Freitag, 30.08. Noch bevor der Wecker klingelt stehen wir auf. Es ist kalt. 15 Grad im Schiff, draussen 12. Einer der 12 Segler die gestern Abend noch angekommen sind, hatte vermutlich ein gröberes Problem mit dem Strom. Jedenfalls ist Kurt in der Nacht noch 2x aufgestanden um die Hauptischerung für den Steg wieder einzuschalten. Der Erfolg war gleich NULL!! Das heisst, für den Rest der Nacht keinen Strom. Also wird gleich der Generator gestartet, auf den Morgenkafi wollen wir nicht verzichten. Wir besprechen das Ablegemanöver und sehen, bei den Seglern wird diskutiert. Kurt erkundigt sich beim Nachbarschiff, wann sie den Hafen verlassen werden. Sie wollen auch um 10 Uhr losfahren wie wir. Wir lassen den 12 Yachten den Vortritt. Dann legen wirgemütlich ab und staunen erneut welche Kraft das Wasser hat. Wir werden gegen das Ende des Hafens „gedrückt“, trotz praktischer Windstille. Die Ausfahrt ist ruhig und wir können noch letzte „Sichtunterschiede bezüglich rotweissen Pfählen“ beseitigen. Der Ärmelkanal empfängt uns nicht wie prognostiziert. Wind ja, Wellen und Wellenrichtung nein, Tidenstrom nein. So langsam überholen wir die Segelschiffe, die vor uns ausgefahren sind, obwohl wir nur mit 6,4 Knoten unterwegs sind.
Nach 3,5 Stunden melden wir uns im Hafen an. Es wird verlangt, dass man um Einfahrt in den grossen Hafen nachsucht. Die Bewilligung wird erteilt. Noch gute 2 km fahren wir den Handelshafen hoch um in der ROYAL Yachtmarina Oostende anzulegen.
Ein Schiff der Hafenbehörde mit Blinklicht fährt uns voraus und bringt uns zur Marina. Für Leute, die keine aktuellen Seekarten haben, ist diese Marina vielleicht etwas versteckt. Das Anlegemanöver gestaltet sich, einerseits durch den Wind der noch zugelegt hat, aber auch durch die Tide die uns gegen den Anlegesteg drückt, nicht ganz einfach. Die Fender, genau auf der richtigen Höhe gesetzt, haben uns aber gut abgefedert. Ein junger Mann nimmt uns ein erstes Tau ab und macht es fest. Den Rest schaffen wir gut alleine. Hier spricht man kein französisch. Entweder flämisch oder englisch. Wir ziehen letzteres vor. Nach dem administrativen Teil und den üblichen Anlegearbeiten gehen wir noch kurz zum Einkauf. Dann gibts unser Nachtessen auf dem Schiff. Dabei stellen wir mit Freude fest, am Fahnenmast der Marina wurde die Flagge mit dem weissen Kreuz gehisst, ist doch echt ein nettes „Willkomm“.
Mittwoch, 28.08. Eine Schnaake hat Kurt immer wieder aus dem Schlaf geholt, doch am Morgen war der „Stich“ trotzdem perfekt, obwohl wir den „Schnaakenstecker“ eingesteckt hatten. Dieweil Verena sich mit der Wäsche befasst reinigt Kurt das Aussenschiff. Die grossen Frachter, Container und Tanker, die im Hafen gegenüber anlegen, sind leider nicht nur sauber. Am Nachmittag gehts zum Einkauf. Kurt marschiert mit dem Einkaufsrolli zurück und Verena stöbert noch etwas in den Mode-Läden. Die Strassen um die Kirche Sankt Eloi sind abgesperrt. Viel Polizei ist anwesend und eine grosse Menschenmenge, Jung und Alt ist vor der Kirche versammelt. Es findet ein „Abchiedsgottesdienst“ für einen angeblich bekannten Musiker, der mit 58 Jahren gestorben ist, statt. Als die Urne zum Auto, das direkt beim Kirchenausgang stand, gebracht wird, klatschen die umstehenden Leute in die Hände. Für uns etwas aussergewöhnlich, doch auf diese Art kann man sich beim Verstorbenen nochmals für seine „guten Taten“ bedanken und ihn ehren.
Während wir das Nachtessen geniessen, öffnet der angekündigte Regen seine Schleusen.
Donnerstag, 29.08. Es weht ein frischer Wind aus Norden und es ist bewölkt. Heute ist es nichts „mit an den Strand gehen“. Wir stellen fest, dass wir 2 Novitäten hier in Dunkerque erlebt haben. Wir wurden am Steg von einer Dame empfangen, die kräftig beim Anlegen mithalf und vor dem Marinebüro weht eine Schweizerflagge am Fahnenmast. Da kommen doch heimatliche Gefühle auf!! Den Nachmittag nutzen wir um einen letzten Einkauf zu machen. Küchenpapier, Honig und 2 Flaschen französischen Wein. Morgen werden wir ja in Ostende, also in Belgien sein. (Gäll Vreni).
