Freitag, 16.08. Es war Vollmond! Rock-Night gabs keine, trotzdem hat es mit dem gut Schlafen nicht ganz geklappt. Es sind einige sehr grosse Fischerboote eingelaufen, deren Motoren- Bug- und Heckstrahlruder-Geräusche uns aufgeweckt haben. Verena hat gestern festgestellt dass, ein grosser Teller einen Sprung hat, deshalb geht sie am Morgen noch in den Laden, wo wir die kleinen Teller gekauft haben.
Beim letzten Gang über die Brücke, siehe Titelbild, gibts noch ein Bild vom Kormoran der sein Gefieder trocknet.
Um 11. 50 Uhr sind wir bereit für`s Ablegemanöver. Das wird von einem Fischerboot in unserer Grösse etwas gestört. Schlussendlich fährt er aber hinter uns aus. Das offene Meer empfängt uns mit etwas höheren Wellen als angekündigt. Wir wissen, dass dies bis zum Cap Nez Gris so bleiben wird, und die Wellen querab kommen. Verena ist es nebst dem Geschaukel auch zu kalt, also verzieht sie sich ins Steuerhaus. Dann richtig nach diesem Cap haben wir die Wellen von achtern und es wird ruhiger. Obwohl wir gut vorankommen, stellen wir fest, dass wir die Brückenöffnungszeit, 13.59 Uhr nicht erreichen werden, also reduzieren wir die Geschwindigkeit, um dann bei der nächsten Öffnung, 14.59 Uhr einfahren zu können.
Genau dann, aber wirklich genau dann beginnt der Wind aufzufrischen und innerhalb dieses Bassins haben wir Windstärke 7 bis 8, was das Anlegemanöver ungemein erschwert. Nun, es hat geklappt, wir liegen sicher vertäut. Zu unserem Leidwesen ist auf der Gegenseite eine „Chilbi“ mit entsprechender Musik. Aber man versichert uns, dass um 23 Uhr alles ruhig sei. Nach dem Reinigen des Schiffes und dem Nachtessen „warten“ wir auf die Nachtruhe.
Boulogne-sur-mer ist in 2 Punkten interessant. Napoleon hatte den Plan, England zu erobern. Das grösste Problem war die übermächtige englische Kriegsflotte. Ab 1803 zog er von Dunkerque bis Boulogne sur mer die „Grande Armee“, über 200’000 Mann zusammen und schickte die französische Flotte zu einem „Scheinangriff“ zu den Antillen. Ihnen gab er den Befehl, sobald die britische Kriegsflotte ausgelaufen und sich Richtung Antillen bewege, auf dem schnellsten Weg zurück zu kommen. Die verbündete spanische Flotte war auch in diesen Kriegsplan eingebunden. Das Debakel von Trafalgar ist bekannt. 1805 musste Napoleon den Plan aufgeben, da die Russen aufbegehrten. Er zog mit seiner Grande Armee gegen die Russen und siegte bei Austerlitz. Geschichtlich interessant ist auch der 2. Weltkrieg. 1940 versuchten die Briten den Ort gegen die Deutschen zu schützen, erlitten aber eine Niederlage. Die Überlebenden wurden von der Royal Navy aufgenommen. Am 15. Juni 1944 wurde der Hafen und die Umgebung mit über 500 Bomben zerstört. Im August erklärt Hitler diese Stadt zur Festung. Im September wurde die Stadt jedoch von der 3. kanadischen Infanteriedivision eingenommen. Ein Zivilist kannte einen Eingang in die Altstadt, der den Deutschen nicht bekannt war.
Mittwoch, 14. 08. Wiederum ein Regentag. Wir verschieben den Einkauf immer weiter und hoffen auf eine Trockenphase. Endlich hellt es etwas auf, wir haben den Steg noch nicht verlassen, regnet es bereits wieder. Beim Überqueren der Brücke sind wir etwas irritiert. Schwimmt da ein Hund im Hafenbecken? Wie kommt der rein und vor allem, wie kommt er wieder raus? Tatsächlich es ist ein Hund, allerdings ein Seehund. Wir freuen uns, der 1. freilebende Seehund den wir sehen. Das erhellt für uns den Regentag. Auf dem Rückweg können wir immer noch beobachten, wie er auftaucht, Luft holt und wieder verschwindet. Hier darf nicht gefischt werden, also ist die Fischpopulation hier sicher grösser als anderswo. Den Nachmittag verbringen wir auf dem Schiff. Bei einem kurzen Unterbruch des Regens spazieren wir noch um das Hafenbecken Napoleon und schauen den Fischern beim Abrollen der Netze von ihrem Fischkutter zu. Wir staunen über die Länge des Netzes und vor allem ob den Gewichten in Form von Eisenketten mit Gliedern von sicher 10 cm Grösse.
