Montag, 11.06. Wir haben gut geschlafen, ohne Besuch und ohne Lärm. Wachen aber früh am Morgen auf. Kurt geht ins Marinebüro, denn wir haben ja eine Vorauszahlung für den Winter geleistet, die wir aber nicht in Anspruch genommen haben, da wir aufgrund der Motorenprobleme in Italien geblieben sind. Die Verhandlungen erweisen sich als nicht ganz einfach, doch schlussendlich kommt es zu einer Einigung. Der gestrige Bummel hat uns nicht den Eindruck vermittelt, der im Internet angespriesen wird. Also versuchen wir es heute, in der andern Richtung, zum alten Hafen und in die Souk. Wenn wir sagen „mittelprächtig“ ist das noch ein hohes Lob. In der Souk, das ist die Altstadt ist gar nichts los, keine Läden nur viele verwinkelte, von Katzen bewohnte Gassen. An einigen Orten wird renoviert, wir finden auch mal einen gepflegteren Eingang, sind aber enttäuscht, auch wenn wir eingestehen müssen, dass Renovationen in diesen engen Gassen sehr aufwendig sind.
Danach gelangen wir auf den Markt. Unglaublich die vielen Stände. Oft liegen die Kleider in einem Durcheinander auf einem Tuch am Boden. Lebensmittel hat es nur in einer grösseren Halle. Wie immer in „Freiluftmetzgereien“ finden wir zwar auch gut ausgestelltes Fleisch, daneben aber Köpfe von Ziege- und Schaf. Lebendes Gefieder und Kaninchen eng eingepfercht lassen den Appetit auf Fleisch vergehen. Für das Abendessen kaufen wir Gemüse und Obst ein. Dann, auf dem Rückweg zum Schiff, treffen wir auf einen Monoprix, der sehr gut aussieht. Da Kurt in den Jahren 1969/1970 in der Einkaufszentrale von Monoprix einen Stage absolviert hat, erfreut uns dieser Anblick. Allerdings gehen wir nicht hinein, das ersparen wir uns auf morgen.
Zurück in der Marina sehen wir, dass noch zusätzliche Schiffe festgemacht haben. Den Nachmittag verbringen wir auf der Madness. Verena hat noch Näharbeiten zu erledigen und Kurt macht noch einen Gesundheits-Check. Er hat knapp 10 Kilo abgenommen, sein Blutdruck ist 125 : 72 und er fühlt sich, nach den Bauchbeschwerden wieder gut. Verenas Gewicht hat sich nur leicht verändert und sie ist fit wie eh und je. Gegen Abend kommen 2 Tankwagen. Das grosse Schiff tankt über 100’000 Liter Diesel, der hier zollfrei bezogen werden kann. Da sind wir mit unserem Verbrauch wieder glücklich. Unser Diesel reicht bis Algerien und dort ist er nochmals um einiges günstiger.
Titelbild: der Kinderspielplatz beim Markt.
Dienstag, 12.06. Wieder war die Nacht sehr ruhig. Kurz nach dem Frühstück bekommen wir Besuch. Wir sollten mit unserem Schiff ca. 20 Meter retour verschieben. Bravo, dann reicht unser Stromkabel nicht mehr. Kurt macht den Vorschlag, im innern des Hafens längs anzulegen. Es gibt 2 Möglichkeiten. Die eine reicht knapp nicht und die andere reicht ganz knapp. Also verholen wir unser Schiff in den Innenhafen. Jetzt liegen wir auch für die kommende Sturmzeit besser. Wir marschieren Richtung Stadt und werden ausserhalb der Marina von einem Stadtführer angesprochen. Wir wollen heute keine Führung, lassen uns aber in eine Diskussion mit ihm ein. Zum X-ten mal hören wir, dass vor der Revolution alles viel besser und das Leben günstiger war. Er schimpft über die aktuelle Regierung, die geradezu Raubzüge auf die Einwohner mache. Beinahe täglich gebe es neue, zusätzliche Minister. Zum Beispiel Minister für Bananen, Minister für Kartoffeln, Brot etc. Trotzdem stellen wir fest, dass anscheinend immer noch genug Geld vorhanden ist. Die Stadt ist völlig überfüllt mit Autos. In den Läden wird eingekauft, altes Brot wird weg geworfen und überall Abfall. Wir gehen im Monoprix einkaufen und stellen fest, dass hier die Preise wirklich hoch sind. Kein Vergleich zum Markt. Wir hoffen, dass mit Ende des Ramadans nicht Unruhen ausbrechen. Die Unzufriedenheit erscheint uns spürbar. Den Nachmittag verbringen wir auf dem Schiff bei regen Diskussionen über die aktuelle Situation. Morgen wollen wir den Stadtführer engagieren. An ein Weiterkommen ist zur Zeit nicht zu denken, das Wetter ist uns nicht hold.