Kurz nach der Rückkehr aufs Schiff klopft es und ein älterer Herr steht vor dem Schiff. Es ist nicht nur ein Schweizer, nein, es ist ein Zürcher. Wir laden ihn aufs Schiff ein und „beschnuppern“ uns. Nach einem Kafi und der Schiffsbesichtigung verabschieden wir uns und er geht zu seinem Segelschiff zurück, das seit 6 Jahren hier stationiert ist und das er als „2. Wohnung“ nutzt. Die Strecke von Zürich bis hier her fährt der 84 jährige Segler immer noch mit seinem Auto. Nach dem Nachtessen machen wir uns an die Schreibarbeit und die Vorbereitungen für die morgige Fahrt.
Montag, 26.08. Zum Glück haben wir auch hier 2 WC, denn in dieser Richtung hat sich noch nichts geändert. Das Problem des Autopiloten wird nach dem Telefongespräch mit Yacht-Service, für den Nachmittag oder Abend zur „Besichtigung“ verabredet. Also fahren wir mit dem GRATISBUS, hier sind die öffentlichen Verkehrsmittel gratis, zum Einkaufszentrum. Zeitlich sind wir top unterwegs, in 2 Minuten fährt ein Bus. Beim Hypermarkt Carrefour suchen wir zuerst nach einem Stiel-Staubsauger mit kleinem Handsauger. Der von Elektrolux erfüllt unsere Erwartungen zu einem vernünftigen Preis. Ebenfalls kaufen wir einen Abfallkübel mit Fussöffnung, der alte hat den Geist aufgegeben. Dermassen bepackt laufen wir gemütlich zur Bushaltestelle und können gleich einsteigen. Zurück auf dem Schiff wird das Gekaufte ausgepackt und zusammengestellt. Wir schliessen den Staubsauger, der über einen Akku verfügt an und rund eine Stunde später haben wir keinen Strom mehr. Es gibt Steckdosen hier mit 220 Volt aber nur 4 Ampère abgesichert. Jeder Haarföhn lässt da die Sicherung ausfallen. Wir haben aber eine Steckdose mit 16 Ampère gefunden. Der Stromausfall hat nichts mit uns zu tun. Dann will Kurt zur Werft, um unser WC-Problem einer Lösung zuzuführen. Er wird an U-Ship verwiesen und dort nimmt man sich des Problemes an. Doch heute ist es nicht mehr möglich. Der Fachmann wird aber morgen kommen. Anschliessend macht sich Verena auf um die Stadt unsicher zu machen.
Kurt bleibt auf dem Schiff, denn das Autopilotenproblem harrt noch einer Lösung. 17.15 Uhr ist Verena zurück, aber sonst ist noch niemand gekommen. Verena übernimmt den Küchendienst und genau da erscheint der Mann von Raymarine, Autopilot. Unsere Hydraulikpumpe scheint defekt zu sein, also vermutlich kein Fehler von Raymarine. Nachdem dies so feststeht verlässt der Spezialist das Schiff. Wir werden die Pumpe in Breskens im Winterquartier reparieren, oder ersetzen lassen. Auf den drei verbleibenden kurzen Fahrten kommen wir gut ohne Autopiloten aus. Auch wenn nicht gerade erfreut, geniessen wir unser Nachtessen, von Kurt`s Fleisch mal abgesehen. Er wird NIE MEHR in einem Einkaufszentrum abgepacktes Fleisch kaufen. Leider haben wir es weg geworfen. Zu spät ist uns eingefallen, wir hätten damit Kurt`s fast abgelaufenen Sandalen aufpeppen können. Unsere ganze Hoffnung, und das ist wichtig, richtet sich auf Morgen, und nur darauf, dass der WC-Ablauf wieder durchgängig wird.
Dienstag, 27.08. Verena drängt Kurt heute zeitig aufzustehen, es könnte ja sein, dass der Mechaniker früh kommt. Kurt legt trotzdem keinen Alarmstart hin und räkelt sich noch 10 Minuten. Dann um 07.30 Uhr steht er auf und macht das Frühstück bereit. Es kommt, wie es kommen muss. Alles ist fürs Frühstück gerichtet, 08.30 Uhr und der Mechaniker klopft ans Schiff. Er beginnt nicht sofort mit „reparieren“. Zuerst schaut er sich alles genau an, kriecht in den Untergrund, kommt hoch, überlegt, kriecht noch in ein anderes Schlupfloch, sagt dann ganz klar und zeigt mit dem Finger auf eine Leitung, es muss hier liegen!
