiten können. Am 10. November, nachdem die Madness im Trockenen war, hat Kurt noch für eine Nacht ein Zimmer im Hotel Alasia bezogen. Sein Flug am 11. November hatte Verspätung, so dass er erst um 00.17 Uhr von Verena in Frick abgeholt werden konnte. Müde und leidend kam er an, die neuen Schuhe waren nicht so optimal, doch die alten hatten die Sohle „abgestossen“, aber glücklich wieder zuhause zu sein.

 

 

Von Suez nach Limassol

Donnerstag, 5.11. wir stehen zeitig auf und der Lotse kommt um 10 Uhr. In ruhiger Fahrt geht es bis Ismailija. Der Lotse ist kein Fan von Al Sisi, dem Präsidenten. Wir diskutieren und auch er gibt ein Revolutionsdatum an. In der Marina von Ismailija angekommen, beginnen die typischen Diskussionen. Der Lotse möchte ein grösserer Bakshish, er ist nicht zufrieden und derjenige, der unsere Taue entgegen nimmt, will auch mehr. Dem Lotsen habe ich Fr. 40.– gegeben und ein Lehrer in Ägypten bekommt Fr. 90.– im Monat…… Wasser hat es hier nur schmutzig-braunes, damit können wir das Schiff nicht abspühlen.

Der morgige Lotse kommt uns besuchen und will uns noch etwas Früchte bringen. Er übergibt mir noch eine Statue als Geschenk. Er kommt mit Tomaten, Gurken, Bananen, Orangen und Brot und zwar in einer Menge, die für 10 Personen reichen würde. Wir essen aber zum z’Nacht eine Pizza, wie vorgesehen.

Endfotos Saison 2015 072

 

Freitag, 06.11., pünktlich um 08.00 Uhr kommt der Lotse und wir starten. Dank ablaufendem Wasser schaffen wir die Strecke bis Port Said in 5 Stunden. Der Lotse erhält etwas mehr Bakshish, er hat uns ja auch Früchte und Gemüse gebracht. Das Lotsenboot holt ihn ab. Der Kapitän vom Lotsenboot möchte auch Bakshish. Ich gebe ihm ein Päckli Zigaretten. er will Geld oder eine Stange Zigaretten. Ich frage mich wofür? Wir gehen ins Steuerhaus, sie fahren noch ca.1 Minute neben uns und er blafft wie gestört, er wolle mehr. Erst als wir die Türen schliessen, dreht das Lotsenboot ab. Wir sind im Mittelmeer. Es ist nicht ganz ruhig und entgegen den 3 verschiedenen Wetterstationen, die wir abgefragt haben, stimmt das Wetter wieder nicht. Adrian und ich lösen uns bis 21 Uhr jeweils mit steuern ab. Wir haben keinen Autopiloten und so ist es doch anstrengend. Ich kann nicht im Innern des Schiffes fahren und so gehe ich ab 22 Uhr auf die Fly. Wir vereinbaren, dass ich hupe, wenn etwas wäre und testen dies. Adrian verwöhnt mich geradezu. Er bringt Wasser, Früchte etc. Um 23 Uhr geht er zu Bett. Immer noch haben wir, entgegen den Prognosen eine etwas rauhe See mit Wellen von 1 Meter, die aber querab kommen. Dann, im Morgengrauen kommt das Wetter so, wie prognostiziert, die See wird ruhiger und ruhiger und der Wind nimmt ab, und wir kommen auch etwas schneller vorwärts. Es wird eine versöhnliche Fahrt. Auf einem Rundgang entdeckt Adrian einen toten fliegenden Fisch und gegen Ende der Fahrt kommt eine ganze Schule Delphine zu uns, sicher 20 an der Zahl und surfen abwechslungsweise vor dem Burg.