Ein kurzer Abstecher ins Industriequartier zeigt uns was hier umgesetzt wird. Findus Frankreich hat die letzten 2 Tage Fische paniert und tiefgefroren und in Kühllagerhäusern mit Thermoschleusen eingelagert. Den Duft hatten wir 2 Tage in unserer Nase. Diese Lagerhäuser verfügen über Dutzende von Andockstellen für grossse LKW und es gibt sicher 10 von diesen grossen Kühlhäusern. Arme Fische und Krustentiere.
Donnerstag, 15.08. Wolkig und windig, mit einigen „Sonnenblicken“ empfängt uns der Tag. Den Morgen verbringen wir auf dem Schiff. Um 14 Uhr machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Auf 16 Uhr ist eine Kavalkade (Reiterzug) durch Boulogne angesagt. Natürlich sind wir zu früh, bummeln also noch auf uns unbekannten oder auch vertrauten Pfaden durch die Stadt. Dabei stellen wir fest, dass an den Absperrgittern nicht Kavalkade, sondern Carnevalesque (Karneval) steht. Also nicht gerade Kurt`s Geschmack. Auch Strassenkunst gehört zu Boulogne. Wir bewundern ein Gemälde an der Hauswand, an dem gerade der letzte Spray aufgetragen wird.
An der Umzugsstrecke, setzen wir uns in ein Strassencafé und warten, wie hunderte Einheimische auf den „Umzug“.Um 16.25 Uhr kommt nach 3 Autos (Polizei) eine Musikkapelle, dann erscheinen Fahnenschwinger (die Schweizer können dies definitiv viel, viel besser) anschliessend gibt es Gruppen aus verschiedenen Ländern, die ihre Folklore darbieten. Velo- und Tanzartisten und zur Freude von Kurt, 4 Mexikaner und 2 Ladies hoch zu Pferd.
Der Umzug dauert ca. 1 Stunde und tausende von Zuschauern säumen die Strassen. Nach der letzten Gruppe laufen wir durch Nebenstrassen zurück zur Marina. Auch hier säumen Menschenmengen die Strasse, die 1. Gruppe ist jedoch noch ausser Hörweite. Während unserem Nachtessen beginnen die Lautsprecher der auf dem Hafengelände aufgebauten Musikanlage zu plärren. Ob es noch eine Rocknight gibt?? Wir fahren morgen nach Calais, allerdings können wir erst um 12 Uhr starten, da vorher die Schleuse geschlossen ist. 21 Seemeilen warten auf uns, bei suboptimalen Wetterbedingungen.
Montag, 12.08. Es ist Montag und zwar richtig. Es regnet, es ist kalt und die gute Stimmung „wackelt“. Das Beste ist, wir bleiben vorerst auf dem Schiff. Verena nimmt das Bügeleisen und Kurt ein Buch. (so hat jeder was genommen) Verenas Telefon hat in Sachen Internet den „Schnauf“ aufgegeben, also ist der Weg zu Orange unumgänglich. Das heisst in der nächsten Trockenphase nichts wie los. Bei Orange warten wir vorerst mal, bis die Kunden vor uns bedient sind. Dann wollen wir die SIM-Karte aufladen lassen. Ein kompliziertes Prozedere, das uns die Verkäuferin zu erklären versucht. Netterweise ist sie dann bereit dies für uns zu erledigen. Geht nicht, auch nach mehrmaligem Versuch, irgend ein Dienst von Orange scheint ausgefallen zu sein. Sie erklärt uns nochmals, was zu tun ist und wir verlassen das Geschäft.
Beim Denkmal der zwei Komödianten bereiten wir uns auf das Kommende vor.
Zu Hause versuchen wir es etliche Male. Am Anfang immer noch die gleiche Meldung der Störung und plötzlich gibt es Anweisungen, die wir nicht verstehen. Verena nimmt nochmals den Weg zu Orange unter die Füsse. Jetzt dauert die Wartezeit noch länger, ca. 12 Bedientische und alle sind besetzt. Gleich nach dem Eintreten muss man einem Herrn sein Anliegen plus die Telefonnummer bekannt geben. Letztere gibt er in sein Tablet ein, worauf der Name FENNER erscheint. Dann die Frage: Name richtig, ja……sie können nach hinten gehen, wo sie dann bedient werden. Nach langem „Pröbeln“, Nummern einstellen, drücken da und dort, aufschnaufen, es klappt. Glücklich nimmt Verena ihr Handy und marschiert los. Kurz vor Ankunft auf dem Schiff, Verena will Kurt ein Whatsapp schicken, der grosse Frust…..es geht nicht. Vielleicht haben sie aufgrund der Störung noch etwas Verzögerung mit dem Aufschalten. Wenn es aber bis morgen nicht klappt, steht Kurt bei denen auf dem Teppich. Das Wetter ist auch nicht gerade gut, windig-rauhes Klima, die Sonne mag sich meist erst gegen 17 Uhr durchsetzen. Jetzt wird die Wetterentwicklung ganz genau beobachtet.