Schraubt die Ableitung auf, beginnt mit einem starken Draht zu „guseln“. Kleiner Erfolg. Dann verlangt er die Pumpe für das Beiboot. Steckt den Schlauch in die Ableitung, dichtet rundum ab und Kurt pumpt. Jetzt hat sich etwas bewegt, hoffentlich in die richtige Richtung. Dann nochmals mit dem starken Draht durchstossen, so jetzt müsste es eigentlich wieder ok. sein. Nun alles wieder dicht machen zum Probelauf. Das heisst den Strom wieder einschalten und die Spülung betätigen. Es klappt das Wasser geht seinen richtigen Weg. Es „plumpst“, aber das sind die Steine, die Verena vom Herzen fallen. Dann folgen 2 Koch-Waschgänge ohne Wäsche. Der Teppich wird zum dritten Mal schamponiert und desinfiziert. Getrocknet wird er von der Sonne die durch das Dachfenster scheint. So, diese Geschichte ist abgehakt.
Am Nachmittag gehts zum Einkauf. Wir gönnen uns etwas Besonderes zum Apéro, kleine Mozarellakugeln mit Feige und einmal Kräuterkäsekugeln mit Lachs. Das geniessen wir auf der Fly. Das Wetter ist schon seit vier Tagen super, warm / heiss und nur schwacher Wind. Mit den 2 Zusagen, die wir erhalten haben ist unser Glück geradezu perfekt. Oostende nimmt uns gerne auf und Zeebrugge hat uns auch einen Platz zugesichert. Ein echt erfreulicher, positiver Tag.
Sonntag, 25.08. Auch wenn es nicht alle Götter gut mit uns meinen, der Wettergott gibt sein Bestes. Die angenehme Temperatur erleichtert nicht nur das Aufstehen, die Sonnenwärme entschärft auch etwas die missliche „Duftgeschichte“. Genau zu dieser Geschichte hat sich ein ganz gewiefter Bösinger einen Reim gemacht, anstatt Erbarmen mit uns zu haben!!!, schreibt er, wie gehts euch heute in DÜN (PFIFF) KIRCHEN. Danke Jürg, wir konnten herzhaft darüber lachen. Den Morgen verbringen wir gemütlich auf dem Schiff. Nagel- Fuss und sonstige Pflegen und Erledigungen stehen an. Um 14 Uhr marschieren wir los, heute in Richtung Strand. Der Weg führt an unseren eher eigenwilligen Nachbarhäusern, sowie einer neueren Überbauung, für uns eine architektonische Meisterleistung, vorbei.
Dann queren wir die Brücke und kommen zum kilometerlangen Strand, der an manchen Stellen relativ stark, an vielen Stellen eher schwach besetzt ist. Einfache Verbauungen sollen verhindern, dass der sehr feine Sand sich in Richtung Land und Fluss bewegt. Die Natur schert das aber nicht. Auch auf dem Damm laufen wir durch über 10 cm dicken Sand.
Am Ende des Damms spazieren wir über die Ostpier von der 1940 alle Briten evakuiert wurden. Ja, auch wenn wir heute 2019 schreiben, sich in diese Lage versetzt, ist es doch ein eindrücklicher Ort, worüber man sich so seine Gedanken macht. So viel Wasser um uns herum und wir haben Durst. Dem muss im nächsten Restaurant abgeholfen werden. Es ist sehr warm geworden, 27 Grad und fast windstill. Wir geniessen den freundlichen und warmen Abend.
Die Geschichte von Dunkerque im 2. Weltkrieg wird hier, wie auch in England etwas, so die Ansicht von Kurt eigenartig dargestellt. Tatsache ist, dass die deutsche Wehrmacht Dünkirchen einnehmen wollte, wo auf engem Raum rund 370’000 tausend Soldaten aus Frankreich, England und Kanada waren, die den Auftrag hatten, Nordfrankreich gegen Hitlerdeutschland zu verteidigen. In einer dramatischen Rettungsaktion, wobei nicht nur die Royal Navy, sondern auch private Schiffe beteiligt waren, konnten 330’000 Menschen vor der „Vernichtung“ durch Deutschland gerettet werden. Sogar Frauen, die sich als Männer verkleidet haben sollen an der Rettung beteiligt gewesen sein. Rein militärisch betrachtet, war diese Rettungsaktion nur möglich, weil der mit Minderwertigkeitskomplexen behaftete Hitler nicht auf seine Generäle, die ihm in jeder Beziehung überlegen waren, gehört hat, sondern auf seinen Luftwaffenchef Göhring. Dieser wollte das Expeditionscorps mit seiner Luftwaffe zerstören. Theoretisch perfekt, aber das Wetter im Ärmerkanal war schon damals unberechenbar und so konnte die Flugwaffe nicht wie vorgesehen fliegen und damit war die Evakuierung dieses Expeditionscorps möglich. Hätte Hitler auf seine Generäle gehört, wäre das Ganze für England, Kanada und Frankreich zu einem echten Desaster geworden. 40 Tausend Tote und Verwundete auf der Aliierten Seite und 20 Tausend Tote und Verwundete auf deutscher Seite war das Resultat, das heute quasi als Sieg in England und Frankreich gefeiert wird. Alle schweren Waffen wie Panzer und Kanonen des Expeditionscorps wurden durch die Deutsche Wehmacht vernichtet.
