Tunis und Karthago

Freitag, 08.06.   Eine ruhige Nacht liegt hinter uns, aber unsere innere Uhr hat sich der Winterzeit noch nicht angepasst. Punkt 9 Uhr sind wir beim Eingang der Marina, wo Camel, unser Reiseführer mit dem Taxi auf uns wartet. Mit ihm fahren wir nach Tunis zum Nationalmuseum Bardo, das in den Räumen des ehemaligen Harems der Beys von Tunis untergebracht ist. Seit 1885 ist es ein Museum für nationale Antiquitäten.  Eintritt 22 Dinar plus 1 Dinar, wenn man fotografieren möchte. Man bräuchte eine Woche um all die Exponate genau anzusehen. Wir sind tief beeindruckt von den Mosaiken, die hier zu besichtigen sind, wie auch von den Exponaten der Ausgrabungen.

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Einfach beeindruckend die verschiedenen Mosaike aus unzähligen Natursteinchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sehr schön dieser Raum mit den punischen Stelen und dem Sarkophag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschliessend gibt es, mit einem andern Führer einen „Abstecher“ in die Souk. Das kennen wir von andern arabischen Städten. Diese schmalen Einkaufsstrassen sind nach Anbieter (Schmuck, Kleider, Teppiche, Taschen, Süssgebäck, Ramsch etc.) unterteilt, aber praktisch leer.  Anschliessend fahren wir nach Karthago und beginnen unsere Erkundung bei den Ausgrabungen der römischen Villen. Ein älterer Herr nimmt sich uns an und beginnt zu erzählen. Die 3 punischen Kriege, 2 davon unter Hannibal, die Zerstörung durch die Römer und den späteren Wiederaufbau durch die Römer. (Cäsar hat den Auftrag gegeben) Viel Wissenswertes haben wir vermittelt bekommen.

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Hier lagern noch viele Mosaike auf die Restaurierung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der römische Feldherr Hadrian, der jeweils mit seiner Familie im Sommer hier Urlaub machte, konnte die wunderbare Aussicht geniessen – wir heute ebenso.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschliessend fahren wir zum punischen Hafen,  geschickt angelegt und nur für Schiffe wie sie die Punier hatten, praktisch ohne Tiefgang. Weiter geht`s zum Friedhof wo die angeblich geopferten Kinder der Reichen begraben waren. Danach zum römischen Theater in dem 5’000 Leute Platz fanden und dieses Wochenende ein Konzert statt findet. Danach fährt Camel uns zum Hügel Byrsa. Hier befindet sich die ehemals katholische Kathedrale St. Louis, (Titelbild) die gegenwärtig als Konzertsaal benutzt wird. Auch hat man von hier aus den Blick auf zahlreiche Ausgrabungsstätte .

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Weiter fahren wir noch zum Amphitheater, von dem leider nicht mehr sehr viel zu sehen ist. Hier fanden vor allem Gladiatoren- und Raubtierkämpfe statt. Zum Schluss besuchen wir den Aquaedukt. Dieser, um die 100 km lange künstliche Wasserweg hat Karthago mit Wasser versorgt. Auch die Zisternen sind teilweise noch gut erhalten.

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Erstaunlich wenn man bedenkt dass dieser Aquaedukt 100km lang war……

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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…..und die Zisternen die ca. 200 Meter lang sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Etwas müde von den vielen  Eindrücken und Besichtigungen lassen wir uns „nach Hause“ fahren. Auch Camel, der ja Ramadan hält ist froh Feierabend machen zu können.

Sidi Bou Said

Mittwoch, 06.06.   Ausschlafen ist angesagt. Nach dem Frühstück marschieren wir zum Hafenausgang und werden dort von der Hafenpolizei empfangen. Insbesondere Verena wird begrüsst. Dann geht es Treppen hoch. 265 Tritte bis zum Dorf und dann hat es weitere Treppen, so dass wir sicher auf 365 Tritte gekommen sind. Sidi Bou Said ist ein Touristenort, der heute von Russen überschwemmt wird. Viele junge Russen, absolut rücksichtslos bevölkern die Einkaufsstrasse. Wir gehen alleine durch enge Gassen und bewundern die verschiedenen Motive der nietenbeschlagenen Holztüren. Blau / weiss ist hier die vorherrschende Farbe. Die leuchtenden Farben der verschiedenen Blumen und Pflanzen verleihen dem Dorf einen besonderen Charme. Natürlich fehlen auch die Souvenirläden mit den  oft aufdringlichen Verkäufern nicht. An einem schattigen, etwas ruhigeren Platz geniessen wir einen frischen Erdbeerjus und beobachten das „Treiben“ um uns.

