Hurghada zum Letzten

Heute Mittwoch, 19. August steht fest, es geht am 25. nicht weiter. Bis Mittwoch kommender Woche ist Starkwind angesagt, mit Böen über 9 Beaufort. Die junge Norwegerfamilie mit dem Segelschiff „La Familia“ ist losgefahren Richtung Suez. Wir haben Erbarmen mit ihnen, denn der Wind kommt direkt auf die Nase und mit kreuzen kommen sie nirgends hin. Wir sind froh, keinen Termindruck zu haben. Den Morgen verbringen wir mit der Neuplanung und Verena fragt Luzia an, ob wir nochmal ihr Gastrecht am Strand geniessen dürfen. Um 13 Uhr sind wir am Strand, praktisch keine Leute, einfach top. An diesem Strand erleben wir heute 3 ganz spezielle Ereignisse. Im Wasser hat es kleine Quallen, die man eigentlich nicht sieht, aber wir spüren sie, und wie, tausend kleine Stiche am ganzen Körper, die zum Glück aber ohne negative Folgen bleiben. Das Resultat, leider nur ein kurzer Aufenthalt im Wasser, schade. Das 2. Ereignis, ein Anruf von Youssef, das „Vorzelt“ sei fertig und er könne es um 18.00 Uhr aufs Schiff bringen, und das 3. Ereignis ist ein Mail von Roni, er komme morgen nach Hurghada, werde aber aber direkt nach El Gouna fahren, doch, wäre es schön, wenn  wir uns mal sehen könnten.

Punkt 18 Uhr kommt Youssef mit dem Vorzelt und wir breiten es mal kurz aus. Es ist genau so, wie wir uns vorgestellt haben. Alle 50 cm eine Oese, so dass es gut befestigt werden kann. Allerdings wird es sofort schmutzig, denn wie immer ist alles voller Sand. Morgen werden wir das Schiff reinigen, zumindest versuchen, denn bei diesem Wind und dem schwachen Wasserdruck ist es eher etwas schwierig. Nach einem sehr gesunden z’Nacht, fein gewürztes Auberginenmus, Peperoni, Tomaten und Karotten, alles frisch, mit Mohnbrot gehts zum Abwasch. Danach gehen wir noch zum Einkauf, Wasser und Naturjoghurt und genehmigen uns bei Andrea einen Schlummertrunk, resp. Fruchteis.

Donnerstag, wie angekündigt kommt Starkwind auf. Bereits über Nacht hat sich das bemerkbar gemacht. Am Morgen reinigt Verena aussen das Vorschiff und anschliessend montieren wir das Vorzelt. Gegen Mittag sind wir fertig. Erfreulicherweise steigt in der Gästekabine die Temperatur nicht mehr über 25 Grad, draussen noch immer 42 Grad. Fazit, es nützt.

Hurghada, Fahrt, und Aqaba 002
Es nützt nicht nur, es sieht auch nicht schlecht aus.

Zum z’Mittag gibt es Mango, Naturjoghurt und Banane. Das Nachtessen besteht aus gekochtem Rüeblisalat, Peperoni, Tomaten und Emmentalerkäse. Das Brot ist ausgegangen, aber morgen kommt es wieder. Auch an diesem Abend müssen wir wieder zum Einkauf. Wir fühlen uns dabei immer wieder wie zu Zeiten in Italien mit der Lire. Das Rückgeld wird bei kleineren Beträgen entweder gar nicht oder mit einer kleinen Süssigkeit ausgehändigt.

El Gouna und Abdu 015
So sieht schon mal das „Klein-Rückgeld“ aus

Freitag, 21. August. Wir haben beide schlecht geschlafen. Der Sturm hat über Nacht getobt und das Vorzelt hat unbekannte Geräusche von sich gegeben, so dass, vor allem Kurt immer wieder erwacht. Deshalb macht er sich schon beizeiten auf den Weg zur deutschen Bäckerei um gesundes Brot zu holen. (Das Brot ist ja ausgegangen) Aber bei der deutschen Bäckerei steht geschrieben: We are back on monday. Also kauft er bei Metro ungesundes Brot, dafür aber wieder gesunde Äpfel, Bananen und Mango. Das Früh- resp. etwas Späterstück auf der Fly wird etwas schwierig, denn die Böen sind unberechenbar. Auf der andern Stegseite werkeln zwei Männer am Segel und es „knallt“ richtig, wenn das Segel frei flattert. Verena will ihre Haare färben und Kurt setzt sich mit der Fahrtroute nochmals auseinander, da die Papiere und die elektronische Karte nicht ganz übereinstimmen.