Bevor wir zum Bericht des neuen Tages kommen, gibts noch etwas über die, im wahrsten Sinn des Wortes „Sch…….-Nacht zu berichten. Der feine würzige Käse war Verena`s Verdauung irgendwie nicht wohl gesonnen, der Darm rumort. Schlafen legen getraut sie sich noch nicht. Nach 11 Uhr ist es soweit, der „Fall geht durch“, einmal, zweimal. Irgendwie spukt die WC-Spülung, sie will nicht recht absaugen. Nach dem x-ten Mal spülen klappts. Dann die Bescherung, eine braune Brühe, auf dem Teppich in der Gästekabine, im WC selbst alles trocken. Verena schnappt die erst besten Putzlappen und beginnt aufzunehmen und schreit dabei immer wieder nach Kurt der bereits friedlich schläft. Als erstes wird die Abdeckung beim WC geöffnet – alles trocken. Wir öffnen die Schranktür zur Waschmaschine. Der nächste Schock, die gleiche „Sauce“ in der Waschmaschinentrommel. Was läuft da verkehrt?? Der Ablauf der Waschmaschine und der Ablauf vom WC kommen vor dem Auslauf ins Meer zusammen. Unsere Überlegung, kurz nach dem Zusammenfluss muss eine Verstopfung sein. Wir hoffen das Problem morgen mit Syphonreiniger zu lösen. Jetzt erst mal auftrocknen, putzen putzen – Raumduft und wieder putzen. Danach die Putzlappen gründlich auswaschen und zum Trocknen an die Reeling hängen. Unser Glück, wir haben angenehme Temperatur und können alle Fenster öffnen.
Samstag, 24.08. Ob wir gut und genug geschlafen haben ist kein Thema. Nach dem Frühstück erledigt Kurt die Anmeldeformalitäten. Diese Marina ist etwas teurer wie die letzte. Wir bezahlen 38,5 € pro Tag, was aber ein guter Preis ist für Dunkerque. Wir haben Strom mit 16 A Absicherung, was Verenas Föhn, sowie den Wasserkocher absichert, dazu auch Wasser ohne Zusatzkosten. Auch können wir am Abend Brot bestellen und dann am Morgen im Büro abholen. Die Leute in der Anmeldung sind freundlich und vor allem geduldig mit Kurt. Nordfrankreich hat einen eigenen „Slang“ in Sachen Sprache und Kurt kennt nur das „Pariser“ französisch. Wir sprechen englisch und so verstehen wir uns. Wir marschieren zu Leclerc um fürs Wochenende einzukaufen. Auf dem Rückweg haben wir in unserem Gepäck auch Syphonreiniger, Teppichschampo und Duftspray für Raum und Textil. Kurt schraubt im Installationsschrank den Abflussschlauch ab und giesst Abflussreiniger in die Leitung. Wir warten eine Stunde, wollen dann mit einem Schlauch „durchstossen“, geht nicht. Wir betätigen die Spülung, die geht, doch der Ablauf ist nicht frei und somit wieder alles in der Wschmaschine. Die ausgestossenen Worte wollen wir nicht veröffentlichen. Facit, wir brauchen einen Fachmann. Da wir von Yachtservice eh jemanden für den Autopiloten brauchen, kann der uns vielleicht einen geeigneten Fachmann empfehlen. Nach dem Mittagessen machen wir uns, bevor Verena am Tisch einschläft, wieder auf die Socken Richtung Stadt. Der Glockenturm erstaunt dadurch, dass alle 15 Minuten eine andere Melodie gespielt wird. Er ist zudem auch der Glockenturm von der Kirche Sankt Eloi und Erinnerungsdenkmal an den 1. und 2. Weltkrieg und an den Indochina- und Algerienkrieg, die von Frankreich viele Opfer gefordert hat.
