Eigentlich wollten wir ja gar nicht mehr soviel schreiben, aber wir erleben immer wieder interessante Tage. Dienstag, 16. gibt es einen faulen Tag, mit viel Lesen. Wir machen Bekanntschaft mit einem Deutschen, der sein Segelschiff neben der Highland Duck hat. Er, Heinz ist auf grosser Fahrt gewesen und war früher U-Boot Kapitän und seine Frau ist, wie er sagt Meeresbiologin. Ach ja, um 18 Uhr kann Kurt „Inshallah“, die Notausstiegstüre holen. Daraus wird leider nichts und er wird, natürlich wieder „Inshallah“, auf Morgen, 17.6. um 15 Uhr vertröstet.
Am Abend verabschieden wir uns von unseren liebgewonnenen Nachbarn Bob und Margaret. Wir nehmen auf unserer Fly einen Abschiedstrunk und diskutieren mit Ihnen über Gott und die Welt. Sie sind im Gegensatz zu uns sehr viel in der Welt herumgekommen und haben ein breites Wissen, von dem wir auch profitieren. Schade, dass sie uns verlassen, aber, Reisende darf, und kann man nicht aufhalten.
Heute Morgen ist früh Tagwache, denn wir wollen Bob und Margaret winken und wenn nötig, beim Ablegen helfen. Das brauchen wir aber nicht, die Jungs von der Marina sind da, lösen alle Knoten, machen sämtliche Taue frei und dann ziehen Bob und Margaret mit ihrem schönen Schiff davon. Verena hat extra ein grösseres weisses Tuch (eine Serviette) genommen um zu winken.
Jetzt sehen wir direkt auf das alte Selgelschiff der Deutschen. Es ist etwa 10 bis 11 Meter lang, Jahrgang 1961, aber gut im Schuss. Pünktlich um 15 Uhr geht Kurt wieder zur Schreinerei, doch es ist niemand auffindbar, (vermutlich alle in der Moschee). Der Muezin ruft schon wieder. 16.30 Uhr, zweiter Versuch und siehe da, es klappt. Kurt muss 100 Pfund bezahlen und die Türe ist wieder wie neu. Geflickt von der Werft und top lackiert vom Schreiner. Kurt hängt die Türe gleich ein und schon ist der Notausstieg wieder gut verschlossen.
Für morgen ist eine Ausfahrt mit dem Glasbodenboot zu den Riffen auf dem Programm, einerseits um zu sehen wo sie sind, und ob wir mit unserem Beiboot hin kommen. Der Ticket-Kauf wickelt sich originell ab. Sobald der hinter dem Tresen festgestellt hat, dass wir mit dem Schiff in der Marina liegen, wird sein Preis viel moderater. Ungefähr noch die Hälfte, als wenn wir offiziell gebucht hätten. Da wir soviel gespart haben, gönnen wir uns im Rest. Stone einen Trunk. Die Speisekarte sieht doch speziell aus. Es steht wörtlich Poulet im Chörbli, Fondue, Raclette Chässpätzli und Öpfelchüechli mit Vanillesauce. Die Kellner haben ein kleines CH-Kreuz auf dem Rücken. Das Poulet macht Kurt gluschtig, und wir entscheiden spontan, da wir eh noch nichts eingekauft haben, am Abend in dieses Restaurant zu gehen. Kaum hatten wir bestellt, kommt die Wirtin und begrüsst uns auf Schwiizerdütsch. Sie meint, dass das Poulet nicht so gut sei wie in Tuggen, aber man gebe sich echt Mühe. Wir merken auch, dass sie es hier nicht leicht hat. Sie führt das Restaurant zusammen mit zwei Einheimischen Partnern. Ihre Meinungen oder Ideen werden nicht, oder nur unter schwierigen Verhandlungen angenommen. So etwas ist man sich hier einfach nicht gewohnt.
Donnerstag, 18. Juni, 1. Tag des Ramadan. Nachdem am Vorabend der Muezin bis 22.30 Uhr seine Predigt gehalten hat, ist heute früh alles still. Wir sind gespannt was uns erwartet.
