Hurghada 14

Montag, 10. August, nicht viel Wind, aber „viel Temperatur“. Wir beschliessen, heute an den Strand zu gehen. Der Morgen verbringt Verena mit der Aktualisierung der Homepage und Kurt befasst sich mit der neuen Papier-Seekarte, misst die Strecken ab, die bis Eilat, mit 2 Zwischenhalten, zu befahren.

Um 14.30 Uhr gehen wir zum nahen Strand. Da hat sich nun aber die Kundschaft geändert. Waren vor einem Monat fast nur Russen da,  überwiegen jetzt die Badors! Wir sehen sogar Frauen in der Strassenkleidung mit Gesichtsverschleierung mit ihren Kindern im Wasser spielen. Verena bekommt das Gefühl, hier etwas fehl am Platze zu sein. Auf jeden Fall, ein gewöhnungsbedürftiges Bild. Baden macht bekanntlich hungrig, also Frage, was essen wir heute? Kurt weiss es, denn er feiert heute Hochzeitstag, im Gegensatz zu Verena, sie feiert die kirchliche Trauung.

Sauber „geputzt und dargetan“ gehen wir um 18.45 Uhr ins Restaurant Dunes. Der Chef de Service kommt und bestätigt Kurt sofort, dass er nun ein halbes gegrilltes Poulet hätte, und auch der Rosewein sei besorgt? Auch hier staunen wir, wie aufmerksam gewisse Menschen sind. Da bleibt natürlich nichts anderes übrig, als diese Bestellung aufzugeben. Verena bestellt sich Pouletbrust an Honig-Senfsauce. Ein feines Essen, zwar nicht wie vor 42 Jahren, aber wir schwelgen in Erinnerungen bis spät.

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Ein „Prost“ auf 42 Ehejahre!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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……und en Guäte, Kurt`s Poulet mit Gemüse brutzelt auf dem Grill.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag wird das Schiff geputzt und Wasser gebunkert. Eine norwegische Familie mit 2 kleinen Kindern ist zum Segelschiff „La Familia“ zurück gekehrt und sie wollen nach einer Woche weiter nach Suez segeln. Wir sprechen mit Ihnen über dies und das. Vor allem haben sie nicht so gut geschlafen, da sie keine Klima-Anlage auf dem Schiff haben und mit 33 Grad Innentemperatur ist, auch mit Ventilatoren nicht viel möglich. Genau so, wie bei unseren deutschen Nachbarn. Die erstaunen uns doch immer wieder. Wir haben festgestellt, dass Heinz, der U-Boot Kapitän, Tankerschiff Kapitän und Containerschiff Kapitän war, (fast)kein englisch spricht, da holt er meist seine Frau, die Meeresbiologin ist, aber ohne mit der Wimper zu zucken, Zigarettenstummel  über Bord wirft. Also bezüglich werfen, meint Kurt, das wirft einige Fragen auf, auf deren Beantwortung wir allerdings keinen Wert legen. Den Nachmittag verbringen wir unterschiedlich. Verena arbeitet und Kurt faulenzt. Just als Kurt das Nachtessen zubereiten will, fällt in der ganzen Marina der Strom aus. Der Generator rettet das Nachtessen. 1 Stunde später ist wieder Strom vorhanden. Gegen 21.30 Uhr verlässt Verena das Schiff, da sie (angeblich) noch Naturjoghurt kaufen will. Das hat sie, nebst anderem (Glace), auch gekauft. Um 22 Uhr ist es immer noch 36 Grad draussen. Dies scheint sogar den Moskitos zu heiss zu sein. Bis 23 Uhr sehen wir keine Sternschnuppen, also gehen wir schlafen.

Mittwoch Morgen, Kurt geht Brot holen. Es ist „früh“ am Morgen, die Bewacher von einigen Geschäftern schlafen noch auf dem Trottoir. Andere schlafen vor ihren „Kartonhäusern“ im Freien, denn viele haben ihre „Betten“ nun vor der Behausung. In der Bäckerei gibt es auch einen Büchertausch, den wir hie und da nutzen. Die Ladenbesitzerin zeigt ein Foto von Andrea und Thomas. Verena hat dieses Buchzeichen übersehen und eine freundliche Leserin hat es zurück gebracht. Schön. Nach einem Frühstück mit frischen gesunden Brötchen, starten wir so langsam unsere Reisevorbereitungen. Der Motorentest verläuft zur absoluten Zufriedenheit und es sieht so aus, dass die Motoren auch die Batterien speisen. Wir haben jetzt jeden Tag irgend etwas auf dem Programm, das den Reisevorbereitungen dient. Der Wetter Entwicklung schenken wir nun erhöhte Aufmerksamkeit.