Am frühen Nachmittag merken wir, jetzt kommt der Herbst. Ungefähr 50 Störche kreisen plötzlich über unserem Schiff und der Starkwind aus Nord verfrachtet sie schnell Richtung Süden. Wir staunen und merken zu spät, dass wir noch eine Foto schiessen sollten. Sobald die Vögel Thermik fühlen, beginnen sie zu kreisen und lasssen sich in die Höhe tragen und drehen plötzlich nach Süden ab. Wahrlich eine ökonomische Flugwahl. Wir freuen uns auf Eilat, denn in diesem Gebiet sind während der Zugzeit sehr viele Vögel zu beobachten. Es wird auf jordanischer Seite sogar ein sogenanntes „Birdwatching“ angeboten. Hier wird von vielen Leuten behauptet, wenn die Störche so früh kommen, gibt es in Europa einen frühen und harten Winter. Nach dem Nachtessen nehmen wir bei Andrea den fast obligaten Schlummertrunk. Wir sind müde und hoffen auf eine bessere Nacht.

Samstag, 22.8. Erneut hat es in der Nacht heftig gestürmt. Nach dem Frühstück: K=Kurt, V=Verena:

K, da kommen Türken, sie läuft 3 Meter hinter ihm. V, wir laufen auch nicht viel nebeneinander. Kurt, in der Marina schon und draussen geht es nicht. V, stimmt. V, trägt die Frau Leggins? Kurt, nein. V, ich meine gleichfarbige wie das Shirt. K, nein, sie hat weisse Beine. V, sie hat X-Beine. K, nein sie läuft komisch. V, aber X-Beine hat sie auch. K, kann sein, aber sie wankt und das kommt vom Rücken oder den Hüften. V, es kann auch der starke Wind sein. K, kaum, sie ist robust gebaut etc. etc. Während wir beide über uns selbst lachen, meint V. Hey das tönt ja wie bei einer Nummer von Emil, wie er aus dem Fenster und seine Kommentare abgibt………SIND WIR NUN AUCH SCHON SO ALT!!! Jetzt müssen wir aber aufpassen, nicht dass wir bei den „3 K“ landen. Kinder, Krankheit, Kochen. Heute müssen wir nochmals zum Einkauf, denn morgen 23. ist Nationalfeiertag bei den Ägyptern und da wird wohl alles geschlossen sein. Wir sind gespannt, ob etwas in der Marina organisiert wird. Um 13 Uhr geht Kurt zum Wassereinkauf. Mit leeren Händen kommt er zurück. Die Ladentür wurde vor seiner Nase abgeschlossen. Grund: Stromausfall. Mit diesem Thema müssen wir uns immer öfters beschäftigen. Auch am Nachmittag stürmt es heftig, was wiederum zu Äusserungen führt, solches Wetter gab es bisher nie. Nie war es so heiss und nie hatte es bisher so oft und so lange Starkwinde. Irgend etwas mit der Klimaveränderung muss es auf sich haben.

Um 19.30 Uhr treffen wir uns im Stone mit Luzia und Aladin, Romy und Ewald. (die Beiden sind aus ihren Ferien zurück) Ein gemütlicher kurzweiliger Abend.

Sonntag, 23. August, es hat die ganze Nacht gestürmt und auch der Morgen ist alles andere als windstill. Nach dem Frühstück, wieder Stromausfall. Langsam wird es unangenehm, auch wenn wir einen Generator haben. Das Problem ist, wenn wir weg vom Schiff sind und der Strom ausfällt, dann schalten sich gewisse Geräte, auch wenn der Strom dann wieder da ist, nicht automatisch ein. Gegen 11 Uhr sieht Kurt diverse Schatten und schaut zum Himmel. Hunderte von Störchen sind in der Luft. 2 Riesenschwärme ziehen über uns vorbei. Kurt macht die Nachbarin, die Meeresbiologin darauf aufmerksam und sie fragt, was sind das für Vögel? Kaum sind sie weg, kommt der nächste Schwarm. Weit über 1’000 Störche ziehen innert 1,5 Stunden vorbei. Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel.

Hurghada, Storchenzug 022
Nur ein paar wenige von den vielen hundert Störchen.

