Montag, 25.06. Um 06 Uhr geht der Wecker. Nach dem Frühstück nochmals Wetterprognosen konsultieren. Vorhersage: leicht bewölkt, Wind 11 km bis 14 Uhr aus West-Süd-West, dann langsam auffrischend auf 20 km, Wellen aus 335 Grad, maximal 40 cm. Super Voraussetzungen! Dann Stromkabel einziehen, der Hafenchef demontiert die Verlängerung und Kurt marschiert zur Hafenpolizei, dann zum Zoll und wird per Polizeiauto zum Schiff gefahren. Nach einem kurzen Augenschein der Zollbehörde bekommen wir das OK zum ausfahren. Die Backbordbatterie macht wieder Probleme, doch nach 15 Minuten können wir starten. Kaum sind wir um die Insel, zieht der Wind an und die Wellen werden grösser. Der Wind dreht auf Nord. Wir fahren mit Kurs 270 und haben die Wellen quer. Nach 45 Minuten werden wir per Funk von der Gard National aufgerufen und nach Kurs, Flagge, Ziel, Anzahl Personen etc, befragt. 30 Minuten später das Gleiche von der Küstenwache und nochmals 20 Minuten später mit den gleichen Fragen von der Grenzpolizei. Ob die nicht begreifen können, dass jemand freiwillig nach Algerien fährt!! Kurz nach der Grenze wird die Fahrt ungemütlich. Die 40 cm Wellen lassen die Schiffsglocke läuten und sie spritzen hoch bis auf die Fly. Nach 8,5 Stunden versucht Kurt sich auf Kanal 16 bei der Hafenbehörde und der Poliz zu melden, das Gleiche nochmals auf Kanal 9. Etwas später nochmals auf Kanal 16, aber, keine Antwort. Wir fahren langsam in den Hafen ein und gehen Richtung eingezeichneter Liegeplätze für Yachten. Die Militärstation winkt uns zu sich und wir machen dort fest. Der Offizier versucht den Hafen zu erreichen. Also auf englisch geht nichts, aber auf arabisch kommt die Antwort sofort. Wir sind zu gross und müssen in den Handelshafen. Ein kleines Schiff der Portcontrol holt uns ab und bringt uns zu einer Anlegestelle. An der Pier warten bereits 3 Uniformierte und sind beim Anlegen behilflich. Aber damit ist die Höflichkeit erschöpft. Alle Papiere vorlegen, Visa zu bekommen ist unmöglich. Dann folgt die Schiffskontrolle. Ohne Handschuhe öffnen sie alle Schubladen und Schränke, nuschen da und dort. Sie kontrollieren Feuerlöscher und Sicherheitseinrichtungen, Schwimmwesten und Hausapotheke etc. Dann kurz bevor sie fertig sind, „schnorren“ sie uns eine Falsche Wein. Niemand kommt von Tunesien und hat keinen tunesischen Wein. Hätte man nichts gegeben, wäre die Kontrolle wohl in alle Ewigkeit gegangen. Sie ziehen mit ihrer Trophäe (Flasche Wein) ab und erklären, dass der Zoll noch kommen werde. Der Zöllner, ein flotter Typ, hört sich unsere Porbleme an, macht uns aber keine Hoffnung auf ein Visa. Er will aber versuchen, dass wir zu einer Prepaidkarte kommen. Er werde die Polizei informieren, so dass ein Polizist mit uns in die Stadt kommt, um die Karten zu kaufen. Wir dürfen ohne Visa den Hafen nicht verlassen. 3 Polizisten kommen anschliessend zu uns, aber auch sie haben keine Lösung, wollen aber helfen. Als dann alle vom Schiff sind, wollen wir die Madness vom Salzwasser befreien. Der Hahn, resp. die Kupplung ist defekt und der Wasserdruck entspricht einem „Prostatiker“. Reinigung unmöglich!! Strom gibt es auch nicht. Trotzdem wir ziemlich frustriert sind, geniessen wir unser kaltes Nachtessen. Um 21 Uhr klopft es an das Schiff und eine berndeutsche Stimme begrüsst uns. Er mache Geschäfte hier und habe in Bern ein kleines Budeli. Seine Schwester sei hier mit einem General verheiratet und darum sei vieles möglich. Er komme morgen zwischen 9 und 10 vorbei. Es glimmt ein Hoffnungsschimmer. Um 22 Uhr gehen wir ziemlich geschafft schlafen.