Dienstag, 13.08. Schon beim Aufwachen empfängt uns Regen. Kurt geht zur Werft. Da ist man sich unschlüssig, die Ferien der Fischer haben geendet und es warten dutzende von grösseren Fischerbooten auf einen Service. Der Zuständige kommt aber mit Kurt zum Schiff, (per Auto). Er untersucht die „Verletzung“ und meint, dass man für eine korrekte Behebung das Schiff aus dem Wasser nehmen müsste. Zur Zeit ist dies leider nicht möglich und deshalb schlägt er vor, Sika-Flex maritim aufbringen und dann in Breskens richtig reparieren lassen. Die Sika-Reparatur müssten wir selbst machen, da zur Zeit niemand abkömmlich ist. Kurt marschiert zum Anbieter von maritimen Gegenständen und kauft Sika-Flex maritim mit Spender. Bei Orange ist man bemüht Verena`s Internet-Problem zu beheben. Nach längeren Gesprächen und Versuchen, lädt Orange nochmals 10 Giga aufs Telefon, mit dem Resultat, dass es immer noch nicht klappt. Darauf hin wird uns klar gesagt, wir müssten mit Sunrise Schweiz Kontakt aufnehmen, das Telefon sei möglicherweise blockiert. Kann fast nicht sein, denn beim ersten Aufladen ging alles gut. Also verlassen wir etwas genervt den Ort. Auf dem Schiff angekommen, wechseln wir die SIM-Karte in das Telefon von Kurt und siehe da, es klappt. Also hat Sunrise CH, nichts damit zu tun und das Telefon von Verena ist überhaupt nicht blockiert. Nach dem Wechsel der Simkarte wieder in Verenas Natel, klappts auch da, 20 Giga!!! super. Kurt macht sich an die provisorische Behebung des Schadens, tatkräftig unterstützt von Verena. Es ist gut abgedeckt. Wir müssen bis zum Winterquartier nichts befürchten. Anschliessend entrollt Kurt die Schweizerflagge, der Sturm hat aufgehört, Verena säubert das Schiff von Möwensch….. und wir hängen unsere „Möwenabschreckungs-farbigflatternden-Utensilien“ auf. Einem innern Drang zufolge stürzt sich Verena in die Küche und wir geniessen bei Sonnenschein, 18 Grad und leichtem Wind das Nachtessen im Schiff.
Freitag, 09.08. Wir wollen früh aufstehen, doch das Wetter lockt uns nicht aus den Federn. Wir schaffen es nicht, um 09.30 Uhr, bei der Eröffnung des Nausicaa vor Ort zu sein. Nausicaa, das grösste Informationszentrum über die Meere auf europäischem Raum, mit einem Aquarium von über 10 Mio Litern Meerwasser ist nicht nur eine Attraktion sondern auch eine lehrreiche Institution, an der einige universitäre Fächer angeschlossen sind. Bodenbeschaffenheit, tektonische Gräben, menschliche Bewohner, Legenden, Tatsachen, Fischerei, Ausbeutung und Schäden die verursacht werden. Aber auch Bewohner des Meeres werden hier auf grosszügigem Raum gezeigt und bringen einen Überblick über die Vielfalt und Schönheit unter Wasser.
Hier eines der Tiefsee-Lebewesen das durch elektrostatische Entladung Licht erzeugen kann.
……..ebenso dieser Fisch.
Nach 5 Stunden verlassen wir diesen Ort und begeben uns, etwas „erschlagen“, auf unser Schiff. Nach einer Ruhestunde gehen wir noch einkaufen und machen danach unsere Madness sturmsicher. Heute werden Winde über 80 kmh gemeldet und Böenspitzen von über 100. Trotzdem, das Nachtessen haben wir auf dem Schiff genossen. Die Fischerkähne, auch die Grossen kehren in den Hafen zurück.. Es wird eng im Bassin Napoleon. Aber, hier sind wir sicher und unsere Vorkehrungen werden uns einen sicheren Schlaf ermöglichen.