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Schade, er ist wohl durch eine Welle auf`s Schiff katapultiert worden.
Endfotos Saison 2015 067
Doch dieser kleine „Frechdachs“ hat`s sich putzmunter auf dem Schiff bequem gemacht, dies ca. 36 Seemeilen vor Limassol

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Einfach war es nicht da rein zu komm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist schon dunkel als wir in die Marina St. Raphael einfahren und die Einfahrt ist echt knifflig. Vom Steg aus werden wir laut begrüsst und man zeigt uns den Platz wo wir anlegen können. Ein letztes Manöver und wir liegen sicher. Kapt. Peter Schneider, Moises und ein zusätzlicher Gehilfe nehmen uns in Empfang und helfen beim festmachen. Was für ein herzliches Willkommen. Danke. Die Einreiseformalitäten sind rasch erledigt, einzig der Zoll ist kompliziert. Er hat kein Dossier, nur, das ist nicht meine Schuld und er fragt 5x ob das Schiff EU verzollt sei. 4x erkläre ich ihm, dass dies so sei und ich beim letzten Mal eine gerichtliche Bestätigung in Kopie abgegeben hätte und beim 5. mal platzt mir der Kragen. Ich stehe auf und verabschiede mich. Das passt ihm nicht und er verlangt, dass ich mich vor Abreise, nochmals beim Zoll melde. Auf die Frage warum, meint er, falls sie noch Fragen hätten. Jetzt, nach durchfahrener Nacht und müde gibt es nur: Wenn sie Fragen haben kommen sie zu mir, genau so läuft das!

Nach der Dusche ziehen wir die MADNESS-T-Shirt an und gehen fein essen.

Sonntag, 7.11. Das letzte Frühstück haben wir noch nicht fertig, als Moises bereits mit der Schiffsreinigung beginnt. Ich fühle mich zum ersten Mal in gehobener Klasse. Wir frühstücken und lassen arbeiten. Top der Typ.

Damit schliesse ich die Berichte und werde den Rest zu Hause schreiben.

Suez

Samstag, 31.10. Wir haben gut geschlafen und ich beginne das Schiff zu waschen. Wir hatten viele überkommende Wellen und so ist alles voller Salz, das abgewaschen werden muss. Agent Abdo kommt um 10 Uhr, er hat mitbekommen was gestern los war. Neu arbeiten die Ämter am Freitag und Samstag nicht mehr, also heisst das, dass wir auch heute nicht vom Schiff können. Auf 12 Uhr will er wiederkommen, dann können wir zusammen einen Kaffee trinken, mit ihm geht das. Also frühstücken wir erst mal und dann wird weiter gewaschen. Auf 12 Uhr ziehe ich mich um, lange Hosen und zwar die, die Verena schon lange entsorgen wollte. (Sorry, das musste ich einfach schreiben)  Wir gehen mit ihm ins Restaurant, wo uns der Polizist sehen kann. Abdo erklärt uns die Situation und merkt, dass wir nicht so happy sind. Er kennt ein Hotel, das Hauslieferdienst anbietet und wir bestellen unser Essen auf 18 Uhr. Nach einer politischen Diskussion kommt der zentrale Punkt für seine Einladung. Es kann bis zu einem Monat gehen, bis man alle Papiere bekommt. Es harzt so in der Staatsadministration. Wenn man aber etwas Oel ins Getriebe gibt, dann läuft es wie geschmiert. Summa summarum bezahlen wir Fr. 170.00 Bakshish. Um 13 Uhr läuft ein 2 Master ein, wir gehen wieder aufs Schiff, denn Abdo muss diese Mannschaft betreuen. Ich putze weiter und pünktlich um 18 Uhr kommt das Essen. Rindfleisch am Spiess gebraten, zart, auf einem Salatbett und zusätzlich ein Salat und Fladenbrot. Wir diskutieren über die Weiterfahrt, denn für die nächste Zeit ist im östlichen Mittelmeer Schlechtwetter angesagt. Adrian entschliesst sich, den Flug umzubuchen. Es zeichnet sich ein Fenster ab, so dass wir am 7. in Limassol eintreffen könnten, ohne das ganz grosse Geschaukel.

Die Gäste der Segelyacht sind weg und wir sprechen mit der Crew. Es sind Holländer, sie sind nett, aber auch sie haben Probleme auf dem Schiff, sei es mit Elektronik oder Einrichtungen. Das Problem Trinkwasser müssen sie noch lösen. Die Wasseraufbereitungsanlage hat ihren Geist aufgegeben und hier kann das niemand flicken.