Via Monoprix, Kurt bekommt einen neuen Schlafanzug (ohne Kravatte) gehts zurück aufs Schiff und Kurt bereitet das Nachtessen vor. Heute gibts ein Festessen: „Ghackets und Hörnli“ Dazu essen wir Peperoni. Die werden zur Bekämpfung folgener Krankheiten eingesetzt: Hexenschuss, Ischias, Rheuma, Prostata Krebs, Verdauungsprobleme, Kreislaufprobleme, Infektionen im Magen- Darmbereich, Erkältung und Fieber. So müssen wir ja gesund bleiben. Anschliessend halten wir unsere Erlebnisse fest. Das Wetter ist geradezu super, so haben wir mit der Luftzirkulation, sprich lüften kein Problem.
Freitag, 23.08. Wir haben sehr gut geschlafen, die Brücke war in dieser Nacht sehr ruhig. Wir können uns Zeit nehmen, unsere Abfahrt ist frühestens 15.56 Uhr (Brückenöffnung). Mit der notwendigen Ruhe bereiten wir alles vor und 15.50 Uhr starten wir die Motoren zum Ablegen. Alles geht ruhig von statten, Verena hat genügend Zeit Fender und Taue zu ordnen. Wir sind in Warteposition, ein kleines blaues Boot drängt sich vor. Kein Problem. Dann wird die Brücke bewegt und schon fahren Boote in den Hafen. Normaler- und vernünftigerweise fahren zuerst die Schiffe aus, danach gibt es auch wieder freie Plätze. Aber leider gibt es Motorbootfahrer, die weder Anstand noch Rücksicht kennen. Nach der 4. Motorjacht beginnt das kleine blaue Boot vor uns zu hupen und prescht vor. Kurt hupt auch und schliesst an. Über Funk erhalten danach alle ausfahrenden „Sportschiffe“ den Befehl, sich in den hinteren Teil des Vorhafens zu bewegen. Eine Fähre fährt aus, eine weitere Fähre kommt in den Hafen, ein Spezialschiff fährt in den Hafen und dann kommt nochmals eine Fähre. Wartezeit 20 Min. Dann gehts los. (Titelbild) „Meteo-Bucheli“ würde sagen, das Wetter ist dynamisch, so haben wir Wind und Wellen, die nicht prognostiziert waren. Trotzdem, es war eine gute Fahrt, wenn auch mit kaltem Wind, aber doch sonnig.
Kurt telefoniert mit der Marina, dass wir frühestens 19.10 Uhr ankommen werden. ( das Büro schliesst um 19 Uhr) Pünktlich um 19.10 fahren wir in die Marina und eine Dame wartet am Schwimmsteg. Sie ruft MADNESS, was wir bejahen und ihr Daumen zeigt sogleich nach oben. Tadellose Hilfe doch Verenas „Lassokunst“ hätte gezielter ausfallen können. Die administrative Anmeldung verschieben wir auf morgen, da offiziell um 19 Uhr Büroschluss ist. Wir haben es sehr geschätzt, dass die Dame für uns länger geblieben ist, dies an einem Freitag. Nach den üblichen Ankunftsarbeiten gibt es einen feinen, kalten z’Nacht und bald „übermannt“ uns die Müdigkeit. Aber vor der Bettruhe gibts noch „Schreib-Aufgaben“ zu erledigen.
Mittwoch, 21.08. Tagwache ist heute um 06 Uhr und um 06.55 Uhr, nach dem Hallo-Wach-Kafi marschieren wir strammen Schrittes los Richtung Fährhafen. Unser Problem um 07.23 Uhr öffnet die Schleuse kurz vor dem Fährhafen, das heisst unser Weg wird unterbrochen und wir müssen 07.30 Uhr im Hafen sein. Wir schaffen es. Im Fährhafen können wir die Tickets beziehen, die wir schon vor 2 Tagen bezahlt haben und werden „registriert“. Dann folgt eine 5-minütige Busfahrt. Aussteigen, Passkontrolle, Zoll, jeder Passagier bekommt eine grüne P & O-Karte und dann wieder ab in den Bus. Weiterfahrt bis zur Fähre. Aussteigen, über die Andockstelle 3 Stockwerke hoch laufen und beim Betreten der Fähre das Ticket abgeben. Nach einer gut 1-stündigen Überfahrt sind wir in Dover. 3 Stockwerke runter laufen, in den Bus einsteigen und bis zum Hafen-Ausgang fahren. Danach laufen wir gemütlich in Richtung Stadt. Der Fussweg ist sehr gut beschildert. Zuerst entlang des Meeres und dann via Unterführung in die Stadt. Das sonderbare Geläut einer Kirche erweckt unsere Aufmerksamkeit. Wir treten ein und staunen. Diese Kirche hat 8 Glocken und die werden durch 8 Personen, Männer und Frauen im Takt von Hand betrieben. Nach ca. 15 Minuten Geläut sind die „Seilzieher“ziemlich erschöpft. Ein weiteres Highlight: Auch in der Kirche sieht man den „Hafen“. Beim Ausgang steht ein Wickeltisch und daneben zwei „Kinderhäfeli“. Ob das in der Kirche in Kaisten noch fehlt!!
