Donnerstag, 29. September. Die Insel Kythnos ist ca. 100 km2 gross und oed. Die Landflucht ist sichtbar. Viele Terrassen sind nicht mehr genutzt und verwildern. Besiedelt wurde die Insel jedoch schon 7000 Jahre vor Christus. Die Insel besteht hauptsächlich aus Glimmerschiefer, der in vielen Farben leuchtet. (rot, grün, grau bis blau) Es hat nicht so hohe Berge. Maximale Höhe ca 300 Meter. Auf dieser Insel ist der erste Windpark von Europa erstellt worden (klar mit EU-Gelder) und ebenso der erste Solarpark. Das mag einer der Gründe sein, weshalb wir hier absolut kein Problem mit dem Strom haben. Dieser Hafen hier ist sehr empfehlenswert, kein Fährbetrieb, wenig Schmutz, jedoch viel „Hobbyschiffer“, so dass oft in Päckli angelegt werden muss.
Wir helfen dem Nachbarn mit seinem Katamaran beim Ablegen und haben noch interessante Gespräche. Auf seiner Fahrt hatte er 38 Knoten Wind. und da ist es ungemütlich. Wir treten heute wieder in die Pedalen, es geht in Richtung Nordspitze der Insel, wir wollen das Kastro besuchen. Die Steigung ist so stark, dass Kurt die letzten Meter schiebt. Mit dem starken Gegenwind ist es einfach zuviel. Die Abzweigung zum Kastro ist Naturstrasse und so lassen wir die Velos zurück und gehen zu Fuss. Auch da geht es steil bergan. Die letzte Strecke zum Kastro schenken wir uns, unser Schuhwerk ist zuwenig geeignet für diesen Kletterweg. Immerhin sind wir von 0 Meter auf über 250 Meter hoch gestiegen. Einen Drittel mit dem Fahrrad und den Rest zu Fuss. Für die Gesundheit haben wir etwas getan.
Zurück im Hafen sehen wir, dass ein Segler bei uns längsseits gegangen ist. Es sind 7 Deutsche. Die hat es in Mykonos mit Wind von 54 Knoten erwischt und sie haben Schäden am Schiff. Kurt beginnt in den Marinas um Athen nach einem Platz zu fragen. Echt schlimm, überall nur Absagen. Nun 2 Eisen haben wir noch im Feuer und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. In der Dunkelheit legt noch ein Segler, links von uns an und fragt, ob sie eine Leine zu unserem Bug legen dürfen. Es sind Schwaben und da meint Kurt, kein Problem, pro Meter Leine 10 Euro. Der Handel kommt nicht zu Stande, immerhin bekommt Kurt einen Ankertrunk. Es sind nette Segler. Der Hafen ist heute anders, aber auch wieder sehr gut gefüllt. Trotzdem gegen 23 Uhr ist es ruhig.
Freitag, 30. September. Das Wetter soll ab heute besser werden. Der Wind hat etwas nachgelassen, aber die Wellen sind immer noch weit über einem Meter. Die Segler laufen nach und nach aus, denn heute müssen sie ihre Boote zurück geben. Kurt versucht weiter, einen Platz um Athen zu finden. Bei einer Marina kann er am Samstag nochmals anrufen. Das Mail an den Propellerclub, Port of Piräus, ist abgeschickt, vielleicht können die uns helfen. Dass es so mühsam ist, hätten wir nie gedacht. In jeder Marina sollte es doch einige Gastplätze geben, aber dem ist nicht so. Die Plätze sind fest vermietet. Die Gewinnmaximierung hat auch hier Einzug gehalten. Nun, in der teuersten Marina bekommen wir noch einen Platz, den wir wohl oder übel buchen. Da haben Yachten bis 130 Meter Platz, also wir werden klein und unscheinbar sein. Das ist gut so. Unsere Madness fällt nicht durch Grösse, sondern durch Charme auf. (nicht nur das Schiff, auch Verena) Und, was für uns enorm wichtig ist, wir haben einen Heli-Landeplatz in der Marina!!! Wer immer uns auch besuchen will, kann diesen Landeplatz benutzen. Wir beschliessen, noch in der Nachbarbucht baden zu gehen. Also gehen wir bergauf und bergab an den Strand. Obwohl Kythnos zur Hauptasache aus Glimmerschiefer besteht, finden wir (um nicht ins kalte Wasser zu müssen) im umspühlten Bereich des Strandes schöne Marmorsteine. Das aufgewühlte Meer hat defintiv kaltes Wasser an die Oberfläche gebracht und insbesonere Kurt, der „Gfrörli“ weigert sich, weiter als bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Mittlerweile gehört der ganze Strandabschnitt uns. Niemand da. Zurück auf dem Schiff geniessen wir noch die Sonne, die nun ohne den starken Wind uns als wärmer erscheint. Dann ab unter die Dusche. Die Pumpe, die das Duschwasser in den Grautank füllen soll, hat ihren Geist aufgegeben. Alle Versuche, sie wieder in Gang zu bringen scheitern. Lassen wir es uns so ausdrücken: Das hebt die Stimmung nicht! Nach allen Versuchen, putzen und ausschöpfen geht Kurt in die Küche. Kein 5-Gang Menu, aber es schmeckt und morgen ist ja wieder ein andererTag.