Pünktlich um 12.30 Uhr sind wir beim vereinbarten Platz um mit dem Glasbodenboot auszufahren. Es dauert noch ca. 20 Minuten Insahallah. In der Zwischenzeit kommen 6 Erwachsene und 4 Kinder. Wir haben im gegenüberliegenden Restaurant Platz genommen und da kommt noch eine sehr grosse Gruppe. Verena ist nicht gerade begeistert. Tatsächlich steuern sie auf das Glasbodenboot zu, das inzwischen eingelaufen ist. Am Eingang gibt es einige Diskussionen die wir nicht abwarten wollen und so drängen wir uns etwas vor. Freundlich nimmt man uns das Ticket ab und oh Freude, die grosse Gruppe geht wieder zurück. Bei „unserem“ Schiff handelt es sich um einen Katamaran. Darauf haben 120 Erwachsene und 20 Kinder Platz. Wir fahren aus mit 8 Erwachsenen und 4 Kindern. Also, Platz in Hülle und Fülle, auch im Glasbodenbereich. Nach ca. 1 Stunde Fahrt kommen wir zu den Riffen, die wir durch das Glas betrachten können. Die Vielfalt der Fische ist enorm und die Korallen sind auch in einer grossen Vielfalt vorhanden. Nach ca. 30 Minuten wird das Schiff festgemacht, wir ziehen unsere Flossen, Masken und Schnorchel an und steigen ins Wasser. Verena hat plötzlich Panikattacken und atmet nicht mehr richtig. Kurt bringt sie zurück zum Schiff, übernimmt die Kamera und zieht allein mit den andern los. Da er aber keine Lesebrille hat und zudem den Fotoapparat nicht kennt, gibt es nicht viele Aufnahmen, zudem muss er jemanden bitten, ihm den Apparat einzustellen. Trotzdem, Kurt geniesst das Schnorcheln entlang des Riffs und das Wasser ist angenehm warm. Nach ca. einer Stunde gehts zurück zum Schiff. Als 1. wird man bereits auf der Treppe mit Süsswasser abgeduscht, danach Brille Schnorchel und Flossen. Vor der Rückfahrt wird noch ein Lunch verteilt.
Wir diskutieren mit der Mannschaft, die bunt zusammengewürfelt ist. Der Steuermann ein Ägypter, einer der Helfer ist Nubier, die Hostess kommt aus Polen und der Taucher aus Jordanien. Um 16.30 Uhr sind wir wieder im Hafen und gehen erst mal unter die Dusche und reinigen unsere Gerätschaften nochmals mit Süsswasser. Trotz Lunch nehmen wir, um die Internationalität vom heutigen Tag noch zu steigern, einen Russischen Salat zum Znacht und freuen uns über einen weiteren schönen Tag.
Freitag, 19. Juni, es ist nicht grosse Hitze, sondern sehr grosse Hitze vorausgesagt, also genau das was wir brauchen, um das Schiff zu reinigen. Es hat auch keinen Wind, so dass die Nachbarschiffe, auch wenn sie viel weiter weg sind als üblich, nicht auch noch geduscht werden. Während der Reinigung, hören wir plötzlich von weit her „hoi Kurt“! Auf dem Steg ist niemand und auf der Promenade auch nicht. Ein Touristenschiff fährt aus und wieder „hoi Kurt“, wir sehen jemanden winken. Verena ruft: Wär bisch Du? Antwort: Michel! Kurt: gsehmer öis hüt Obe? Antwort: chömed am sächsi zrugg. Und weg ist das Schiff. Welcher Michel war das, aber Kurt kennt nur einen.
Nach der Schiffsreinigung aussen war es eindeutig zu heiss für die Innenreinigung, da die Klima-Anlagen suboptimal laufen. Also setzen wir uns auf die Fly, da ist Schatten und geniessen jeden kleinsten Luftzug bei mittlerweile 42 Grad. Gegen Abend kommt Wind auf, aber der ist extrem heiss. Ab 17 Uhr laufen die Touristenschiffe wieder ein, und wir zweimal vergebens zum Anlegekai. Dann, mit dem letzten Schiff trifft auch Michel ein und es ist der von uns vermutete. Er stellt uns Fränzi vor und wir freuen uns, hier in Hurghada einen echten Kaister zu treffen. Da ihr Bus wartet, vereinbaren wir per Mail in Kontakt zu bleiben, so dass wir uns vielleicht mal treffen können.