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Sonntag, 1.11. Um 06 Uhr erwache ich, wir sind schlecht festgemacht, wir kommen am Plastiksteg an. Der Wind hat zugenommen und es ist Ebbe. Also, Bugseil nachziehen. Um 06 Uhr ist schon ziemlich Betrieb, ca. 10 Leute sind am Fischen. Auch der Polizist macht mit. Früh, also gegen 10 Uhr kommt unser Agent mit einem von der Einwanderung. Adrian ist noch im Bett, aber trotz glaubhafter Bestätigung, dass der 2. Pass unserem Sohn, sölbiger noch schlafend sei, gehöre, er will ihn sehen. Er vergleicht Passbild und Adrian ca. 5 mal, dann muss Adrian noch die Brille ausziehen……….

Wir möchten heute Einkaufen gehen und der Agent organisiert jemanden, der uns begleitet, er sollte um 12 Uhr kommen. Die Crew vom Segelschiff hat mittlerweile auch gemerkt, dass sie suboptimal angelegt sind und korrigieren das. Leider hat ihre Wintsch soviel Kraft, dass sie den Steg brechen. Wir sind geknickt! Um 11.30 Uhr kommt Said, der uns in die Stadt begleiten soll und meint, leider gehe es ihm erst um 14 Uhr. Also haben wir noch Zeit, zur Bank zu gehen und für Nachschub sorgen. Ach ja, wir sind ja wieder in Ägypten und da laufen die Uhren anders. In Ägypten kann 14 Uhr auch 17 Uhr heissen. Ich beginne mich langsam zu ärgern, werde aber kurz darauf entschädigt. Ich rufe Adrian, er soll sofort kommen, mit Fotoapparat. An uns vorbei zieht ein Flugzeugträger der Engländer, dann folgt ein riesiges Versorgungsschiff mit kanadischer Flagge und zuletzt ein moderner Tarnkappen Zerstörer wieder englische Flagge. Über diesen Schiffen kreist ein Heli der Ägypter. Das war uns eine Gänsehaut wert.

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Adrian nimmt Kontakt auf mit dem Agenten, da mein Internet schon wieder „fertig“ ist. Er „beschleunigt“ Said. Wir kaufen ein: Orangen, Äpfel, Tomaten, Bananen und Knabberzeug. Wein und Bier ist hier schwer zu beschaffen. Said verspricht er besorge dies noch. Dann aber geht es plötzlich nicht mehr und erst morgen Insh’allah. Adrian mailt unserem Agenten die Liste, was wir wünschen und noch vor dem Nachtessen trifft dies ein. Heute gibt es Spaghetti an Tomatensauce mit Cedarkäse und Peperoni, dazu trinken wir einen Roten. Ein guter Tag. Unsere beiden Kapitäne in Limassol machen sich morgen Gedanken bezüglich der Traversierung und teilen uns dies mit. Eine 2. Meinung ist immer positiv, vor allem wenn sie von Fachleuten kommt.

Montag, 2.11. Wir haben gut geschlafen, obwohl der Wind ziemlich heftig war und das Wasser bewegt. Nach dem Frühstück habe ich wie immer die Küche aufgeräumt und mich dann hinter die Wetterprognosen gemacht. Die Schlechtwetterzone zwischen Ägypten und Zypern hat sich noch verstärkt. Adrian hat die Mitteilung erhalten, dass der Flug auf Sonntag verschoben sei, er wird über München fliegen. Um 12 Uhr kommt Said und geht mit Adrian einen Kaffee trinken. Sie beschliessen, noch ins Teehaus in die Stadt zu fahren, worauf ich verzichte, denn die Stadt ist mir zu schmutzig, aber das muss man mal gesehen haben. Der Wind wird immer stärker und Karkar, der Hafenmeister möchte uns, nun endlich, an einer 2. Boje festmachen. Der Grosssegler ist losgefahren und ebenso das 2. Segelschiff. Auf diesem war ein amerikanisches Ehepaar. Sie waren für einen Monat nach Hause geflogen, einen Tag vor unserer Ankunft wieder zurück gekommen und von einer fetten Ratte im Schiffsinnern begrüsst worden. Diese hatte es sich an den Lebensmitteln gütlich getan. Sie sind nicht sicher, ob sie diese nun in den Süden mitnehmen.