Auch bekommen wir  einen neuen Nachbarn. Ein kleines, aber schnelles Schiff legt, ungewohnt nahe, neben uns an. Heute haben wir auch das Treffen mit Roni, also organisieren wir den Taxifahrer, der uns schon zu Senzo Mall und zurück gebracht hat. Den Preis den wir aushandeln, Fahrt hin und zurück und 3 Stunden warten ist nicht einmal die Hälfte von dem was wir bei der Fahrt mit den „Australiern“ bezahlt haben. Wir treffen Roni, er kommt mit dem „TukTuk“, um 19 Uhr im Rest. Upstairs. Wir sind sehr pünktlich, obwohl sich der Taxifahrer in El Gouna 2 mal „verfährt“. Wir geniessen den Abend und das feine Essen bei interessanten Gesprächen. Roni hat wirklich eine Superwoche für das Kiteboarden ausgesucht. Wir hingegen hoffen stark auf eine Windberuhigung. Punkt 22 Uhr fährt das Taxi wieder vor und wir kommen gut nach Hause.

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Beim gemütlichen Essen mit Roni, unserem „Homepage-Verwalter“.

Montag, 24. August. Eine unruhige Nacht mit Sturm, der auch tagsüber anhält. Die Böen werden ständig stärker und so machen wir uns Gedanken zur Weiterfahrt. Aber, es ist jetzt höchste Zeit, eine Veränderung vorzunehmen. Wir planen die Weiterfahrt, denn nach so langer „Stehzeit“ ist dies wieder neu für uns. Was einkaufen, was kontrollieren, was nachfüllen etc.

Am Nachmittag kommen wieder Störche. All diese, die hier vorbeiziehen kommen aus dem Osten. Die mitteleuropäischen Störche nehmen die Route über Gibraltar. Bald sollen auch die Flamingos kommen. Nach diesem Schauspiel geht Verena nochmals in die Stadt und Kurt besorgt Motorenöl, das an Lager genommen wird.

Um 19 Uhr holen uns Ashraf und Marion ab. Sie haben uns zum „Kamelessen“ eingeladen, wobei das ägyptische Kamel ein Dromedar ist. Wir sind sehr erstaunt, wie gut dies schmeckt. Es wurde natürlich auch sehr fein zubereitet. Es schmeckt zwischen Rind und Wild. Marion informiert uns über den letzten Schildbürgerstreich von Hurghada. Die Verwaltung hat beschlossen, damit die Stadt sauberer wird, die Eselkarren zu verbieten. Die Esel gehören den Ärmsten der Armen und sie haben mit diesen Gefährten Abfall eingesammelt und sortiert. Die Hinterlassenschaften dieser Esel sind 1. biologisch und 2. meist nur in Seitenstrassen zu finden, wo es eh „extrem schmutzig“ ist. Damit hat die Stadtverwaltung aber auch eine kleine Touristenattraktion vom Strassenbild verbannt. Die Esel (nicht Stadtverwaltung) die ihr Futter verdienen mussten, sind nun  in einem Tierheim untergebracht, das von einer Schweizerin geführt wird. Die Stadtverwaltung hat diesem Tierheim einen finanziellen Zustupf versprochen. Dies war leider nur ein Lippenbekenntnis. Das Tierheim wird von Spenden unterhalten. Zur Zeit pflegt dieses Heim, nebst etlichen Hunden, Katzen, Pferden und vielem anderem Getier, nun auch noch 80 Esel und es werden bestimmt noch mehr.

Nach dem feinen Essen, in sehr angenehmer Gesellschaft, werden wir zur Marina zurück gefahren. Wir vereinbaren, weiterhin per e-mail in Kontakt zu bleiben. Bevor wir aufs Schiff gehen, wollen wir uns auch noch von Andrea verabschieden. Dort findet ein Kindergeburtstag statt. Ein Mädchen wird 1 Jahr alt. Die Gesellschaft ist von Kairo nach Hurghada zu ihrem Bekannten  gefahren, um diesen Geburtstag zu feiern. Sehr korrekt sitzen die Frauen, die mit den Mädchen zuerst erscheinen, am einen und die Männer mit den Knaben am andern Ende des langen Tisches.