Weiter geht es der Hauptstrasse entlang, wo uns die Fassaden der Häuser oft erstaunen. Das Rathaus ist wunderschön und wird zum Teil als Museum benutzt.
Dann steigen wir bergan und kommen so zum „Dover Castle“. So im Vergleich, wir kennen die Habsburg, aber die hätte xxx- mal Platz in dieser Anlage. Diese Festungsanlage ist immens und hat über hunderte von Jahren die Küste und das Land beschützt. So wie sie heute zu sehen sind, wurden die Anlagen ca. 1180 von Henry II erbaut.
Wieder in der Stadt kauft sich Kurt noch eine Jacke für die kalten Tage. Wir stellen fest, dass es auch hier sehr viele Denkmäler über den 1. und 2. Weltkrieg gibt. (wie auch in Frankreich) Ob dies der Grund für die bisher nie ganz überwundene Abneigung gegen Deutschland ist, vermögen wir nicht zu beurteilen. Nun haben wir Durst und genehmigen uns, Kurt ein englisches Ale und Verene bestellt 2 Kugeln Eis und einen Kaffee. Kurt`s Ale ist kein Problem, Verena hingegen bekommt 2 Cornet mit je einer Kugel Eis in die Hände gedrückt. Mit der Untertasse des Kaffees konnte das Problem entschärft werden.
Um 16.30 Uhr (Dover Zeit) bummeln wir zurück zum Fährhafen. Wir sind etwas früh, aber dann, nach der Registrierung werden wir aufgefordert in den Bus zu steigen. Es folgt das gleiche Prozedere wie am Morgen, nur hält jetzt der Bus beim Zollhäuschen. Jeder Passagier muss nach vorn, von der Dame im Häuschen den Pass kontrollieren lassen, und dann wieder zurück an den Platz. Ein kleines Chaos!!! Rund 45 Minuten zu früh fahren wir mit einer verspäteten Fähre zurück. Auf diese Fähre sind etwas über 100 LKW mit Auflieger gefahren. Die Pw konnten wir nicht zählen, es waren aber bestimmt ebenso viele. Bei rund 60 Bewegungen von Dover und 60 Bewegungen von Calais kann man sich das tägliche Lastwagenvolumen ausrechnen. Zu erwähnen ist, dass Calais nicht der Haupthafen für den Englandverkehr ist. Vom Fährhafen gehts zu Fuss Richtung Madness, zurück, gönnen uns aber in einem Restaurant am Weg noch ein kleines Nachtessen. Der Schrittzähler kommt auf 28’552 Schritte, kein Wunder dass wir ziemlich schlapp sind.
Donnerstag, 22.08. Heute ist Waschtag. Hier darf man die Waschmaschine und den Tumbler kostenlos benutzen. Kurt bereitet das Schiff für die morgige Fahrt vor. Der Plan mit den neuen Schleusenöffnungszeiten muss im Büro geholt werden. Die erste Öffnung am Nachmittag ist um 15.56 Uhr. Die normale Fahrzeit, ohne Tiden wäre 3,5 Stunden. Nachdem die e-mail-Adresse der Marina in Dunkerque anscheinend nicht aktiv ist, telefoniert Kurt. Dann die freudige Nachricht, sie haben einen Platz. Dann gilt es noch die Strecke, Untiefen, Tonnen etc. auf der Karte zu erkunden, so dass der jeweilige Kurs berechnet werden kann. Wir werden einige Zeit in Seeschifffahrtsstrassen unterwegs sein. Da ist Aufmerksamkeit gefragt, aber es gibt da sicher keine Fischernetze. Am Nachmittag besuchen wir die Nôtre Dame de Calais. Ein durchaus imposanter Bau mit Abmessungen von 88 Meter Länge, 45 Meter breit und 58,50 Meter hoch. Sie wird schon seit geraumer Zeit restauriert. Der verstorbene Staatspräsident, General de Gaulle hat am 6. April 1921, als junger Hauptmann hier Yvonne Vendroux geheiratet.