Das Nachtessen können wir nicht auf der Fly einnehmen, es ist viel zu windig und zu kalt.

Dienstag, 3.11. Die Konsultationen der Wetterkarten geben zu Hoffnung Anlass. Am Morgen kommt unser Agent und wir erledigen die administrativen Arbeiten und er präsentiert mir die Rechnung für die Durchfahrt durch den Kanal und alle andern Gebühren. In Hurghada haben wir ja für die Hafenfreigabe 585 US$ bezahlt. Die Kanalgebühren will er mir zu 100% verrechnen. Da platzt mir der Kragen. Es ist klar, wenn wir innert 6 Monaten zurück fahren, müssen wir nur 50% bezahlen. Ah, das habe er nicht gewusst, zum Schein telefoniert er und dann bestätigt er, dass ich recht habe. Wie kann ein Agent, dessen tägliches Brot genau das ist, dies nicht wissen………. Trotzdem, wir laden ihn für den kommenden Tag zum Nachtessen ein. Das wird er bereuen, denn ich werde ihm eröffnen, dass ich alle Rechnungen dem Zoll senden werde. Ich glaube nicht, dass sie die Mehrwertsteuer für das letzte Tanken bezahlt haben. Am Nachmittag kommt Said aufs Schiff und trinkt etwas. Er bezeichnet mich als Bruder und Adrian als Sohn. Damit ist leider, wirklich sehr leider auch verbunden, dass er mich küsst. Das anschliessende Gesichtswaschen war intensiv.

Mittwoch, 4.11. Der Tag beginnt mit Nebel. Nein, es ist kein Nebel, als ich auf die Fly komme sehe ich die Bescherung. Es ist Sand. Grausam viel Sand. Es ist späterer Vormittag, als Abdo der Agent kommt und sich nach dem Befinden erkundigt. Wir bestellen bei ihm für morgen Abend 2 Pizze in Ismalija. Sonst haben wir keine Fragen. Langsam lichtet sich der Nebel und es erscheint Said. Leider kann ich nicht verschwinden und muss wieder herhalten, mein Bruder, mein Bruder, lass dich küssen. Dann setzt er sich hin. In Übereinstimmung mit Adrian sind wir nach 15 Minuten sehr schläfrig und tun ihm dies kund. Er steht auf und verabschiedet sich von seinem Sohn und seinem Bruder. Sofort Gesicht waschen. Kurz nachdem wir im Schiffsinnern sind, beginnt es zu regnen. Nicht stark, nur so, dass das ganze Schiff schmutzig wird. Wir werden von Abdo abgeholt und essen in einem guten Restaurant. Anschliessend gehen wir noch in ein Teehaus und Adrian raucht noch eine Shisha und wir trinken Tee. Dabei erzähle ich Abdo das mit den Rechnungen. Er hat sich im Griff, aber er telefoniert. Zum Schluss gehen wir noch einkaufen für die Zeit bis Limassol. Wir sollten nun verpflegungsmässig auf der sicheren Seite sein.

Zeitig geht es ins Bett, obwohl wir erst nach dem letzten Schiff in den Kanal einfahren können, das heisst 10.30 Uhr. Für Freitag haben wir den Lotsen auf 08 Uhr bestellt.