![dsc05588](http://my-madness.ch/wp-content/uploads/2016/10/DSC05588-1024x768.jpg)
![dsc05595](http://my-madness.ch/wp-content/uploads/2016/10/DSC05595-1024x768.jpg)
Samstag, 01. Oktober. Eine ruhige Nacht, niemand läuft über das Schiff, keine fremden Stimmen, wir haben gut geschlafen. Velo pumpen und dann gehts hinauf in die Chora, wir kaufen nochmals in dem Laden ein, der so frisches Gemüse und Früchte hat. Die Strasse ist ab Eingang Chora gesperrt, ein Polizeiauto und zwei Polizisten stehen dort wir dürfen aber mit den Velos durch fahren. Fähnchen sind über die Strasse gespannt, auf dem Hauptplatz ist eine Bühne aufgestellt, es ist für mindestens 150 Leute gestuhlt und 3 Popen werden begrüsst.
Unser Einkauf, 3 Peperoni, 2 Salatgurken, 4 grosse Fleischtomaten, 4 grosse Karotten, Bananen und etwas Süsses aus der Bäckerei. Die Verkäuferin hat uns auch Auskunft über das Fest gegeben. Seit 300 Jahren werde an diesem Tag ein Heiliger gefeiert. Den Namen haben wir nicht verstanden, nehmen aber an dass es der Hl. Remigius ist, der steht am 1. Oktober bei uns im Kalender. Nun gilt es den Einkauf auf der Holperstrasse heil zum Schiff zu bringen, ohne den starken Gegenwind, brauchen wir wieder die Bremsen. Die Batterien werden aus dem Velo genommen und wieder aufgeladen, wir brauchen sie hier nicht mehr und in Athen müssen wir für jedes Kilowatt bezahlen. Den Wassertank werden wir morgen auffüllen und das Schiff noch aussen reinigen.
Ein Segelschiff legt an uns an, obwohl es noch weitere Plätze hat. Verena ist alles andere als happy, der Hafenmeister hat ihnen auch einen andern Platz zugewiesen. Es sind Engländer und Amerikaner. Der Amerikaner stellt sich als Justin vor, aber nicht Justin Biber, er ist sehr nett, wir unterhalten uns auf Deutsch miteinander. Auch die andern Crew-Mitglieder sind nett und damit ist es nicht schlimm, sie neben uns zu haben. Als sie vom Nachtessen zurück kommen, bringen sie uns einen griechischen Schnaps, etwas ganz Spezielles. Das war die netteste Crew die wir hier an der Seite gehabt haben, und das mit Abstand.
Sonntag, 02. Oktober. Wir beginnen mit der Vorbereitung für die morgige Weiterfahrt. Da ist die Motorenkontrolle, das Schiff waschen, innen putzen, Velos an Bord hieven und festzurren, Wetter studieren, Geräte prüfen und Wasser auffüllen. Costas, der Hafenmeister kommt, er ist krank und bittet Kurt, etwas aufzupassen. Also übernimmt Kurt die Einweisung. Und es kommen Segelschiffe in Massen. Das ist nicht lustig, denn bereits herrscht Platzmangel. Um 16.30 Uhr kommt der Hafenmeister wieder.
Wir bereiten unser letztes Nachtessen vor und gehen zeitig schlafen, denn morgen wollen wir allerspätestens um 08 Uhr losfahren, das heisst wir wollen heute niemanden an unsere Seite lassen