Freitag, 04.08. Wie die letzten Tage, heisst es auch heute, möglichst vor Sonnenaufgang aufstehen, Sonnenseite schliessen, den Sonnenschutz auf Fly und Vorschiff anbringen, Frischluftzufuhr auf der Schattenseite an und versuchen weiter zu schlafen. Doch es bleibt beim Versuch. Nach dem heissen z’Morgenkaffee, (es wäre ohne ihn schon heiss genug gewesen) der uns aber „in Gang“ bringt, und der üblichen Haushalttour müssen wir zur Bank, das Bargeld ist knapp. Verena stöbert noch in einem Laden, in dem alles um 70% abgeschrieben ist. Kurt geht zurück zum Schiff, nimmt den Hecksonnenschutz ab und reinigt ihn auf dem Steg. Luigi kommt vorbei, er will die Crew der österreichischen Segelyacht begrüssen, die in der Nacht angelegt hat. Kurt wird aus der Flagge dieser Yacht nicht schlau. Österreichisch, aber speziell. Das Hecksonnendeck wird zum Trocknen aufgehängt. Es ist 10.30 Uhr und 36 Grad. Verena ziehts in die klimatisierte Eignerkabine, Kurt bleibt auf der Fly. Wie jeden zweiten Tag, muss wieder das Wasser, das durch die undichte Flansch in den Schiffrumpf gelangt, mittels Handpumpe entfernt werden. Gegen Abend kommt der Eigner der österreichischen Yacht und klärt Kurt über seine Flagge auf, dies sei keine Behördenflagge, sondern die Kriegsmarineflagge von Austria. Diese Kriegsmarine habe in Sachen Vermessung des Mittelmeeres und des Roten Meeres sehr viel geleistet. Man lernt nie aus. Dieser „Yachti“ ist, zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern auf den Spuren dieser Vermessung. Gegen 19 Uhr kommt etwas Wind auf und Kurt steigt in die Küche. Auch wenn es kalte Küche gibt, es ist trotzdem sehr heiss in der Küche.
Samstag, 05.08. Kurt übernimmt heute den Broteinkauf. Ohne einen Blick auf das Thermometer zu werfen, beschliessen wir wieder zu schwitzen. Wir schaffen es trotzdem uns ernsthafte Gedanken zu machen, was wir mit nach Hause nehmen wollen/müssen. Gemäss den Prognosen kommen wir von 43 Grad Celsius nach 20-22 Grad und Regen. Dann machen wir das, was bei dieser Hitze noch einigermassen geht, wir lesen. So langsam werden wir Italiener. Die Küche wird nicht vor Sonnenuntergang, resp. kurz davor in Betrieb genommen. Aber trotz Hitze haben wir hie und da das Bedürfnis, warm zu essen. Während dem Kochen kommt Wolfgang von Austria vorbei und fragt nach einem grossen Schraubenzieher. (er hat aber keine Schraube locker) Nein, er will seine Ankerkette wenden, so dass der Anker am nicht rostigen Teil befestigt ist. Das Nachtessen nehmen wir auf der Fly ein, das Essen bleibt wunderbar heiss, kein Wind und sehr feucht.
Sonntag, 06.08. Schon vor dem Frühstück wird der Schraubenzieher zurückgebracht. Um Kurt noch etwas mehr zu verwirren, zeigt ihm der sympathische Österreicher die österreichische Handelsflagge aus der Vorzeit. Sie ist heute nicht mehr gültig, denn sie ist aus der Zeit der K.u.K. Donaumonarchie. Kurt ist betrübt, wir können ihm nicht mal die Aargauerflagge zeigen. Nach dem Frühstück beginnen wir die Sachen bereit zu legen, die wir mit nach Hause nehmen wollen. Verenas Sommergarderobe ist hauptsächlich auf dem Schiff. Da Kurt etwas abgespeckt hat, gehen ihm vermutlich wieder Kleidungsstücke vom „letzten Jahrhundert“. Deshalb muss er praktisch nichts mitnehmen. Dank Wind haben wir jetzt um 17.30 Uhr nur noch 35° im Schiff, dafür aber eine Luftfeuchtigkeit von 85%. Nach dem Nachtessen bekommen wir noch Besuch von der Österreichischen Familie. Sie wollen sich verabschieden. Da gehört natürlich auch ein Besichtigungsrundgang, inklusiv Zusammensitzen bei Gesprächen über all das Erlebte während der Seefahrt. Um 20.45 Uhr verabschieden sie sich, denn ihr Freund kommt um 21 Uhr, danach wollen sie ausklarieren für Kroatien und in der Nacht bis kurz vor Vieste fahren.
