Tage in Gallipoli

Dienstag, 01.05.   Richtig gut ausgeschlafen geniessen wir unser Frühstück. Danach will Kurt erneut ins Büro um uns anzumelden. Der Chef hat schliesslich gestern gesagt, dass um 09 Uhr die Sekretärin hier ist um alles zu erledigen. Typisch, der Chef weiss nicht, dass am 1. Mai nicht gearbeitet wird. Nach einem Waschgang gehen wir in die „Neustadt“. Auch hier hat es imposante Bauten und die Strasse „Corso Roma“ ist abwechslungsreich mit vielen Restaurants, Pizzeria, Mode- und anderen Läden. Wir finden einen offenen, angenehmen Supermarkt, kaufen aber nichts, da wir noch weiter flanieren wollen. Im neuen Teil von Gallipoli finden wir alles, jedoch keine Touristen und leider auch noch keine Bäckerei. Aufgrund des Feiertages  sind viele Geschäfte geschlossen. Wir flanieren auf der Schattenseite und verschaffen uns einen ersten Überblick. Die Strasse ist so angelegt, dass am Morgen die Eine und am Abend die andere Strassenseite im Schatten ist. Auf dem Rückweg kaufen wir beim Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten ein. Den Nachmittag verbringen wir auf dem Schiff und erfreuen uns am regen Schiffsverkehr, auch gönnt sich Kurt ein kurzes „Pisolino“. Wie meist, essen wir auf dem Schiff und gehen nochmals früh schlafen.

 

Mittwoch, 02.05.   Jeder Tag hat seine Herausforderung. Egal wo man ist und was man tut. Natürlich immer dann, wenn es einem selber betrifft, scheint die Herausforderung im Moment gross. Also nach dem Frühstück versucht es Kurt zum 3. Mal, den Aufenthalt zu bezahlen und uns vor allem anzumelden. Heute ist die Sekretärin da und jetzt klappt es auch. Unser Anliegen bezüglich der WC-Pumpe wird auch sofort im Büro deponiert und der Chef persönlich will sich darum kümmern. Er ruft einen Freund an und der verspricht, um 11 Uhr hier zu sein. Verena ist kritisch und meint, können wir noch einkaufen gehen? Von der Distanz her können wir es schaffen. 1,8km hin und 1,8 km zurück. Nach dem Einkauf, wir haben einen Superdiscount gefunden, der ungefähr die Grösse der Migros Frick hat, geht Kurt alleine im Eiltempo zurück und Verena möchte sich noch dieses und jenes ansehen. Pünktlich, CH-Zeit, 10.55 Uhr ist Kurt in der Marina. Nach dem Versorgen der Einkäufe beantwortet  Kurt zuerst die empfangenen Whatsapp und E-Mails. Dann kommt Verena zurück und fragt, ob das WC ausgepumpt sei. Hoppla nein, aber der Spezialist ist ja auch noch nicht gekommen. Also holt Kurt die Handpumpe, doch es ist praktisch kein Restwasser im WC. Er versucht es trotzdem, aber da ist nichts zu machen. Im Anflug eines leichten  Ärgers über den Sanitär der nicht erscheint, drückt Kurt auf den Fusshebel der Pumpe und ob man es glaubt oder nicht, sie funktioniert wieder und zwar wie es scheint, einwandfrei. Ob  Raffaele eine Fernbehandlung durchgeführt hat oder ob die gestrige Reperatur des Funkgerätes die „Schuld“ trägt……uns ist es unerklärlich, aber Hauptsache sie funktioniert wieder. Verena geht in der Folge alle 10 Minuten zum WC und drückt die Spülung, mit Erfolg. Am Nachmittag beschliessen wir die unterirdischen Oelmühlen zu besuchen. Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier aus Oliven Oel gepresst, das in Europa, nicht als Speise- sondern als Lampenoel sehr gefragt war. Pro Tag verliessen 16 Segelschiffe den Hafen von Gallipoli, beladen mit dem kostbaren Gut. Die grossen Pressen sind unterirdisch angelegt, da der Sandstein die schweren Malsteine als Gewicht über dem Boden nicht ertragen hätte und die Häuser eingestürzt wären. Ein Esel, Maultier oder Pferd hat die Malsteine bewegt. Wie die Tiere in das ca. 6 Meter tiefe Erdinnere gelangten, entzieht sich unserer Vorstellung. Das Erdöl, das im 18 Jahrhundert gefunden wurde, hat diesen Erwerbszweig und die Blüte von Gallipoli mit einem Schlag vernichtet. Top, dass es Menschen gibt, die dieses alte Handwerk, resp. die Werkzeuge für die Nachwelt erhalten haben.