Zum Abschluss besuchen wir noch den Park, „Jardin St. Pierre“ in dem sich das Militärmuseum befindet, verspüren aber keine Lust die Ausstellung zu besuchen. Die Parks in Frankreich werden sehr rege genutzt. Die jenigen, die wir besucht haben waren alle sauber und gepflegt. Zurück auf dem Schiff wird das Nachtessen vorbereitet und danach erfolgen die üblichen Hausaufgaben.
Montag, 19.08. Bei der Chilbi ist um 20 Uhr Ruhe eingekehrt.. Einzig das Riesenrad war noch in Betrieb. Verena hat gut geschlafen, Kurt hat wohl irgend etwas vermisst. Eigenartigerweise schlafen wir immer am Morgen am Besten. Klar, bei 16 Grad in der Kabine lockt es uns nicht aus dem Bett. Wir gehen nach dem Früstück zum Einkauf. Unterwegs schauen wir in den kleinen Hafen. Normal liegen die Schiffe ja im Wasse, bei Ebbe stehen sie im Sand ( Beitragsbild). Am Nachmittag will Kurt sich mit dem Problem des Autopiloten auseinander setzen. Der Besuch bei U-Ship ist eher unbefriedigend, aber in Dünkirchen gibt es Spezialisten, die das Problem lösen sollten (so die Hoffnung). Anschliessend laufen wir nochmals in die Innenstadt Richtung Theater. Ein wunderschöner Bau, umgeben von Grünanlagen und viel Platz.
Calais ist eine interessante, schöne und saubere Stadt. Um 17 Uhr sind wir, immer noch bei Sturm zurück auf dem Schiff. Wenigstens regnet es nicht mehr und für morgen und die kommenden Tage ist besseres Wetter angesagt. Unser Nachbar will morgen früh ausfahren und bittet uns, unser Schiff nach hinten zu versetzen. Der Sturm ist aber immer stark, so dass wir dazu nicht bereit sind. Wir bieten ihnen aber an, um 05.30 Uhr beim Ablegen zu helfen. Später kommt unser Schiffsnachbar nochmals und orientiert uns, dass sein Nachbar morgens um 02 Uhr den Hafen verlässt und er somit genügend Platz zum Ablegen hat. Er bedankt sich für unser Angebot so früh aufzustehen um ihm zu helfen. Das Nachtessen haben wir wie immer im Innern des Schiffes eingenommen.
Dienstag, 20.08. Verena hat nicht gut geschlafen und hat deshalb festgestellt, dass mit der 2. Schleusenöffnung um 3 Uhr ein Segelschiff sich hinter unseren Nachbarn gesetzt hat. Damit ist die von ihm erhoffte freie Zone, wieder besetzt. Verena stellt den Wecker auf 05.15 Uhr. Kurt steht auf, Verena darf liegen bleiben. Er meint, wir werden dies alleine schaffen. Über das Pijama zieht er die Jogginghose und eine Kapuzenjacke an, holt den Bootshaken und meldet sich beim Nachbarn mit den Worten, er sei nicht einer aus Sherwood Forrest, nur der Schiffs-Nachbar. Gemeinsam ziehen sie sein Segelschiff 7 Meter zurück, so kommt er ohne Probleme vom Quai weg. Er ist sehr froh und bedankt sich über die frühmorgendliche Hilfe. Natürlich ist Verena auch noch wach, wir nehmen aber Beide nochmals eine gute Runde Schlaf. Der Morgen füllt sich mit waschen, staubsaugen und wieder mal Wasser aus einem Raum im Schiffsrumpf entfernen. Woher das Wasser kommt, können wir nicht einordnen, gibt ein Winterproblem mehr. Nach getaner Arbeit bummeln wir Richtung Strand. Er unterscheidet sich nicht wesentlich von den andern Stränden.
Also gehts zurück in die City. Verena versucht im Park, bei leider schlechten Lichtverhältnissen doch noch ein gutes Bild von Churchill und General de Gaulle zu schiessen. Anschliessend lustwandeln wir durch den Park. Während Verena die Seerosen und den Teich fotografiert, schaut sich Kurt sich das Boule-Spiel der diversen Mann- und Frauschaften an. Eine friedliche, freundliche und doch ernsthafte Beschäftigung/Sport.
Auf dem Rückweg genehmigen wir uns einen Apero und dann gehts mit einem Zwischenstop zurück aufs Schiff. Die Brücke ist geöffnet und der Hafen, der am Morgen leer war, füllt sich wieder mit Segelschiffen. Das Nachtessen, ein Pot-au-feu entpuppt sich als echte Muskelstrapaze in Sachen kauen. Geschmacklich hervorragend in Sachen Konsistenz ewas zäh.