Dienstag, 25. August. Die Wetterprognosen haben sich wieder geändert, aber wir werden unseren Plan zum Weiterfahren nicht ändern. Kurt erkundigt sich bei Islam, wann und wo wir zum Ausklarieren anlegen müssen. Er meldet sich damit, dass er in einer Stunde aufs Schiff kommt.  Er ist diesmal pünktlich. Allerdings bringt er jemanden mit, der unsere Pläne durchkreuzt. Am Mittwoch ausklarieren und nochmals bis Donnerstag in die Marina zurück, ist nicht möglich. Im Hafen beginnen die Behörden erst um 09.30 Uhr mit der „Arbeit“. Wir beraten kurz  und beschliessen,wir fahren am Donnerstag in den Hafen, klarieren aus und fahren dann los, wohlwissend, dass  wir spät zum Ankerplatz kommen. Wir vereinbaren, dass Islam um 08.45 Uhr aufs Schiff kommt und wir dann gemeinsam zum Hafen fahren. Den Nachmittag verbringen wir mit den nötigen Vorbereitungen. Auf 21.00  Uhr haben wir noch mit Luzia, Aladin, Romy und Ewald ein letztes Treffen vereinbart. Bei einem Umtrunk verabschieden wir uns und freuen uns, Luzia und Aladin, hoffentlich im Winter in der Schweiz wieder zu sehen.

Mittwoch, jetzt beginnen die letzten Vorbereitungen und es wird ein strenger Tag werden. Wir reinigen nochmals das ganze Schiff und entfernen das Zelt. Dann geht es ins Marine Büro um abzurechnen. Wir bezahlen zusätzlich 100 Pfund, so dass wir den Strom noch bis zum Donnerstag morgen nutzen können, vor allem für unseren 220Volt-Kühlschrank. Am Nachmittag gehts nochmals zum Einkauf, damit wir für die kommenden Tage „auch genug“ zu Essen haben. Den Abend verbringen wir auf der Fly und geniessen zum letzten mal den Anblick der beleuchteten Marina.

Donnerstag, 27.8. Zeitig stehen wir auf, denn wir müssen um 08.45 Uhr zur Abfahrt bereit sein, so die Abmachung mit Islam. Es ist 09.00 Uhr und Islam ist immer noch nicht da. Also sein Whats App. 09.15 Uhr kommt er, weder ein sorry noch sonst was. Wir legen ab und fahren ca. 10 Minuten bis zum  Haupthafen. Von 09.30 Uhr bis 14.15 Uhr dauert das Ausklarieren, wofür wir ja 585 US$ bezahlt haben. Während dieser Zeit ruft Kurt die Marina Eilat an um einen Platz zu reservieren. Oh Schreck, wir sind zu Lang und zu Breit für diese Marina. Keinen Platz. Was machen? Kurt ruft in Aqaba an. Der Hafenkapitän ist für 4 Tage abwesend und nur er entscheidet. Die Sekretärin verspricht ihn zu kontaktieren. In 30 Minuten soll Kurt nochmals anrufen. Beim nächsten Telefon verlangt die Sekretärin Unterlagen, die wir per Mail senden sollen. Wir haben einen Platz im Königlichen Yacht Club. Endlich, 14.15 Uhr haben wir alle Unterlagen, sämtliche Kontrollen von insgesamt sieben Mann auf dem Schiff hinter uns und können nun Hurghada verlassen. Mit dieser langen Wartezeit wurden unsere Pläne über den Haufen geworfen und wir beschliessen, da die Wetterbedingungen gut sind, die Nacht durch zu fahren.

Hurghada, Fahrt, und Aqaba 005
Adieu Hurghada, Adieu Behördenhafen.

 

Wir haben eine ruhige See bis zur letzten Insel. Diese ist Sperrgebiet, da sie militärisch genutzt wird. Riesige Radaranlagen und andere Geheimeinrichtungen, alle Richtung Israel zeigend sind vorhanden. Nach dieser Insel queren wir die Strasse von Gubal mit mässigen Wellen. Kaum sind wir um die Spitze des Sinai fällt alles zusammen. Wir haben weder Wind noch Wellen, dafür beinahe Vollmond und eigenartige Sichtverhältnisse. Die Konturen von Meer und Horizont fliessen völlig ineinander und die Luft ist sehr feucht. Um 22.30 Uhr fahren wir auf der Grafton Seite durch die Strasse von Tiran und sind um 22.40 Uhr im Golf von Aqaba. Auf der rechten Seite ist Saudi Arabien und links Ägypten. Wir sind bis anhin gut vorangekommen und freuen uns auf die ruhige Weiterfahrt. Es ist Mitternacht und mit diesem Bericht schliessen wir die Hurghada-Zeit ab, während der wir viele Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen jeglicher Art, machen durften oder eben auch machen mussten! Wir hoffen, das Sprichwort „Durch Erfahrung wird man klug“ hat seine Richtigkeit!