Samstag, 10.08. Es war eine echt stürmische Nacht. Windstärken über 8 Beauforts haben an unserem Schiff gerüttelt. Verena hat sich trotzdem bemüht ein frisches Nordickbrot zu holen. Nach dem Frühstück laufen wir zum Markt, der jeweils Samstag- und Mittwochmorgen statt findet. Bei dieser Gelegenheit schauen wir uns noch nach einem Restaurant um, wo wir heute Abend unser „Jubiläum“ feiern können. Auf dem Rückweg trennen sich unsere Wege, Kurt geht zurück, während Verena noch etwas in den Läden stöbert. Kurt nimmt schon mal den Dyson in Betrieb. Verena übernimmt nach ihrer Rückkehr die Reinigung der Nasszellen und das Abstauben. Um 18.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Restaurant, wo wir ein feines Nachtessen einnehmen. Zur Vorspeise gönnen wir uns je eine halbe Portion Moules à l’ail. Dann trennen sich unsere „Geschmäcker“. Kurt`s Entrecote ist sehr zart, Verena`s Poulet sowieso und die Pommes knusprig-fein. Ja, wir haben etwas geschlemmt. Zum Dessert gibts für Verena 2 Kugeln Glace und Kurt geniesst einen Irish Coffee. Um 21.40 Uhr machen wir uns auf den Heimweg, und geniessen noch die Musik einer Band, die alte Beatles-Titel zum Besten gibt. Beim Titel vom gelben Unterseeboot machen wir uns auf den Heimweg, in der Hoffnung, dass dieses U-Boot unser Schiff nicht versenkt hat. Grins!!
Sonntag, 11.08. Der Sturm hat zwar etwas nachgelassen, aber die Böen erreichen immer noch Sturmstärke 8. Nach dem Frühstück ist Waschtag. Kurt hält sich dabei vornehm zurück und nach der 2. Maschine beschliessen wir trotz nicht schönem Wetter, noch einen Spaziergang Richtung Stadt zu machen. Wir versuchen Wege zu gehen, die wir noch nicht kennen. Auch da treffen wir auf Bauten, deren Baustil, Bepflanzung oder die „Bemalung“ Anlass zum genauen Hinschauen gibt.
Zurück auf dem Schiff kann Verena die vom Winde verwehte Wäsche von der Leine nehmen und Kurt marschiert Richtung Küche.
Mittwoch, 07.08. Kurz nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg, wir wollen nach Wimereux. Im Touristenbüro fragen wir noch nach der Pferdezucht der Boulonnais. Ja, man baut etwas, aber fertig wird dies erst 2020. Jetzt gibts noch nichts zu sehen. Entlang dem Strand ist viel Betrieb, allerdings keine Badenden, aber mit „Segeldreirädern“ läuft einiges. Ein Dreirad, 2,5 bis 3m lang, das mit einer Segelstange, einem Segel, Fuss-Steuerung und einer Bremse ausgerüstet ist. Etwas weiter sehen wir auch Kinder, die diesem Sport oder Vergnügen fröhnen. Wir bleiben eine Weile stehen und beobachten das Geschehen. Dann gehts leicht bergan auf die Klippen, entlang der Côte d`Opal. Es ist knapp vor Flut, Wolken und Sonne wechseln sich ab und der Wind bläst. Immer wieder neue interessante Bilder und Situationen zeigen sich im Meer. Wir geniessen den Weg auf den Klippen, naturbelassen mit angenehm sandigen Pfaden. Wiederum erinnern auch hier Bunker an die Kriegszeiten.
Nach knapp 2 Stunden treffen wir in Wimereux ein. Entlang dem Strand, hier hat es doch einige badende Gäste, gibt es Restaurants, einige moderne Hotels und reihenweise private „Badehäuschen“. Nach einer kurzen Stärkung am Strand, laufen wir durch den Ort und staunen über die eigenartigen Bauweisen. Die unterschiedlichsten Architekten müssen da gewirkt haben. Sehr fantasievoll, in Sachen Farben, „Verschnörkelungen“ und Baustil.
Auf dem Rückweg bläst ein „giftiger“ Gegenwind. Die Wolken ziehen rasch dahin und lassen das Meer und den Strand wiederum in verschiedenen Farben erscheinen. Zurück auf dem Schiff sind wir doch etwas müde, der Schrittzähler zeigt über 22’000 Schritte. Wir verzichten heute gerne auf den Ausgang!!!
