2 Tage, die besser hätten sein können

Montag, 01. August. Der Nationalfeiertag fällt bei uns ins „Wasser“. Verena hustet immer noch und hat entsprechend schlecht geschlafen. Leider hat die „gut gemeinte“ Schlaftablette statt Hilfe Albträume mit bösen „Husten-Männchen“ und Anfällen (Husten) auch Kurt aus seinem Schlaf gerissen. Trotzdem stehen wir beizeiten auf und um 08.15 Uhr erscheinen die beiden Mecanos um den Autopiloten fertig einzubauen. Wir erklären ihnen, dass wir heute, nach Einbau und Seetest, nach Levitha weiterfahren wollen. Wir möchten nicht hetzen, aber es liegen 3 Stunden Fahrt vor uns. Wie immer, wenn man auf etwas wartet will es nicht vorwärts gehen, dies und das muss auch noch gemacht werden. So haben wir festgestellt, dass der Tiefenmesser ausgefallen ist, resp. keinen Strom hat. Da wurde irgend etwas versehentlich abgehängt. Die beiden geben sich echt Mühe doch es dauert. Um 12. 30 Uhr fahren wir zum Seetest um die Geräte zu kalibrieren. Wir müssen aufpassen, denn am südlichen Ufer ist militärisches Sperrgebiet. Wir drehen Runden links, Runden rechts, schneller, langsamer, doch die Deviation zeigt nicht an, denn dazu müssten vorher etliche Seemeilen gefahren, und keine Störfelder vorhanden sein.  Das lässt sich auch später kalibrieren  also fahren wir zurück. Es beginnt die letzte Überprüfung und das Schliessen aller geöffneter Leitungsführungen.

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Um 15 Uhr ist alles fertig und die Mecanos sagen, dass wir sicher gegen 16 Uhr losfahren können, sie hätten noch Administration zu erledigen, bevor wir die letzten Aufenthaltstage bezahlen könnten, das Wetter sei aber top für uns. Kurt geht ins Marina Büro, bezahlt alles und um 16.10 Uhr legen wir ab. Marina, sowie alle 3 Wetterstationen sagen schwachen Wind und Wellen von maximal 50 cm voraus. Wir freuen uns auf die Fahrt!

Kaum sind wir aus der Leros Bucht raus, beginnt es zu schaukeln und das immer heftiger. Zwar nur 3 Stunden, aber eine solche Fahrt haben wir noch nie erlebt. die Wellenhöhe hat zum Teil 3 Meter überschritten und das leider nicht auf die Nase. In Levitha angekommen, sind alle Bojen besetzt (logo bei solchem Wetter) und so fahren wir in die westliche Bucht und ankern. Dieses Manöver haben wir selten ausgeführt, aber nach dem 2. Versuch hält der Anker definitiv. Der Blick in unseren Salon zeigt, dass dieser Zustand wirklich eine Premiere ist.

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„normal“ stehen Tisch und Sessel auf der linken Seite, Sessel direkt gegeneinander, so dass alles sicher und weich liegt.

So hat der Salon noch nicht ausgesehen, Sessel und Holztisch stehen ganz woanders. Bei den Schränken heisst es vorsichtig öffnen, es könnte etwas entgegenkommen. Zum z’Nacht gibt es Brot und Käse, mehr mögen wir nicht. Dann geht’s ins Bett. Verenas Husten ist wieder stärker geworden und damit wird schlafen etwas schwierig werden.

Dienstag, 02. August. Um 06 Uhr ist Tagwache, Verena hat aus Rücksicht im Steuerhaus (nicht) geschlafen. Kurz frühstücken und dann schnell wieder losfahren. Die Ankerwintsch bewegt sich nicht und wir wollen weiter, denn die neuesten Nachrichten zeigen für Levitha ab Mittwoch Sturm und dies für längere Zeit. Levitha ist eine Insel, auf der es einen Bauernhof mit angeschlossener Taverne, einige Häuser und eine Kapelle gibt.  Den Anker bringen wir definitiv nicht hoch und so entscheidet sich Kurt, schweren Herzens aber im Sinne der Sicherheit, den Anker und die Kette zu vergessen. Aber die Kette ausrauschen lassen geht nicht. Die Madness ist ein gutes Schiff, also muss Kurt in die Ankerklüse, die Öffnung hat einen Durchmesser von 46 cm,  um die Kette freizumachen.  Sollte jemand am Anker und an der Kette Interesse haben, auf Position N 36 Grad, 59 Minuten und 884 Sekunden / Ost 026 Grad, 26 Minuten 876 Sekunden liegen . Es folgen nicht nur schöne Worte. Um 08.00 Uhr fahren wir aus der Bucht. Im Schutze der Insel ist die Situation noch relativ ruhig aber kaum liegt unser Kurs auf 291 Grad, beginnt es auf die „Schnauze“ zu wellen. Von allen Stationen sind 17 km Wind aus Nord Nord West und Wellen von 40 cm angekündigt. Die Schiffsglocke läutet wieder und die 40 cm Wellen spritzen bis auf die Flybridge, doch im Gegensatz zum Vortag eine „ruhige“ Fahrt. Verena hat sich ins Innere des Schiffs verzogen und Kurt macht sich Gedanken über die Ägäis. Verena und Kurt sind sich einig, die Ägäis und wir, das gibt nie eine Freundschaft. An der Nordspitze der Insel Naxos beginnt sich das Wetter zu beruhigen und plötzlich stimmen die Vorgaben, die Wellen sind zwar höher, aber nicht um ein Vielfaches. 80 cm stören unser Schiff nicht gross. Nach dem ersten Blick auf Naxos, sehen wir auch das berühmte Tempeltor. Die beiden Türleibungen sind aus einem Stück Inselmarmor, haben ein Gewicht von 20 Tonnen und wurden von den Steinbrüchen aus dem 10 km entfernten  Flerio hergebracht. Der Tempel sollte zu Ehren von Apollo gebaut werden, wurde aber nie fertiggestellt.

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der Blick auf Naxos hebt die Stimmung deutlich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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das Tempeltor von Naxos

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Naxos ist ein Hafen und keine Marina. Man kann sich nicht anmelden, sondern muss auf gut Glück einfahren. Sch……., die haben keine Mooringleinen, alle haben rückwärts mit Anker angelegt. Wir diskutieren mit dem Marineiro und bekommen den letzten Platz wo wir längsseits anlegen können. Glück gehabt, ja auch das haben wir immer wieder. Wir legen an und beginnen sofort mit der Schiffsreinigung (nach einer Fahrt von 8,5 Stunden) aber Verena ist ja ausgeruht!!! Um 18 Uhr muss sich Kurt beim Hafenmeister melden um die Formalitäten zu erledigen.  Der kommt aber erst um 18.45 Uhr und so spannen sich die Nerven noch etwas mehr. Wir beschliessen auswärts zu essen. Plötzlich bekommt Verena wieder ihre Hustenattaken.  Nach einem kurzen Nachtessen, das Verena leider nicht wirklich geniessen konnte, kehren wir wieder aufs Schiff zurück.

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in Gedanken versunken, der Chef des Hauses