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Mit viel Einsatz drehten die Tiere die Malsteine um die Oliven zu zermalmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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In Jutensäcken wurden die Oliven gepresst, hier die Oelpresse „alla calabrese“ mit zwei Spindelschrauben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hier noch die Original Pressen „alla genovese“ mit nur einer Spindel.
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Aufrecht zu gehen ist da nicht möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die wunderbare Fassade der Kathedrale St. Agatha.

 

Zurück auf dem Schiff, geht Verena zuerst zum Gäste WC. Es funktioniert immer noch!  Nach einem zünftigen Wurst-Käse-Salat geniessen wir den Abend und hoffen, der aufkommende Sturm, der Wellen im Bereich von knapp unter 6 Metern ankündigt, wird nicht zu heftig. Wir haben Glück, die Marina ist auf der Wind abgewandten Seite.

 

Start in die neue Saison

Sonntag, 29.04.   Um 05.45 Uhr klingelt der Wecker. Kurt fühlt sich richtig fit für die lange Fahrt. Die Vorbereitungen beginnen, alles verläuft ruhig, bis……. ja bis Kurt nach „seiner Sitzung“ feststellt, dass das reparierte Gäste WC bereits wieder nicht mehr funktioniert. Kurt ist sehr froh, dass Raffaele und sein Kollege nicht da waren. Da hätte Lebensgefahr gedroht, aber von Verena aus. Trotz dieses Zwischenfalls legen wir mit nur einer Viertelstunde Verspätung um 07.45 Uhr ruhig ab. Traumhafte Bedingungen, lassen Verenas berechtigte „Wut“ schnell verschwinden.

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Auch Kurt geniesst`s, dieweil der Steuerautomat den Dienst übernimmt.

 

Bis Bari haben wir eine absolut ruhige See und kein Wind. Dann gabs ca. eine Stunde lang Wellen, die sich aber bis Brindisi wieder beruhigen. Doch diese Stunde reichte für Verena um Seekrank zu werden. Der Reisezeitpunkt ist für Kurt optimal, da er bei Vollmond eh meist nicht gut schlafen kann. 15 Seeemeilen vor Otranto beginnt es erneut zu wellen, obwohl kein Wind weht. Dies Geschaukel dauert bis kurz vor Gallipoli. Da werden wir durch eine Sirene aufgeschreckt. Die Guardi di Finanza hat sich von hinten angeschlichen. Sie machen Fender bereit, um ihr Schnellboot an unserem schönen Schiff festzumachen. Ein kurzes Gespräch genügt aber, dass sie ohne unser Schiff zu betreten wieder abziehen. Kurt hat diesen Besuch eigentlich eher in der Nacht erwartet. Wir fahren nah an die  Altstadt von Gallipoli, damit Verena, wieder halbwegs auf den Beinen, einige Fotos schiessen kann.

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Pünktlich, wie abgemacht meldet sich Kurt um 12Uhr über Funk bei der Marina. Aber….. niemand hört den Funk ab. Also Telefonanruf, eine Italienerin, die Kurts holpriges Italienisch versteht gibt uns Anweisung, aber so schnell, dass Kurt nach der „durchzechten“ Nacht und beim Motorenlärm nur halbwegs versteht, was sie genau will. Mit Glück finden wir den Anlegeplatz doch noch auf Anhieb. Es ist windstill und Verena hat, perfekt alles vorbereitet, die Fender sind draussen, die Anlegetaue bereit und so nimmt Verena mit einer Hand (und Bootshaken) die Muringleine auf und wirft mit der andern Hand dem Marineiro den Festmacher hin. Dieweil Verena mit der Muringleine zum Bug geht, belegt Kurt die Klampe mit dem vom Marineiro zurück geworfenen Tau und nimmt auf der andern Seite die Muringleine auf und wirft den Festmacher. Verena übernimmt die Muringleine und Kurt befestigt den Festmacher. Gemeinsam ziehen wir die Muringleinen und anschliessend die beiden Festmacher noch satt an. 28,5 Stunden hat die Fahrt gedauert (inkl. An- und ablegen), und wir sind 220 Seemeilen gefahren. Obwohl wir beide ziemlich „schlapp“ sind und Verena sich von der Seekrankheit noch nicht wirklich erholt hat, wird die Madness mit Süsswasser abgespritzt und Kurt führt das Logbuch nach. Frisch geduscht, gehen wir noch für einen kurzen Landgang in die Altstadt um uns die Beine zu „vertrampen“. Gallipoli ist ein Touristenort mit vielen Souvenirläden, einheimischen Produkten, Restaurants und sich tummelnden Menschen.

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Hier wird wohl das ganze Jahr Weihnachtsstimmung vermittelt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Er versteht sein Handwerk und liess sich gerne dabei ablichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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…..und den hätten wir gerne eingepackt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Giovanni und der Lega Navale Hund beim letzten Abschiesgruss