Einmal mehr hat sich Islam angekündigt, er muss den Pass von Kurt und die Bewilligung zum Befahren der ägyptischen Gewässer bringen. Um 11 Uhr schreibt ihm Kurt, dass wir nur noch bis 13 Uhr und dann erst wieder ab 19 Uhr auf dem Schiff sein werden. Er gibt keine Antwort und um es vorweg zu nehmen, er erscheint auch nicht.  Um 14.30 Uhr gehen wir zu Luzia. Sie übergibt uns die Eintrittskarte für den Strand und wir machen es uns dort gemütlich. Um 16 Uhr kommt Aladin noch für einen „Schwumm“und wir können ihm die Karte zurück geben. Es ist wirklich ein herrlicher Privatstrand und wir geniessen erneut die Vorbeifahrt der weissen Flotte, die ihre Touristen zurück bringen. Das Wasser ist wunderbar warm und das Hausriff voller Fische.

Nach dem Nachtessen auf der Fly müssen wir nochmals zum Bankomaten, denn morgen dürfen wir das Vorzelt entgegen nehmen und den erhöhten Sonnenschutz insh’allah. Der Bankomat in der Marina geht immer noch nicht, also los in die Stadt. Zurück auf dem Schiff weht der Wind stark und extrem heiss, so dass wir uns bald ins Innere verziehen.

Donnerstag, heute soll das Sonnenschutzzelt fertig sein. Es gibt einen speziellen Tag. Am Morgen ruft Islam an und einmal mehr entschuldigt er sich (ob wir die annehmen?) und wir vereinbaren, da wir noch einiges zu erledigen haben, ihn anzurufen, wenn wir wieder auf dem Schiff sind. Um 12 Uhr rufen wir Yussef an. Also das Zelt ist nicht fertig, es gab Probleme beim Lieferanten (wers glaubt), aber der 1. Teil der Seitenfenster können wir um 19 Uhr bringen und es wird am selben Abend noch fertig. Wir laufen zur Bäckerei und zu Metro und kaufen ein. Auf dem Rückweg kehren wir kurz im Golf Hotel (tönt nobel, ist es aber keineswegs, eher etwas heruntergekommen) ein und setzen uns, um unseren Flüssigkeitsverlust zu ersetzen, zu unserem Schiffsnachbarn Heinz.

Zurück auf dem Schiff rufen wir Islam an und er kommt zum Schiff und bringt die Unterlagen und den Pass. Wir diskutieren über die Weiterfahrt und ein Schiffsnachbar, der hier schon sehr lange ist, meint, ums Himmels Willen geht ja nicht nach Sharm, die Administration ist grauenhaft, er habe letzthin 6 Tage auf seine Papiere warten müssen, obwohl alles korrekt gewesen sei. Zudem müsse man neben den Fähren anlegen und das sei ein Geschaukel. Er gibt Kurt einige Tipps, wo man gut und sicher ankern könne und so sei das Ausklarieren hier in Hurghada die beste Lösung. Islam bestätigt im Wesentlichen diese Aussagen und er könne eine Hafenfreigabe bis Eilat ausstellen lassen. Wir werden diese Option besprechen. Um 19 Uhr bringen wir den Sonnenschutz zum Shop und Yussef verspricht das Blackout wie gewünscht anzubringen und das Teil um ca. 22.30 Uhr in die Marina zu bringen. So ist es dann auch und wir befestigen den doppelten Sonnenschutz wieder. Wir sind auf morgen gespannt.

Freitag, 14. August. Heute Morgen will ja Islam kommen, um die Weiterreise, resp. das Ausklarieren hier in Hurghada zu besprechen. Logisch, er kommt nicht. Trau keinem Ägypter! Lass dich überraschen und freu dich, wenn du einem der wenigen Zuverlässigen begegnest. Den Morgen nutzen wir, um die Routenplanung und die Ankerplätze so festzulegen, so dass wir nie zu Lange unterwegs sind, sichere Plätze haben und am 3. Tag in Eilat sind.