Donnerstag, 08.07. Nach dem Frühstück geht Verena auf die „Erfolgstour“ der Möven und Kurt versucht sich den Weg nach Le Portel einzuprägen. Wir hatten beide Erfolg. Das Schiff ist „sauber“ und Kurt kennt den Weg. Er führt uns anfangs durch das Industriequartier (praktisch alles mit Thermoschleusen, Findus Frankreich liegt uns quasi vis-à-vis. Türken, Holländer, Iren etc. holen hier „ihren“ Fisch.) Le Portel entpuppt sich als sehr freundlicher Ort, keine Hochhäuser, sauber und sympathische Häuser mit schmucken Vorgärten.
Hier steht ein aus Weiden geflochtener, hübsch geschmückter Boulonnais.
Nach einem kurzen Spaziergang den Klippen entlang nähern wir uns dem Strand. Verena verspürt den dringenden Wunsch am Strand, im Sand zu laufen. Dieses Bedürfnis hat Kurt absolut nicht und bleibt dort, wo er alles überblicken kann. Das Fort de l’Heurt, ein Überbleibsel aus Napoleons Zeit, ist nur noch bruchstückhaft vorhanden.
Zurück wandern wir durch den sehr schön angelegten Park mit kleinen Seen, Picknick- und Kinderspielplätzen, und sogar einer Minigolfanlage, allerdings ist sie nicht bedient. Die Ruhe, das angenehm, sonnige Wetter, in der herrlichen Natur mit Blick aufs Meer, ist einfach wunderbar. Sogar die Möven bleiben etwas entfernt.
Kunst im Park, wäre aber ein romantisches Plätzchen um der Musik zu lauschen.
Und auf dem Heimweg noch der schöne blick zur Kathedrale.
Zurück auf dem Schiff, legen wir für eine Stunde unsere Füsse hoch. Danach gehts nochmals auf den „Waggel“. Wir wollen ein „Antimöven(schiss)mittel“ kaufen. Wir finden etwas in einer Art Fisch-Drachen, der sich im Wind aufplustert und seine farbigen Schwanzflossen flattern lässt. Wir kaufen gleich 2 von diesen Dingern und werden diese, nachdem der angesagte Sturm vorbei ist, montieren. Heute gibt es einen kalten z’Nacht, die Küche selbst ist heute ziemlich warm. Wir vermuten, dass wir morgen früh geweckt werden, nämlich dann wenn es zu regnen beginnt und wir die Fenster schliessen müssen. In Sachen Schritte haben wir den gestrigen Tag übertroffen!!!
Montag, 05.08. Der ca. 30 m lange Fischerkahn ist in der Nacht ausgelaufen, relativ ruhig. Nach dem Frühstück begibt sich Kurt zur Werft, der Schaden ist ja noch nicht repariert. Die lakonische Antwort: „Wir haben Ferien“. Allerdings Notfälle werden erledigt. Hat das Schiff ein Loch? Nein! Also kommen sie nächste Woche, allerdings erst am Dienstag nochmals, dann wird ein Mitarbeiter da sein, der sich des Problems annimmt. Hoffentlich ist er nach den Ferien gut motiviert. Das Wetter spielt auch nicht so ganz mit. Gestern war es sonnig und warm, heute windig, kühl und regnerisch. Nachdem die Reparatur sich bis nächste Woche hinzieht, füllen wir unseren Wassertank auf. Beinahe 2,3 Tonnen können wir einfüllen, das dauert ca. 2 Stunden. Nachdem der Regen nachgelassen hat, besuchen wir einen weiteren Supermarkt. Wir denken, wir bleiben bei Carrefour. Wir stellen fest, die feine französische Küche besteht auch schon aus viel Tiefkühlkost und sehr viel Fertiggerichte, ist aber nicht unsere Vorliebe. Wir machen uns auch Gedanken über die kommenden 2 Jahre, während denen wir im Norden unterwegs sein möchten. Das heisst, die Sommerkleider müssen gegen wärmere, wasser- und winddichte Kleidung ausgewechselt werden. Die Sommer waren bisher warm/heiss und schön. Schon hier ist es eher kühl. Strahlt die Sonne vom wolkenlosen Himmel ist zwar warm-heiss, aber mit Wolken und Wind empfinden wir es schnell als kühl. Das heisst wir verbringen die Abende fast ausschliesslich im Schiff.