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Ein kleines Kunstwerk, eine der verschiedenen nietenbeschlagenen Holztüren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Natürlich fehlt auch die Moschee nicht, die Rufe klingen hier melodisch und ruhig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Blick auf die gut besetzte Marina.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg steuern wir noch den Einkaufsladen an und kaufen für das Nachtessen ein. Als wir auf das Schiff zulaufen, sehen wir, wie junge Leute auf die Madness klettern. Kurt pfeifft und beginnt zu schimpfen. Das nützt. Sie verlassen das Schiff sofort.  Nach der Mittagspause gehen wir zum Marina-Büro um uns für einen Ausflug nach Tunis zu erkunden. Am Donnerstag soll es regnen, also planen wir auf Freitag. Wir wissen zwar, dass oft nach dem Freitagsgebet die Unruhen beginnen, aber wir denken im Ramadan sollte dies nicht sein. Der Herr im Marina-Büro hat einen Kollegen, der Taxifahrer ist und den ruft er an.  Mit ihm vereinbaren wir einen Ausflug nach Karthago und weiter nach Tunis. 20 Euro müssen wir als Anzahlung hinterlegen. Zurück auf dem Schiff lesen wir und plötzlich hören wir  Captain, Captain. Es ist der Taxifahrer, der uns am Freitag hier abholen will. Er wolle nur sagen, dass alles klappe. Das macht doch einen guten Eindruck. Dann hat Kurt Küchendienst. Er kocht heute nach Verena`s Anweisung.  Es hat uns geschmeckt.

 

 

Donnerstag, 07.06.   Um Mitternacht hört Verena ein unübliches Geräusch und geht nachschauen. Eine Mutter hat ihre 2 Kinder auf unser Schiff gehievt. Das geht nun wirklich nicht. Einige Tunesier haben keinen Respekt vor fremdem Eigentum. Zudem ist es in arabisch und französisch an jedem Beleuchtungsmast angeschrieben, dass das Betreten der Schiffe verboten ist. Ärgerlich. Dann um 01.45 Uhr hört Kurt  jemanden aufs Schiff steigen. Im Pijama geht er raus und diskutiert heftig mit dem Übeltäter, der sich blöd stellt (evtl. ist er blöd) Dann packt ihn Kurt und zerrt ihn zum Beleuchtungskörper, wo er in arabischer Schrift lesen kann, was steht. Er hat es genau gewusst. Auf jeden Fall ist der Tarif nun bekannt und wir hoffen  dass sich das rum spricht. Ein Fischer, der hier von morgens bis abends am Quai sitzt und auf Glück hofft, hat uns schon darauf aufmerksam gemacht, dass es Leute gibt, die sich nicht korrekt verhalten. Heute morgen hat er vom Nachbarschiff Leute weggeschickt. Wir haben natürlich immer alles abgeschlossen,  Nach dem Frühstück beschliessen wir, dass wir etwas dem Strand entlang laufen. Allerdings nach 2 Kilometern ist Schluss. Strasse gesperrt und eine Wache. Auf Umwegen gehen wir wieder zum Dorf Sidi Bou Said hoch und geniessen nochmals  die Schönheiten dieses Dorfes, das uns mit den Farben blau / weiss an Griechenland erinnert.

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Am Nachmittag bereiten wir uns noch auf den morgigen Ausflug vor. Zum „Znacht“ gibt`s Tomatensalat, Gschwellti und Käse,  für das Kurt verantwortlich ist.