 

Von Aqaba nach Suez

Mittwoch, 28.10. Es beginnt die Reise mit Abschied, Ankunft, Abschied, Zwischenstop und Ankunft. Spannend. Das Wetter ist gut, etwas bewölkt, aber mit mässigen Winden. Nach dem Frühstück beginnen die Reisevorbereitungen. Adrian kümmert sich um die 12 Volt Anlage, dieweil ich mich mit andern Dingen, wie Wasser auffüllen und aufbereiten, Motorenöl- und Wasserstand der Motoren beschäftige. Um 15 Uhr fahren wir zur Tankstelle. Von allen umliegenden Schiffen gibt es ein Hallo. Wir tanken 2’355 Liter Diesel und sind nun vollgetankt. Die Mannschaft von der Gulet und der Kapitän der Hajaman kommen sich verabschieden. Der Kapitän der Hajaman schenkt Kurt, unter Beifall der andern eine Gebetskette. Dann geht es zum Büro um alles zu bezahlen. Anschliessend werden Adrian und ich zum Zoll gefahren wo die administrativen Arbeiten erledigt werden. Das ist etwa 10 km entfernt im Haupthafen und dann zurück zur Marina, wo auch noch die Grenzpolizei kommt, aber nur um uns zu verabschieden. Keine Kontrollen.

Um 17.40 Uhr laufen wir aus und alle winken. Die See ist ruhig und wir kommen gut voran. Kurz vor der Strasse von Tiran kommt Wind auf und die Wellen werden doch spürbar und immer höher, so ca. 1,5 Meter. Es ist mittlerweile Donnerstag, 29.10, 07.15 Uhr. Dann, im Roten Meer um entlang der Küste, beruhigt sich die Lage wieder etwas. Als wir in den Golf von Suez einfahren, kommt Sturm auf, auch da ist der Himmel wolkenlos. Die Wellen werden immer höher und es beginnt unangenehm zu werden. Auf der Höhe von Ras Gharib sind die Wellen auf 3 Meter angewachsen und das ist schon happig. Erneut ärgern wir uns ab der Wettervorhersage, die einen maximalen Wind von 19 kmh ansagt hat, aber in Tat und Wahrheit waren es 75-80 kmh. Wir haben den Wind auf die Nase, aber wir werden dadurch auch langsamer. Man muss sehr konzentriert fahren, denn wenn man die Wellen querab bekommt, dann schaukelt es ziemlich heftig. Bei einer Steuerübergabe ist es dann soweit, wir produzieren einen Seemannshaufen. Wir beide verlieren den Halt und stürzen übereinander. Blaue Flecken gehören zur Seefahrt. Wir sind die 2. Nacht unterwegs und seit vielen Stunden haben wir diese Wetterverhältnisse. Das ist hart. Sogar der Kapitän geht jetzt mal kurz etwas für die Fische tun, damit sie nicht verhungern.

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Das bild zeigt die doch ziemlich unangenehme Situation.

Am Freitag, 30.10., mit Sonnenaufgang nehmen Wind und Wellen ab und unsere Geschwindigkeit zu. Diese unangenehme Situation hat 24 Stunden gedauert. Nach 2 Stunden ist die See flach wie ein Tümpel. Kurt meldet die Ankunft beim Agenten via Whatsapp. Über Funk melden wir uns auch bei der Hafenkontrolle. Es ist Freitag, niemand arbeitet. Die „alten“ Bekannten sind am Steg, resp. Karkar im Boot und nimmt unsere Bugleine und macht sie an der Boje fest. Um 13.30 Uhr haben wir fest gemacht. Abdou, der Agent kommt an Bord und will nur die Schiffspapiere, obwohl ich ihm die Pässe auch  geben wollte. Dann sind wir wieder alleine und wir sind fix und foxi. Wir gestatten uns einen Anlegetrunk und ich danke Adrian für seine Hilfe. Er hat sich top seemännisch verhalten in den schwierigen Situationen, es war jederzeit 100% Verlass auf ihn.

Zu müde um zu kochen wollen wir im nahen Hotel Red Sea etwas essen gehen und nachher früh schlafen. Wir sind bis zum Ausgang gekommen, da wollte ein Polizist die Visa sehen, die wir nicht haben und es gab kein Durchkommen. Es sind wirklich „Kameltreiber“. 1. hat mich der Polizist gekannt und weiss, dass wir korrekte Leute sind und 2. liegt ja unser Schiff da, also keine Gefahr, dass wir „abhauen“. Dies war so das Pünktchen auf dem i. Zurück zum Schiff, Thonsalat und harte Eier und dann schlafen.