Dienstag, 06.08. Aufstehen und Brot holen. sogar das entwickelt sich als etwas Aussergewöhnliches. Kurt lässt in der Bäckerei einem jungen Mann den Vortritt. Dieser bestellt verschiedene Sachen, inkl. Kaffee. Kurt stört sich etwas, dass die Verkäuferin keine Handschuhe trägt um die Brotlaibe vom Gestell zu holen. Geld ist ein grosser Schmutz- und Keimträger. Die Bedienung sagt dem jungen Mann den Betrag, den er zu bezahlen hat. Er wirft das Geld auf der Kundenseite in einen „Automaten“!!! Der spuckt ihm das Retourgeld aus, und gleichzeitig übergibt ihm die Verkäuferin seine Bestellung. Es gibt auf der Kundenseite der Theke einen Münz- und einen Notenautomaten. Jaja, Fortschritt und Hygiene. Das gekaufte „Nordick“ Brot ist dunkel, mit vielen Kernen, schmeckt uns und ist bestimmt gesund. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg, entlang dem Fluss Liane. Der Fussweg ist sehr gepflegt, mit immer wieder schönen Sitzgelegenheiten, ganz viel naturbelassene Wiesen mit verschiedensten Blumen und Wildgänse die die Liane beleben. Leider ist auch heute ein trüber, kühler Tag.
Und wieder machen sie sich auf den Weg an die andere Flussseite.
Wir queren nähe Outreau eine Brücke und kommen zu einem Einkaufszentrum. Die Grösse von Leclerc „haut“ uns beinahe um. Das ist unglaublich, Meterlang nur verschiedene Joghurt in Kühlregalen, ebenso Käse, Fleisch, Fisch, Fertiggerichte, Süssigkeiten usw. usw. Zum Glück sind wir hier, wie auch in Kaisten weit von diesen „Versuchungen“ entfernt. Bevor wir zurück zum Schiff kommen, machen wir noch einen Zwischenstopp im Carrefour, denn zum Tomatensalat, den es heute gibt, brauchen wir noch einen Feta Käse. Kurt „zaubert“ noch ein Entrecote in die Pfanne und super, es ist zart, zwar mit etwas Fett, aber zart!! Diesmal hat er gut gewählt.
Ebbe im Titelbild, wo der Fluss Liane noch einfliesst. Hier die Flut beim selben Anblick, ca. 8 Meter Differenz.
Samstag, 03.08. Die Nacht war unruhig, Fischer kamen, Fischer gingen und ganz früh haben sich auch einige Segler, die nach Süden wollen, mit Motorengeräusch und Bugstrahlruder verabschiedet. Nach dem Frühstück gehts zum Einkauf fürs Wochenende.
Der steile Aufstieg aus dem Hafen, da ist man schon froh um das Geländer.
Nicht nur im Portemonnaie ist „Flut“ angenehmer, auch beim Auf- und Abstieg.
Auf Anhieb treffen wir auf den grossen Carrefour und finden alles, mit Ausnahme des Filters für unseren Handstaubsauger. Auf dem Rückweg erkundigen wir uns im Marina-Büro wann wir ins „Bassin“ wechseln können. Ab 12.38 Uhr ist die Schleuse offen und man muss nur noch die Bewilligung zur Durchfahrt via Funk erfragen. Das Ablegen erfolgt in Ruhe und ohne Probleme, ebenso die Fahrt Richtung Schleuse, wo wir auch die Bewilligung zum Einfahren ins Bassin Napoleon erhalten. Verena zeigt sich einmal mehr als gute Lassowerferin, wir können ohne Hilfe und in Ruhe festmachen. Geradezu lehrbuchmässig. Anschliessend gehen wir nochmals ins Einkaufszentrum und erstehen für Kurt eine „Kapuzenjacke“ und 4 neue kleine Teller, da bei der Überführung, wie wir gemerkt haben, ein Teller wohl zu Bruche ging. Via Fussgängerzone gehts zurück aufs Schiff, nicht ohne noch einen Trunk in einem Restaurant genommen zu haben. Dann „Bohnen abfädeln“, Kartoffen und Karotten rüsten und das Ganze mit Speck in die Pfanne. Das Nachtessen war wunderbar. Dazu haben wir uns einen feinen Burgunder Wein gegönnt. Abwasch, HP schreiben und noch etwas lesen, so geht unser Tag zu Ende.
Sonntag, 04.08. Die Nacht war ruhig, doch wir schlafen ein mit Mövengeschrei und wachen auf mit Mövengeschrei. Verena`s, möglicherweise nicht ganz richtige Meinung ist, dass Möven ausser Schreien, Fressen und Sch… nichts machen . Zumindest finden wir ihre Hinterlassenschaften auf dem Schiff. Wir begeben uns nach dem Frühstück in Richtung Altstadt. Ja, die Stadtmauer, auf der wir uns bewegen, hat auch eine „bewegte“ Geschichte hinter sich und sie ist von schattenspendenden Platanen gesäumt. Immer wieder gibt es einen Ausblick auf die Stadt.