Von Kelibia nach Sidi Bou Said

Dienstag, 05.06.   Der Wecker ruft, es ist 05.30 Uhr und der Wind pfeift. Kurt geht nach dem Morgenessen zur Hafenpolizei um sich abzumelden. (Reines Machtgehabe, sie hören den Kanal 16 ab und somit hätten wir uns auch über Funk abmelden können.) Die Ausfahrt ist eine Herausforderung. Quer vor uns liegt in einem Abstand von 2 Meter ein grosses Fischerboot, hinter uns ist eine Quai-Ecke und der starke Wind drückt uns an die Quai-Mauer. Einige Versuche bleiben ergebnislos. Dann kommen uns Fischer zu Hilfe. Sie drücken das Schiff hinten weg, Kurt verlängert das noch mit dem Bootshaken und spurtet dann schnell ans Steuer. Verena ist mit dem Kugelfender vorne bereit, um den Bug abzufendern. Gestern haben wir gesehen, dass die Fischer mit einem 2. Boot, das Fischerboot vom Quai weg gezogen haben.  Das brauchten wir nicht, Dafür bekamen wir, zu unserem Erstaunen und zur Freude Applaus von den anwesenden Fischern. Das haben wir doch noch nie erlebt.

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Kurt mindert den Applaus, indem er meint, die sind nur froh, dass wir endlich weg sind. Doch Verena weiss von Kurt`s Fahr- und Manövrierqualität. Der Rest der Ausfahrt ist ruhig. Dann, die Wellen kommen um 180 Grad verkehrt, das hätte erst morgen so sein sollen. Wir haben sie aber zusammen mit dem Wind auf die Nase. Das mindert unsere Geschwindigkeit ganz erheblich, doch die Fahrt ist relativ ruhig bis Cap Bon. Dort ist eine Wind-, Wellen- und Wetterscheide. Wie nicht anders zu erwarten liegen auch da die Prognosen falsch.

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Die Fahrt bleibt langsam, die Wellen unangenehm und wir kommen schlecht voran. Es wird eine lange Fahrt. Irgendwann sind wir vor der Einfahrt zur Marina Sidi Bou Said.

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Kurt meldet sich über Funk. Keine Antwort. Unangenehm, denn wir sind angemeldet. Also, fahren wir ein und sehen einen Marineiro, der uns winkt. Verena ist happy, längs anlegen wird verlangt. Alles klappt wie immer und Kurt geht, nachdem die Guard National unsere Daten erhoben hat, mit dem Marineiro zum Büro. Dort wird alles administrative abgehandelt und anschliessend steht noch der Besuch bei der Hafenpolizei an. Alles geht speditiv über die Bühne. Dann geht es mit dem Fitnesstraining los. (und Kurt sagt doch Sport ist Mord) Das Schiff muss von der Salzkruste befreit werden. Die Gangway, die Fenster sowie die Sonnenschütze haben Salzwasser abbekommen.. Kurz nach Sonnenuntergang sind wir fertig und Kurt geht in die Küche. Beim Essen stellen wir fest, wir haben uns schon angepasst und essen während Ramadan auch erst nach Sonnenuntergang. Hier gibt es keine Zeitumstellung, es herrscht  auch im Sommer Winterzeit, vielleicht ein Vorteil während Ramadan.

Kelibia

Montag, 04.06.   Verena hat gut geschlafen, Kurt weniger. Nach dem Frühstück beraten wir: „Wie weiter“. Der Hafen hier ist schmutzig und es gefällt uns gar nicht. Direkt nach Bizerta können wir nicht, da haben wir zu wenig Diesel. Also beschliessen wir, dass wir noch 1’000 Liter Diesel tanken, wenn das möglich ist. Der Zollbeamte ist im Büro der Tankstelle und er meint, diese Menge sei nur für Fischer, da der Diesel zollfrei sei, aber mit etwas Bakshish könne man sogar bewerkstelligen, dass ich 1’500 Liter tanken könne. Für den Diesel bezahlen wir 1,33 Dinar pro Liter. Das sind umgerechnet 53 Rappen. Der Zollbeamte hat schon beim Einklarieren die hohle Hand gemacht. Also tanken wir diese 1’500 Liter und bezahlen. Wir sehen uns die Wetterprognosen an und beschliessen, morgen trotz suboptimalen Bedingungen bis Sidi Bou Said zu fahren, obwohl dies die teuerste Marina in Tunesien sei. Wir möchten hier weg. Kurt ruft an und das Gespräch verläuft äusserst professionell. Wir haben einen Platz. Für den Nachmittag buchen wir Samir mit seinem Tuk-Tuk.