Dienstag, 26.06. Die Nacht war ruhig. Gestern haben wir noch beschlossen, 2’000 Liter Diesel zu bunkern. Um Geld zu tauschen, müssen wir vom Zoll eine Bewilligung haben. Um 08.45 Uhr geht Kurt zum Zoll, um zu erfahren, was der Liter Diesel kostet, damit wir den entsprechenden Betrag umtauschen können. Er wird vertröstet, der Chef kommt erst in 30 Minuten. Nach 45 Minuten geht Kurt erneut zum Zoll. Der Chef ist gerade gekommen und zieht die Uniform an. Er will sich der Sache annehmen, habe aber vorher noch Erledigungen zu tätigen. Nach 1,5 Stunden warten, ist bei Kurt der „Nuggi“ draussen und er geht zur Portcontrol. Viele gute Worte, aber nichts was ihn weiter bringt. Keine klare Antwort in Sachen Diesel. Wir haben genug bis Algier und damit verzichten wir auf den Diesel und wollen nur 100 Euro wechseln, damit wir endlich die Prepaidkarte kaufen können und ev. frische Früchte. Das ist kein Problem, ausser, dass das Formular nur im Beisein eines Polizisten ausgefüllt werden darf. Also geht Kurt zur Polizei. Dort stellt der zuständige Beamte sich ein Formular aus, das sein Chef signiert und damit darf er Kurt zum Zoll begleiten. Nach dem der Zoll ein ebensolches Formular ausgefüllt hat, gehts zur Bank, wo Kurt 100 Euro abgibt und dann 5 Minuten absitzen darf. Er bekommt den Gegenwert in algerischen Dinar ausbezahlt. Es sind ca. 13’000 Dinar. Er erhält ein Formular, womit der Wechsel bestätigt wird und dieses muss er beim Zoll abgeben. Dann gehts zum Kauf der Prepaid Karten, aber oha, ohne Visum, keine Prepaidkarte. WARUM TUN WIR UNS DAS AN????? Ach ja, der Berner ist auch nicht gekommen (er hat algerische Wurzeln…….). Wir beschliessen, in 3 Schritten bis Algier zu fahren. Dort kann es ja nur besser sein. Morgen wollen wir bis Skikda fahren, 57 Seemeilen. Der Zoll gibt uns das OK. und die Polizei will dass Kurt vorher noch bei ihnen vorbeikommt. Ohne Internet ist die Wettervorhersage jedoch schwierig. Auf der Med Surveyer, dem Schiff hinter uns, hat es einen sehr netten Chef, der Kurt gestattet, seinen Funkraum mit Internet zu nutzen. Merke, die Küstenwache ist für die Sicherheit verantwortlich. Ob die Apotheke vorhanden ist oder nicht, aber die erste Sicherheit ist und bleibt die Wettervorhersage und ohne Internet ist dies nicht möglich. Dies wird leider hier verhindert.