Über die Geschichte von Boulogne sur mer, werden wir gelegentlich schreiben, denn die ist abwechslungsreich und dramatisch. Wir beginnen uns damit auseinanderzusetzen. Die Kathedrale mit der 101 Meter hohen Kuppel wurde zwischen 1827 und 1875 an der Stelle der mittelalterlichen Kathedrale erbaut. Zu Beginn unserer Visite spielt noch die Orgel, doch leider nur noch sehr kurz. Die Akkustik war wunderbar.
Wunderschön der Altar aus unterschiedlichstem Marmor und Edelsteinen.
Danach schlendern wir durch die Fussgängerzone. Verena’s Wunsch, eine Crèp in Frankreich zu essen, erfüllen wir uns, auch wenns nicht unbedingt Kurt`s Wunsch war, so hat auch er die Crèp flambé mit Apfel-Caramel genossen. Gestärkt spazieren wir weiter in dieser „verschonten“ Altstadt. Der Glockenturm, der im 13. Jahrhundert gebaut wurde und bis heute erhalten ist, zudem unter Unesco Weltkulturerbe steht, trägt massgeblich zur Attraktivität der Stadt bei.
Zurück auf dem Schiff geniessen wir den Rest des Tages, bei sehr angenehmer Temperatur auf der Fly und beschäftigen uns mit lesen. Kurt hilft einem „alten“ Schweden“, einerseits anzulegen, andererseits den Strom in Betrieb zu setzen und die Wasserentnahme zu ermöglichen. Er ist alleine unterwegs und nicht so gut orientiert. Das Nachtessen, Spaghetti-Napoli, von Kurt hervorragend zubereitet, hat uns sehr gemundet.
Freitag, 02.08. Zwei Nachrichten haben uns gestern noch erreicht. Da ist Stefan, der uns im Internet gefunden hat und unsere Interessen teilt. Da werden wir dran bleiben. Eine weitere Nachricht aus Boulogne sur mer, dass wir nicht in das Bassin Napoleon können, da unser Platz (leider) noch besetzt sei. Pünktlich 07.45 Uhr sind wir in Dieppe bereit zur Ausfahrt. Aber auch hier klappt es mit dem Losfahren nicht optimal, wir treiben immer wieder gegen den Steg. Ob dies im Zusammenhang mit einem Ruderblatt steht das offensichtlich nicht dicht ist und evt. nicht gut reagiert. Am Ende der Saison werden wir das wissen. Die Fahrt verläuft ruhig, obwohl der Wind auf 5 Bofor zunimmt, gemeldet waren 2 Bofors und der Tidenschub will sich auch nicht recht einstellen. Erst gegen Ende der Fahrt bekommen wir etwas Schub, Geschwindigkeiten bis 9.8 Knoten, da hat aber bereits das rücklaufende Wasser eingesetzt. Dasjenige Schiff das unseren Platz besetzt hält, hat eine Panne und kann heute nicht ausfahren, so gibt uns die Marina einen Platz im offiziellen Hafen.
Beim Warten vor der Einfahrt haben wir leider die Möven-Mamis mit ihren Jungen etwas verunsichert.
Wir legen an und beginnen mit dem Gross-Schiffsputz. Immer mehr Segler fahren in den Hafen ein, und so kommt es, dass ein Gross-Segler backbord an der Madness anlegen muss und später kommen noch zwei weitere dazu. All diese Leute (nur Holländer) müssen über unser Schiff steigen wenn sie an Land wollen.
Auch die beiden Hunde müssen den Weg über unser Schiff nehmen und runter- oder hochgehoben werden.
Morgen können wir, so wird versprochen, in das Bassin Napoleon einlaufen und da soll es wesentlich ruhiger sein. Nach dem Schiffsputz geniessen wir gemütlich unser Nachtessen im Schiff, denn der Wind ist bereits wieder kühl. Danach widmen wir uns den immer wiederkehrenden abendlichen Aufgaben. Nachdem uns heute der Wecker um 06 Uhr aus dem Schlaf geholt hat, hoffen wir auf eine ruhige Nacht.