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Er führt uns in die Stadt und unternimmt noch eine kleine Besichtigungstour mit uns. Durch engste Gassen führt er uns zum Hauptplatz, wo wir  aussteigen und auf eigene Faust durch die Gegend bummeln. Dabei kommen wir auch durch den Markt. Heute hätten wir ja das Schiff auf die andere Seite des Hafens verholen sollen, doch der Segler ist nicht ausgefahren. Der Hafenmeister, der zugleich noch eine Bäckerei betreibt, ist unglücklich, aber „unser“ Samir regelt das auf seine unverkennbare Art mit Humor. Er ist echt Gold wert. Er offeriert auch, dass er uns in ganz Tunesien, nicht mit dem Tuk-Tuk, aber mit einem Auto umher fahren würde. Anruf genügt. Es hat keine Touristen mehr in Tunesien. Diese Branche leidet. Kurt beginnt mit den Vorbereitungen für den morgigen Tag und Verena übernimmt den Küchendienst. Da wir keinen Landstrom haben gibt`s russischen Salat, Peperoni, Käse und frisches Olivenbrot vom „Hafenmeister“. Bei ihm haben wir 6 Baguettes (5 für Samir) und ein Olivenbrot für den Betrag von einem „Kunz-Gipfeli“ gekauft. Später kommt dieser Hafenmeister noch bei uns vorbei, aber nicht um sich nach dem gekauften Brot zu erkundigen, nein, wir müssen den Platz noch bezahlen. Für 2 Tage will er 130 Dinar, das sind 52 Franken. Für diesen Platz ein stolzer Betrag, selbst wenn die Fischer durch uns etwas gestört waren.

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So sieht es leider auf der ganzen Länge zwischen unserem Schiff und der Hafenmauer aus. Schade, dass selbst die Fischer nicht mehr Sorge zum Meer tragen.

Von Pantelleria nach Kelibia / Tunesien

Sonntag, 03.06.   Um 06 Uhr hat der Wecker sich gemeldet. Wir stehen gemütlich auf. Nach dem Früstück geht Kurt zur Kaserne der Carabinieri. Punkt 08 Uhr läutet er beim Eingang. Ein verschlafener Carabiniero öffnet ihm. Es ist der Gleiche wie gestern, aber in Zivilkleidern. Er erinnert sich und verwickelt sich gleich in eine lange telefonische Diskussion. Danach erscheint ein älterer Mann und erteilt Ratschläge. Nach weiteren 10 Minuten erscheint (vermutlich) der Chef. Keine Stempel, kein „Gar Nichts“, die Schweiz ist in Schengen was solls. Zuviele Stempel im Pass, das verwirrt. Kurt intervniert, denn wir sind seit mehr als 2 Jahren in der EU und die Zollformalitäten verlangen, dass ein Schiff EU-verzollt sein muss, was unsere Madness natürlich ist. Der Capo Carabinieri meint, nicht meine Baustelle, aber ausfahrende Schiffe werden eh nicht kontrolliert. Also keinen Stempel. Diese Prozedur hätten wir uns ersparen können. Um 08.45 Uhr legen wir ab. Die See ist wie angekündigt, zwar etwas heftiger, aber wir kommen gut voran. Um 15 Uhr sind wir im Hafen von Kelibia. Aber da beginnen die Probleme. Keine freie Stelle, auch nicht da wo man zum Einklarieren  anlegen könnte.  Wir versuchen es über Funk. Ramadan, keine Antwort.