Das Internet ist schon wieder aufgebraucht und so geht Kurt kurz in die Stadt um die Telefone wieder laden zu lassen. Damit sollten wir genug für die restliche Ägyptenzeit haben. Kurz vor dem Nachtessen ruft Luzia an und wir vereinbaren uns um 20 Uhr zu einem Umtrunk zu treffen. Wir verbringen einen gemütlichen Abend im Rest. Dunes. Wir begleiten Luzia und Aladin zum Parkplatz und werfen auf dem Rückweg noch ein Auge auf den wiederum stattfindenden Markt. Aber das Angebot mag nicht locken. Zurück auf dem Schiff kommt die ganze Familie von Segelschiff La Familia und erkundigt sich, ob wir Geld aus dem Automaten beziehen können. Der Bankomat in der Marina ist immer noch oder wieder defekt und Kurt erklärt ihnen den Weg zum nächsen Bankomaten. Dort hötten sie es  auch schon versucht, doch man müsse einen zusätzlichen Code eingeben. Auch das kennen wir. Unsere Lösung war, dass Verena dann ihre Karte genommen hat, und siehe da es. klappte!  Anschliessend funktionierte ebenfalls  die Karte von Kurt. Sie wollen es morgen probieren.

Samstag, heute wird der 2. Teil Blackout am bestehenden Sonnenschutz angebracht.  Der Morgen ist stark windig und wir merken vom 1. Teil des Blackout nicht viel. Wir werden sehen, was es bringt, wenn beide Seiten fertig sind.

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Bei diesem Anblick kommen bei Verena unweigerlich Gedanken an die nächste Fasnacht/Winterzeit.

 

Um 17.30 Uhr geht Kurt mit dem Sonnenschutz zu Youssef und vereinbart mit ihm, dass er das fertige Teil bringen wird, uns vorher aber kurz anruft, da wir nicht immer auf dem Schiff seien. Um 18.30 Uhr kommen Ashraf und Marion und wir gehen ins Nubian Rest. Ein feines Essen in angenehmer Gesellschaft. Damit meinen wir, haben wir uns für die Hilfe, die uns Ashraf zukommen liess, anständig bedankt. Um 22 Uhr sind wir auf dem Schiff zurück, aber Youssef kommt nicht. Kurt ruft an. Er meint, wir können es ihm Shop  abholen. Ärger, mehr schreiben wir nicht!

Sonntag, 16. August, die Wettervorhersagen zeigen auf, dass es der heissteste Tag wird, seit wir in Ägyten sind. Heute Morgen hat sich der Agent von Felix Agentur, Islam, angemeldet, da er für das Ausklarieren Papiere braucht. Aber eben, nicht nur Papiere, auch Geld. Wir bezahlen in US$:

Marineinspektor 85.–,  Hafensicherheit 85.–, Einwanderungsbehörden 90.–, Hafenpolizei 75.–, Zoll 65.–, Grenzpolizei 65.–, Gesundheitspolizei 20.– und Agententaxe 100.–. Summa summarum 585 US Dollar. 2 Tage vor Abfahrt müssen wir in den Hafen fahren und da gibt es die Kontrollen??? Was wir nachher in den folgenden 2 Tagen an unerlaubten Gütern aufs Schiff bringen, interessiert anscheinend nicht. Das nennt man staatliche Wegelagerei. Dafür ist jetzt ein neues Antiterrorgesetz in Kraft, das den Journalisten Strafe androht, wenn sie andere Zahlen bei Toten angeben, als sie vom Staat her offiziell angegeben werden. Eigene Recherchen werden nicht geduldet. Wenn wir Prognosen für Ägypten stellen wollen, so sind diese alles andere als gut, aber das Volk ist von al-Sisi begeistert, das stellen wir jedenfalls immer wieder fest. Am Nachmittag geht Kurt nochmals zum Polsterer, denn beim Türsonnenschutz ist ein Druckknopf defekt. Reparatur kein Problem. Nach dem Nachtessen auf der Fly gehts noch zum Einkauf in den Marina-Laden. Auch in der Nacht ist es noch heiss und 33 Grad werden nicht unterschritten.