Mittwoch, 31.07. Letzte Nacht war ein Kommen und Gehen bei den Fischern. Allerdings kamen riesige Fischerboote, gegen 40 Meter oder mehr in Abständen von ca. 45 Minuten. Die haben mit ihren Bugstrahlrudern ganz heftig gearbeitet, was im ganzen Hafen zu hören und spüren war und eine unruhige Nacht zu Folge hatte. Der Morgen beginnt mit sanftem Regen und so machen wir uns an die Arbeit auf dem Schiff. Die Wäsche ruft schon seit Tagen nach dem Bügeleisen und dem „Dyson“ ist es auch zu eng im Schrank. Verena weiss dem abzuhelfen. Kurt macht sich schlau über die Weiterfahrt, Ausweichhäfen, Wetter, Tiden, Winde und Wellenrichtung. Dies ist notwendig, da unser Autopilot nicht funktioniert. Auch ist noch festzuhalten: Es ist recht kalt!! Das Unternehmen, das gestern nicht erschienen ist, hat sich auch nicht mehr gemeldet und Kurt schreibt ein nicht ganz schönes Mail an diese Firma, mit Kopie an den Hafenchef. Am Nachmittag besichtigen wir die Ausstellungen in der Burg von Dieppe, die viel Kunst und ebenso viel über Natur/Tiere beinhaltet. Eine sehr grosse Ausstellung widmet sich der Schnitzerei mit Elfenbein. Natürlich ist uns die Problematik mit dem Elfenbein bekannt, trotzdem ist es sehr beindruckend, wie kunstvoll und filigran dieses Material verarbeitet wurde.
Auch ein beeindruckendes Bild, obwohl es nicht das wandgrosse Bild ist das wir unten beschreiben.
Gefangen gehalten hat uns das Bild, das den Untergang eines Schiffes vor Dieppe zeigt, das tatsächlich stattgefunden hat. Die Kraft und die Wucht des Meeres offenbart sich hier in eindrücklicher Art und Weise. Erstaunt sind wir auch über die Grösse des ausgestopften Albatross, der nebst vielen anderen Vogelarten in einer Vitrine steht.
Erschreckend ist das Bild mit dem Titel „Friedhof im Meer“, das zum Nachdenken und Handeln anregen soll.
Auf dem Rückweg zum Schiff kaufen wir noch für das Nachtessen ein und Verena macht noch einen Zwischenhalt beim Coiffeur, waschen, schneiden, föhnen. Den Abend verbringen wir erneut im Schiff, denn es weht auch heute ein kühler Wind und die Temperatur beträgt gerade mal 20 Grad.
Donnerstag, 01. August. Der letzte Tag ist angebrochen. Heute ist das Meer um 12.45 Uhr sehr hoch. So haben wir es noch nie erlebt. Geradezu eine Spring. Wir können praktisch geradeaus die Marina verlassen. Zuvor haben wir aber noch eine gute Nachricht bekommen, in Boulogne sur mer haben wir einen Platz auf Sicher. „Happy“ marschieren wir dann los, nach Eglise St. Martin, wo wir die „Pomme Caramel“ besuchen wollen. Etwas erstaunt sind wir, als sich dieses Unternehmen als eine Sozialeinrichtung zeigt, wo 150 behinderte Menschen mit 50 Nichtbehinderten zusammen arbeiten. Integriert in dieses Unternehmen ist eine Entsorgungsstation für Fotokopierer, eine Wäscherei, eine kleine Autogarage, eine Schreinerei und die Produktion von Pomme Caramel. Dies ist eine Art Apfelmus, mit Butter und Caramel verfeinert. Als exquisit gilt noch die Variante mit sel de fleur oder Zimt. Bei dieser Produktion gibts noch einiges an Handarbeit. So wird das Becken mit einem Schaber noch von Hand vom allerletzten Rest befreit. Jedes Glas kommt auf die Waage und es wird zwei mal geprüft ob der Deckel sicher schliesst. Die ganze Einrichtung ist gut organisiert und vergleichbar mit MBF bei uns im Fricktal.
Um die Produktion von Pomme Caramel zu besuchen braucht es natürlich die entsprechende Kleidung.Süss, heiss und fein duftend fliesst Pomme Caramel in die Abfüllmaschine.
Und ein blick in die Grosswäscherei.
Auf dem Rückweg entdecken wir noch einen Super U und kaufen anlässlich des Datums einen grossen Cervelat. So geniessen wir zur Feier des Tages einen Cervelat-Käse-Salat mit frischem Nordic-Brot. Danach beginnen die Vorbereitungsarbeiten für die morgige Weiterfahrt. Knapp 7 Stunden werden wir unterwegs sein und im Bassin Napoleon, Ponton A aussen anlegen können. Da wollen wir dann ca.14 Tage bleiben, diese Gegend ist auch geschichtlich interessant. Wir freuen uns auf das Neue und einer ruhigen Fahrt sollte morgen nichts im Wege stehen.