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Dann ein Pfiff von einem Tuk-Tuk Fahrer. Er weist uns einen Platz zu. Ohne Wasser, ohne Strom, beinahe mitten in der Pampa. Der Tuk-Tuk-Fahrer entwickelt sich zu einem guten Helfer. Polizei und Zoll kommen an Bord. Viele Formulare und Fragen und dann nehmen sie die Pässe mit. Wir sind wieder bei den Stempelgläubigen, obwohl Ramadan ist. Zoll und Grenzpolizei möchten einen Bakschisch, den wir mit je 10 € entrichten. Kurts Puls ist angestiegen, aber er beherrscht sich. Nach einer kurzen, eher inkompetenten Durchsuchung unserer Madness, nimmt die Polizei die Pässe mit sich und wir können sie später abholen. Zum Glück haben wir Samir (Tel. 26 218 151), der uns sehr behilflich ist. Er offeriert, uns mit seinem Tuk-Tuk in die Stadt zu fahren um die Sim Karten und Dinar zu besorgen. So geht`s, nachdem wir alles erledigt haben via Polizei, wo wir die Pässe zurück erhalten in die Stadt. Es ist ein langer mühsamer Weg. Nach 2 Bankomaten folgt ein längerer Aufenthalt im Internet-Laden. Es ist etwas kompliziert, der Ladenbesitzer, ein älterer Herr gibt sich Mühe. Trotz Brille muss er immer wieder die Lupe zu Hilfe nehmen. Warum muss immer alles so klein geschrieben sein. Trotzdem klappt es nicht auf Anhieb. Samir meint: Er hat das Geld erhalten, wir warten, bis alles ok ist. Das dauert. Verena verlässt den Laden, es ist heiss und eine etwas angespannte Stimmung. Schlussendlich ist aber alles nach unserem Wunsch erledigt. Wir lassen uns zum Schiff zurück fahren. Nach dem Nachtessen kommt jemand vom Hafen vorbei. Wirkönnen morgen einen andern Platz fahren. Wir hoffen dass es klappt, wohl ist es uns an diesem Ort nicht.

Von Sciacca nach Pantelleria

Samstag, 02.06.   Der Wecker holt uns um 05.15 Uhr aus tiefstem Schlaf. Grund: Gestern war in der Nähe des Hafens eine Hochzeitsgesellschaft und die Sängerin hat „schandpar“ laut gesungen. Pünktlich um 07 Uhr legen wir in Ruhe ab. Nachdem Verena Fender und Taue versorgt hat, erhöhen wir auf Marschgeschwindigkeit, das bedeutet, dass wir in etwas mehr als 9 Stunden in Pantelleria sein sollten. Das ist die italienische Insel, die näher an Afrika liegt wie an Italien und ist eine Vulkaninsel.  Nach 1,5 Stunden sehen wir kein Land mehr und auch unsere Internetverbindung ist weg. Das Meer ist nicht ganz ruhig, doch gibt`s auch keinen Grund zu klagen. Mit 7,3 Knoten liegen wir im vorgesehenen Zeitplan. Um 09.31 Uhr kommen 3 Delphine von Rechts und begleiten uns 2 Minuten vor dem Bug. Dann sind sie wieder weg. So langsam erhöht sich die Geschwindigkeit und wir staunen nicht schlecht, als wir plötzlich mit 8,8 Knoten voran kommen. 2 Stunden vor der vermuteten Ankunftszeit sehen wir Pantelleria. Es ist sehr feucht. 1,5 Meilen vor dem Hafen wird die Geschwindigkeit reduziert, damit Verena in Ruhe alles wieder für das Festmachen vorbereiten kann. Um 16 Uhr fahren wir in den Hafen ein, kaum sehen wir Anlegestellen, winkt schon jemand. Wir können an Murigleinen festmachen und haben Strom. Preis, 60 Euro, einfach so auf die Hand ohne Beleg. Uns solls egal sein!!

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Nachdem wir gut liegen geht Kurt zur Küstenwache, denn wir wollen ja morgen aus der EU ausreisen. 1. Problem, die Küstenwache hat geschlossen und ist erst am Montag für die Öffentlichkeit wieder aktiv. Also geht Kurt zur Guardia die Finanza. 2. Problem, die haben um 14 Uhr geschlossen und öffnen erst wieder am Montag. Also versucht es Kurt bei den Carabinieri. 3. Problem, der Carabinieri erklärt sich für nicht zuständig. Er ist aber sehr hilfsbereit und organisiert auf morgen 08 Uhr die Hafenpolizei, damit sie unsere Dokumente stempeln können. Dieser Herr muss ins Büro der Carabinieri kommen, so keimt bei uns Hoffnung auf Pünktlichkeit auf. Wir möchten nämlich um 09 Uhr losfahren. Zurück auf dem Schiff bereitet Verena das Nachtessen vor. Zwar gibt es nicht wie vorgesehen das restliche Angussteak von vorgestern, sondern den Rest vom gestrigen Huhn. Dazu einen Chicoree-Salat mit Bananen. Morgen fahren wir nach Afrika, Kelibia/Tunesien. Das heisst wir können die Homepage erst wieder aktualisieren, wenn wir neue SIM-Karten haben, dazu kommt, es ist noch Ramadan.