In Bezug auf Kaisten, unsere Wohnung wird für 4 Tage belegt. Die „Fahrenden“ aus dem Bündnerland werden da, nein, dort sein. Wir stellen bei solchen Gelegenheiten immer wieder fest, welch grossen Dank wir „unserem“ Armin schulden. Nicht nur, dass er unsere Wohnung beaufsichtigt, er erledigt auch anfallende unvorhergesehene Postangelegenheiten. Dank Armin können wir unbesorgt weg sein und das schätzen wir wirklich. DANKE ARMIN!
Samstag, 20. Juni. Innenreinigung, inkl. Fenster. Der Sand macht die Schiebefenster zum Problem. Sie lassen sich immer schwieriger öffnen, also gilt es auch da eine Grossreinigung zu machen. Per Mail bekommen wir von Franziska und Michel den Termin, Sonntag, 18.00 Uhr. Wir freuen uns, so können wir endlich wieder mal „so schnoerre, wie öis s’Muul gwachse isch“. Zwar gewöhnt man sich an die englische Sprache, auch mit unserem bescheidenen Wortschatz, aber wir werden diesen Abend sicher geniessen, da wir bestimmt auch dieses und jenes aus Kaisten erfahren werden. Wir freuen uns schon heute.
Am Nachmittag machen wir uns auf, um beim Hotel Grand Maison zu fragen, ob wir, gegen Bezahlung, ihren Strand benutzen dürfen. Obwohl das Hotel eher schlecht belegt ist, bekommen wir keine Bewilligung. Schade. Wir werden also weiterhin den kleinen Strand in der Nähe nutzen müssen.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch Trauben und Gemüse ein. An beiden Ständen sind Kinder, die uns freundlich und korrekt bedienen und Preise verlangen wie bei den Einheimischen. Super. Wie Kurt Verena fragt „hesch du Gäld“, „funkt“der Mann im grünen T-Shirt, ein einheimischer Kunde in gebrochenem Schwiizerdütsch dazwischen und es ergibt sich eine kurze Unterhaltung, bei der die beiden Buben interessiert zuhören.
Wir bringen den Einkauf aufs Schiff, dann gehts noch in die andere Richtung zur Stadt, denn wir brauchen Fenistil und Brot. Der Apotheker, bei dem wir schon das Antibiotika gekauft haben freut sich, uns wieder zu sehen und wir diskutieren mit ihm über die Preise hier und in der Schweiz, die ja unterschiedlicher nicht sein könnten. Für die Originaltube Fenistil bezahlen wir 6 Pfund, das wären dann Fr. -.75. Bei der Diskussion empfiehlt er uns, von den Preisen zu profitieren. Hier in Ägypten sei das Schwarzkümmelöl massiv günstiger als in der Schweiz. Es sei ein Allerweltsmittel und schütze sogar gegen Krebs, hier zwar auch nicht ganz billig, aber es sei kein Vergleich gegenüber Europa. Also, wir lassen uns breit schlagen und kaufen 0,6 Liter, wovon wir jeden Morgen 1 Suppenlöffel voll einnehmen sollen. Wir bezahlen dafür Fr. 18.00. Für Ägypten, ein stolzer Betrag. Im Internet sehen wir uns dann dies an und sind positiv überrascht, sintemal Nestlé auf einen Bestandteil dieses schwarzen Kümmels ein Patent angemeldet hat. Insbesondere soll es das Immunsystem stärken, den Blutdruck senken und Allergien bekämpfen. Die Ägypter kennen seit mehr als 2’000 Jahre diese Pflanze als Heilmittel. Schwarzkümmel ist ein Hahnenfussgewächs und nicht mit dem Kümmel oder Kreuzkümmel verwandt. Aber auch ohne dieses Allerweltsmittel ist Kurts Fuss wieder in Ordnung gekommen. Irgendwie geht wirklich nichts über die Schulmedizin. Herzlichen Dank dem Hausarzt.