Montag, 07.08. Heute wollen wir zur Werft um nochmals sicher zu gehen, dass für morgen alles klappt. Nach dem Frühstück kommt Wolfgang, wir haben uns bereits gewundert dass sie noch da sind, und erzählt uns seine neueste Erfahrung. Er konnte gestern nicht ausklarieren, das geht nur von Montag bis Freitag und nur morgens von 10 bis 12 Uhr. Wir sind Gast in diesem Land und schweigen deshalb…………. Wenn man nicht ausklariert, sondern einfach nach Kroatien fährt, führt das zu einer Busse von 300 Euro pro Person. Die Kroaten haben eine neue Geldquelle entdeckt. Der Marsch zur Werft ist bei dieser Hitze mit viel Schweiss abwischen verbunden. Wir werden nett empfangen und man gibt uns erschöpfend Auskunft, so dass wir einen guten Eindruck gewinnen. Auf dem Rückmarsch wollen wir noch bei der Busstation vorbei um zu fragen, wann die Busse nach Foggia fahren. Auf der Strecke von der Werft bis zur Busstation, man läuft ja möglichst dem Schatten nach, macht man ein „Schaulaufen“. Ältere Männer sitzen unter den Bäumen auf Bänken, diskutieren und beobachten auch die Vorübergehenden. Auf einmal tönt es „guten Tag“ wir grüssen ebenso zurück. Etwas später holt uns der Mann ein und spricht uns auf deutsch an. Er hat einige Jahre in Deutschland gearbeitet, auch im Schwarzwald. So eine Hitze habe er in den letzten 28 Jahren noch nie erlebt. Irgendwie erleben wir auf unseren Fahrten einige Extreme, sei es Wind, seien es Wellen oder wie jetzt Hitze. Der Mann zeigt uns, wo wir die Tickets für den Bus kaufen können und gibt uns den Ratschlag, wir sollen in Foggia sehr vorsichtig sein, da hätte es Diebe. Wir schaffen es nicht bis zum Schiff zurück. Wir müssen einkehren, etwas trinken und Verena brauchte dringend ein Eis. Auf dem Heimweg, ohoh, wo ist Verena`s Sonnenbrille? Auf dem gleichen Weg zurück. Auf dem Tisch liegt sie nicht, obwohl der Tisch noch nicht abgeräumt ist. Die Männer vom Nebentisch beobachten Verena`s suchenden Blick. Sofort steht einer der Männer auf, fragt den Kellner, dieser weiss von nichts. Doch der Mann gibt nicht nach, eilt ins Café und fragt den Mann hinter der Theke. Dieser reagiert sofort und bringt Verena ihre Sonnenbrille. Natürlich bekommen die beiden Männer ein charmantes Lächeln, soweit dies bei der Hitze noch möglich ist, und ein freundliches „Mille Grazie“. Verena rafft sich später nochmals auf und geht Früchte und Yoghurtdrinks einkaufen. Danach ist, nebst einigen kleineren Arbeiten die noch zu erledigen sind, Siesta bis zum Nachtessen. Nach Sonnenuntergang starten wir die Vorbereitungen für das Verholen des Schiffs in die Werft, resp. für das Trockendock. Ziemlich schlapp legen wir uns schlafen, morgen ist um 05.30 Tagwache und es wird ein langerTag werden, aber wir sind froh, der Hitze entfliehen zu können.
Zum Titelbild:
Hier entstehen die neuen Dusch- und WC-Häuschen.