Letzter Tag auf Sizilien

Freitag, 01. Juni   Nach dem gestrigen üppigen Nachtessen, gönnen wir uns heute ein Ausschlafen, vor 9 Uhr gibt es im Laden eh kein frisches Brot. Kurt bringt gleich noch 2 Sixpack Mineralwasser mit. Nach dem Frühstück beginnen die Vorbereitungen für Samstag. Auch hier im Hafen ist allerhand los. Seit Tagen werden Unterhaltsarbeiten gemacht. Es ist irgend ein Anlass am 3. Juni. Schiffe werden beflaggt und geputzt. Verena geht auch noch zum Einkauf, „Sachen“ die wir in Afrika vielleicht nicht so einfach finden,  dazu noch ein Sixpack Mineralwasser. Dann füllen wir den Wassertank. Etwas über 2’000 Liter bunkern wir. Das dauert seine Zeit und diese geniessen wir für unser „Dolce far niente“.. Aufgrund der Anlagemanöver mit Muringleinen, die seitlich nach vorn, das heisst über die Fender gezogen werden, sehen diese schnell unansehnlich aus. Die Muringleinen liegen auf dem Meeresgrund, sind sandig-schleimig und oft haften viele Muscheln dran. Wegen der Verletzungsgefahr durch diese Muscheln ist es ratsam Handschuhe zu tragen. Verena hat noch Lust sich zu bewegen und nimmt alle 12 Fender auf den Steg und unterzieht sie einer Reinigung. Die Möven, die um diese Zeit auf dem Steg ihr Gekreisch kundtun und dies und das zurücklassen, übrigens auch auf der Madness, fühlen sich gestört. Umso lauter ertönt ihr „Reklamieren“ aus der Luft. Ja, die Möven lieben wir nicht, umso mehr geniessen wir den Gesang der Amseln, die wir hier oft hören. Nach der schweisstreibenden Arbeit geht`s zum Duschen. Heute nicht auf dem Schiff, wir möchten ja das gute italienische Wasser in Afrika möglichst lange nutzen können. Anschliessend geht Kurt zum letzten Einkauf. Wir haben gestern ein Grillhuhn bestellt und bei dieser Gelegenheit nimmt Kurt nochmals 2 Sixpack Mineralwasser mit. (Lagerbestand 22 Sixpack). Das Huhn ist gut gewürzt und schmeckt uns sehr. Der Rüeblisalat von Verena passt da ausgezeichnet dazu. Dann ist frühe  Bettruhe angesagt, denn morgen 05.15 Uhr ist Tagwache.

Nicht aufgeben……….

Mittwoch, 30.05.   Nach dem Frühstück beratschlagen wir, wann wir weiter fahren und konsultieren diverse Informationsseiten im Internet. Unser nächstes Ziel, Pantelleria planen wir auf Samstag. Dazu benötigen wir noch Diesel. Kurt marschiert zum Büro der Lega. Dort bekommt er Bescheid, dass die Tankstelle geschlossen sei. Bravo! Danach geht`s zur Küstenwache und die können auch nicht helfen. Die Tankstelle bei der Werft sei nur für Fischerboote und Behördenfahrzeuge, zollfrei. Also geht die Sucherei los. Die 1. Tankstelle ist geschlossen. Strammer Fussmarsch weiter zur Nächsten. Esso hat (angeblich) keine Möglichkeit Diesel in die Marina zu liefern. Die nächste Tankstelle Eni wird umgebaut, aber es scheinen die richtigen Leute dort zu sein. Kurt formuliert sein Anliegen. Der erste Angesprochene sagt sofort, geht nicht. Der Zweite hört sich das Anliegen an und der Dritte meint, mal abklären. Nach 15 Minuten meint er ok, er gebe am Nachmittag telefonisch Bescheid. Zurück auf dem Schiff hat Kurt seine 10’000 Schritte bereits hinter sich. Um 13.15 Uhr kommt der positive Anruf. Nach Abklären mit der Capitaneria, darf er um 18 Uhr die 500 Liter Diesel bringen. Obwohl Kurt die 10`000 Schritte schon hinter sich hat, gehen wir auf den „Waggel“. Das Palermo-Tor haben wir noch nicht gesehen.