Mittwoch, 27.06. Nach dem Frühstück geht Kurt zur Polizei um uns abzumelden. Ein junger Polizist steht draussen, der sich unser Vorhaben anhört und sagt Moment, verschwindet im Büro und kommt nach 2 Minuten zurück, zeigt mit dem Daumen nach oben und sagt, bon voyage. Zurück auf dem Schiff, funkt Kurt 4 mal die Portcontrol an und meldet unsere Ausfahrt. Keine Antwort. Dann fahren wir aus, ein kleines Schiff der Portcontrol begleitet uns ein Stück und wünscht gute Fahrt. Ein Frachtschiff versucht ebenfalls über Funk die Portcontrol zu erreichen, ebenfalls ohne Chance. Ausserhalb haben herrscht viel Dünung und etwas Wind. Nach einer Stunde ruft uns die Küstenwache auf um nach Kurs, Flagge, Personen etc. zu fragen. Freundlich wie immer geben wir Auskunft. Dann nach 2 Stunden ruft uns die Küstenwache erneut auf, aber mit dem klaren Befehl, umzukehren und zurück nach Annaba zu fahren. Keine Angabe des Grundes. Folgsam machen wir das. Wir funken wieder die Portcontrol an, ob wir an dem selben Ort anlegen können. Dies 2x, ohne Antwort, also fahren wir dorthin. Ein Pilotboot signalisiert uns, dass wir weiter nach hinten fahren müssen. 2 Leute der Küstenwache warten auf uns und helfen beim Anlegen. Dann unsere Frage: Warum? Antwort: Sie haben sich nicht korrekt verhalten. Was genau? Antwort: Die Polizei und der Zoll waren nicht auf dem Schiff und die Portcontrol wusste nichts von der Abfahrt. Jetzt steigt Puls und Blutdruck auf über 200 und dies spiegelt sich auf Kurts Gesicht, was von der Küstenwache registriert wird. Von der Polizei und dem Zoll hatten wir die Freigabe und wenn die Portcontrol schläft, ist das nicht unsere Sache und für das holt ihr uns nach 2 Stunden zurück. Kurt schreibt einen Seeprotest. Jetzt wird`s amtlich, denn Funkaufrufe werden registriert und die Polizei bestätigt unsere Angaben. Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Sie haben ein Problem nicht wir. Kurt fragt noch, wer die 100 Liter Diesel bezahlt, die wir unkorrekterweise verfahren mussten. Nun beginnt die gegenseitige Schuldzuweisung, aber den Seeprotest können sie nicht umgehen. Alle bemühen sich. Sogar der oberste Chef vom Zoll und der Hafenchef kommen vorbei. Also jetzt wollen wir Algerien etwas schröpfen. Wir möchten 2’500 Liter Diesel tanken. Das wird uns hoch und heilig versprochen, die Küstenwache sagt, wir organisieren das mit dem Zoll. Und ach ja, wir müssen noch etwas weiter nach vorn fahren, da Manöver mit grösseren Schiffen geplant sind. Dann verschwinden sie. Wer hilft uns bei dem Manöver? Verena beginnt verständlicherweise im Roten zu drehen. Zum Glück helfen uns die Matrosen vom Nachbarschiff. Um 13 Uhr ist immer noch nichts geschehen in Sachen Diesel. Jetzt legt Kurt noch einen Zack zu. Man versucht zu vertrösten und ordert einen Mann von der Ölgesellschaft dazu. Jetzt wird`s noch schwieriger, denn der sagt klar, man kann auch in Euro bezahlen. Es entspannt sich ein Streit zwischen Zoll und Ölmann. Zudem müsse man nicht in den kleinen Hafen fahren, bei dieser Menge komme ein Tankwagen. Bei dieser Gelegenheit ordern wir noch 1’500 Liter Wasser. Auch das wird zum Schiff gebracht, so heisst es. Wenn das klappt, so fahren wir direkt nach Sardinien. Aber, nach 1,5 Stunden kommt die Meldung, der Diesel kann erst morgen ca. 13. Uhr und nur 1’000 Liter geliefert werden und Wasser???? Der Zoll überbringt diese Nachricht, begleitet von zwei Männern der staatlichen Ölfirma. Sie erklären uns den Grund für die spätere Lieferung. Die zu bezahlenden Euro müssen auf die Bank, und werden dort auf Echtheit geprüft. Danach wird der Betrag in Dinar auf das Konto der Ölfirma überwiesen und erst dann kann der Diesel geliefert werden. Jetzt ist das Mass übervoll. Wir wollen nichts mehr in Algerien. Entschluss…….morgen fahren wir zurück nach Tabarka und sehen weiter. Ein Agent nimmt sich uns noch an und kann dies und das noch für uns regeln, aber Visa, keine Chance womit der Entscheid defintiv ist. Wir fahren zurück nach Tabarka zu den uns bereits bekannten Menschen und Gepflogenheiten.