Samstag, 17.08. Wir stehen nicht früh auf. Der Vollmond hatte uns im Griff, die „Chilbi-Musik“ dröhnte bis nach Mitternacht und zudem hat es in der Nacht sehr intensiv geregnet. Dass die Madness hinten ca. 4 Meter über die Absperrung hinausragt, liess uns auch nicht ganz ruhig. Morgen früh soll es für kurze Zeit windstill sein. Dann werden wir das Schiff nach Vorne verschieben. Der Versuch den Einkaufsmarkt zu finden misslang. Wir geben nach kurzer Zeit auf und laufen auf der Hauptstrasse weiter, denn da kommen uns Leute mit gefüllten Taschen entgegen. So laufen wir direkt zum Markt. Früchte, Gemüse, Fleisch, Käse und Fisch werden in grosser Fülle angeboten. Der Menüplan steht noch nicht fest, doch schnell entscheiden wir uns. Das heutige Nachtessen werden wir mit einem gegrillten Poulet, Gemüse und frischem Brot geniessen. Am Sonntag soll es ein Entrecote und Kartoffeln geben. Beim Metzger ist die Warteschlange lang. Doch die Bedienung lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie schneidet ab was gewünscht wird, wiegt es und packt es ein. Dazu gibt es für alle ein „Wurschtrugeli“ und nicht so eines wie in der Schweiz, wo man die Zeitung dadurch lesen kann!! Das „Poulet vom Hof“, man kann wählen zwischen Hof oder Massenhaltung, kaufen wir gut gegrillt bei einer andern Dame. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein Brot und dann gehts zurück aufs Schiff. Alles versorgen, Mittagsrast und dann sind wir wieder fit für den nächsten Marsch. Beim Hafenbüro erkundigen wir uns nach einem Stadtplan. Den erhalten wir, dazu noch Informationen die uns weiter helfen. Calais, eine Stadt, die seit ca. 4 Jahren über die Flüchtlinge bekannt geworden ist, hat ungemein viel zu bieten. Alleine das Stadthaus ist eine Augenweide, nicht nur als Bau, sondern auch die Umgebung. Ja, wir sind sehr positiv überrascht.
Zurück auf dem Schiff, nehmen wir das Nachtessen ein und es gibt viel Diskussions-Stoff bezüglich weiterem Aufenthalt.
Sonntag, 18.08. Auch heute lockt uns nicht die Sonne aus den Federn…..es regnet. Nach dem Früstück beschliessen wir, unsere Madness zu verholen. 5 Meter vorwärts, so sind wir mit dem Heck nicht mehr hinter der Absperrung, wo man mit einem sehr mutigen Sprung auf unserem Schiff sein könnte. Zum Glück ist es im Moment windstill und so ziehen wir die Madness mit „Muskelkraft“ 5 Meter vor. So, jetzt liegen sicher voll am Steg. Alles ist ruhig verlaufen und sofort verziehen wir uns wieder ins Innere des Schiffes. Gegen 13 Uhr hellt es auf und wir beschliessen, zum Fährhafen zu laufen um die Situation zu erkunden. 2 Tage nach Vollmond ist der Tidenunterschied jeweils am höchsten. Damit im Bassin noch genügend Wassertiefe bleibt, wird die Schleuse vor totaler Ebbe geschlossen. Um 14 Uhr verlassen wir das Schiff und spazieren zum Fährhafen. Wir gehen über die Fussgängerpasserelle und kommen so in den Hafen.
Riesengross, allein die Fähren von P &O verkehren täglich bis 60 Mal. Dazu kommen noch DFDS-Fähren, die im gleichen Rythmus kursieren. Kurz entschlossen kaufen wir uns Tickets für eine Überfahrt nach Dover. Nein nicht für sofort, für nächsten Mittwoch. Erneut fällt uns auf, dass hier in Calais die Menschen wesentlich freundlicher und aufgeschlossener sind, als in den bisher von uns angelaufenen französichen Destinationen. Bereits beim Start unseres Spazierganges hat der Wind eingesetzt und langsam wird er immer kräftiger. Auf dem Rückweg vom Fährhafen ist die Brücke geschlossen. Dafür bekommen wir des Rätsels Lösung, nämlich wie dieser Durchgang zum andern Hafenbecken bedient wird. Der 1. Teil der Brücke wird hydraulisch hoch gehoben und der 2. Teil schiebt sich darunter.
Wahrlich etwas, wie wir es noch nicht gesehen haben. Bei der Rückkehr aufs Schiff sehen wir, dass die Fender arg beansprucht werden. Allerdings herrscht Wind im Bereich von 8 Beaufort. Sogar im kleinen Hafenbecken das voll mit Schiffen ist, hat es Schaumkronen. Hoffentlich ist es, wie prognostiziert, ab Dienstag etwas wärmer und mit viel weniger Wind.