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Sciacca „Citta della Ceramica“, darum findet man in der ganzen Stadt immer wieder Keramikbilder, Kacheln, Geschirr und allerlei Souvenir aus Keramik.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Um 16 Uhr sind wir zurück in der Marina und gönnen uns eine Glace. Um 17.30 Uhr machen wir uns bereit um an den Steg zum Tanken zu fahren. Um 17.50 Uhr legen  bei der Tankstelle (die noch nicht in Betrieb ist) an. Um 18 Uhr meldet Kurt per Telefon, dass wir vor Ort sind. Tranquillo, logisch hier gilt italienische Zeit. Zu unserer Überraschung, pünktlich 35 Minuten später kommt das Fahrzeut mit „unserem“ Diesel . Der Chef meldet der Hafenbehörde, dass sie hier, und alle Vorsichtsmassnahmen getroffen seien. (2 Feuerlöscher werden deponiert) Die Übergabe kann beginnen. Langsam steigt der Zähler von Null auf 500 Liter an. Wir bezahlen und alle sind zufrieden, wer wohl etwas mehr??? Gratis bekommen wir noch einige Tipps für Tunesien, insbesondere sollen wir den Wasertanks noch in Italien füllen (Wasserqualität), dafür sei der Diesel billiger etc.  Wir legen wieder am „alten“ Platz an. Verena geht in die Kombüse und Kurt wäscht noch kurz das Schiff ab. Immer wieder erntet Verena Bewunderung von den Menschen, die mit uns zu tun haben. Vor allem beim Anlegen, alles ist immer bereit und es geht schnell. Schön, dass nicht nur Kurt, sondern auch andere die Leistungen von Verena anerkennen.

 

 

Donnerstag, 31.05.   Die Vollmondnacht ist Vergangenheit und wir  haben wieder gut geschlafen. Verena setzt die Waschmaschine in Betrieb und Kurt informiert sich über Wetter, Wind und Wellen. Dann gehts zum Büro um das Finanzielle zu regeln. Günstig ist auch die Lega Navale nicht. Wir bezahlen pro Tag 75 Euro. Bei zwei Gratis-Tagen, inkl. Wasser und Strom ist es ok. Erneut geht es zum Einkauf. Wir bunkern nochmals 4 Sixpack Wasser und Kurt kauft noch etwas Bier ein. (Es warten islamische Länder) Den Nachmittag verbringen wir ruhig auf dem Schiff. Verena kürzt (nicht das Budget) aber die neuen Hosen von Kurt und wagt sich mit der Schere noch an ihre Haarpracht. Das Resultat ist, sagen wir nicht schlecht. Wir beschliessen bevor wir Italien verlassen, nochmals auswärts essen zu gehen. Das im Prospekt angegebene Restaurant hat geschlossen, weist aber auf das gegenüberliegende Restaurant hin. Wir versuchen es und beschliessen, wenigstens einmal wirklich italienisch zu essen, also mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert.

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Antipasti di pesce für eine Person

Zum Glück verlassen wir übermorgen Italien! Einfach super und auch die Bedienung sehr aufmerksam. Gäste, ein älterer und ein jüngerer Mann setzen sich  an den Nebentisch und wir kommen mit ihnen  ins Gespräch. Der Jüngere  hat mal in Dübendorf gearbeitet, spricht aber besser englisch und französisch, so dass wir ein richtiges Sprachwirrwar haben, uns aber sehr gut unterhalten. Das Angusbeef, das wir nicht einmal zu Hälfte mögen, lassen wir uns einpacken und versprechen der Bedienung, dass wir dies Pantelleria  essen, und dabei an sie denken werden. Ein vorgezogener, aber schöner Abschied von Italien, der uns sicher in Erinnerung bleibt.