Der Montag beginnt heiss. Die Wetterprognosen für den 25. wechseln auf Starkwind und auch sonst ist vieles quer. Verena macht sich Sorgen, da ein Bericht über den Sinai von vielen Toten spricht und es sich um ein unsicheres Gebiet handeln soll. Zudem hat Sisi wie erwähnt ein Gesetz erlassen, dass Reaktionen hervorrufen wird. Verena ruft Kurt, irgend etwas im Schiff tönt und es ist nicht feststellbar, was. Kurt schaltet zuerst alle Bezüger von 220 Volt aus, Geräusch ist noch immer, dann schaltet er alle 24 Volt Bezüger aus, Geräusch ist immer noch da. Obwohl es im Innern des Schiffes tönt, muss es von aussen kommen. Da die Bojen und Ketten gereinigt werden, vermuten wir, dass es daher kommt. Dem ist dann auch so. Nach der Innenreinigung des Schiffes will Verena ein SMS an ein Geburtstagskind schicken und, obwohl wir für 15 SMS bezahlt haben, geht es nicht. Das spannt Kurts Nerven an. Am Nachmittat bringen wir den 2. Türvorhang zum Polsterer, damit auch dieser Druckknopf ersetzt werden kann und dann geht es in die Stadt. Im offiziellen Vodafon Shop bekommt Kurt die Antwort, dass dies nichts mit Vodafon zu tun hätte. Der Staat würde einfach bei den Prepaidkarten, wenn er etwas klamm sei, einige Pfunde belasten. So langsam aber je schneller desto besser, sind wir froh, wenn wir Ägypten verlassen können. Lug und Trug, über den Tisch ziehen und Nepp sind das tägliche Brot in Ägypten. Ein grosser Teil des Volkes wird „dumm“ gehalten, schwärmt von Sisi , andere sind korrupt im Dienste des Staates und ein kleiner Teil ist anständig, korrekt, doch wohl mutlos um etwas zu ändern. So lange diese Mischung bleibt, wird Ägypten, einst ein wunderbares, hochintelligentes Volk, nicht weiter kommen. Da wird es nicht heute und nicht morgen, aber irgend wann zur Explosion kommen. Der Frustrationspunkt ist ziemlich hoch gestiegen, aber wir gehen ja weiter.

Dienstag, 17. August, wie jeden Morgen werfen wir einen Blick auf unser Handy, hat jemand geschrieben, kam ein Whats App etc. und wie sieht das Wetter aus. Eine unangenehme Überraschung. Bis und mit kommenden Donnerstag ist Starkwind mit Geschwindigkeiten bis 60 km angesagt. Da ist an Weiterfahren, wir wollen ja in Sicherheit und möglichst angenehm fahren, nicht zu denken. Wir haben aber schon alles organisiert, also neue Termine vereinbaren. Das ärgert, denn wir möchten nun wirklich weiter. Am frühen Nachmittag geht Verena mal erkunden, wie es in Papas Beach aussieht, ob man da auch an den Strand kann. Während ihrer Abwesenheit kommt Youssef und bringt das Stoffmuster für das Zelt. Er wäre nicht gekommen, wäre Kurts Telefon noch in Funktion gewesen. Aber hallo! wir haben es ja neu aufladen lassen. Jetzt beginnt Kurts Kopf zu qualmen. Nach der Rückkehr von Verena, sie ist noch zum Einkauf gegangen, machen wir eine kurze Lagebesprechung und dann geht Kurt in die Stadt, zu Vodafon, aber nicht zum bisherigen Laden. Alles ist nicht so schlimm, wie wir gemeint haben, nein, es ist noch schlimmer. Wir haben die Prepaidkarten mit Pass bezogen und nach 3 Monaten wird diese Nummer einfach gelöscht, egal wieviel Geld noch drauf ist!!! Es gäbe die Möglichkeit, ca 1,5 km weiter, zu einem Büro zu gehen und dann könnten die administrativen Arbeiten erledigt werden, so dass wir nochmals 3 Monate mit der gleichen Nr. telefonieren könnten, dazu müssten wir aber die Pässe vorlegen und es sei kostenpflichtig. Zu erwähnen ist noch, dass der Mann im Shop das nicht gewusst hat, sondern erst nach einigen Telefonaten von dieser Regelung erfuhr. Es ist wirklich Zeit, dass wir hier weg kommen. Wir „bewundern“ diejenigen, die es hier aushalten.