Leros II

Dienstag, 19. Juli. Wir haben nicht so gut geschlafen. Ob es am Vollmond oder am Sturm liegt, wer weiss es. Wir erledigen unsere täglichen Arbeiten. Die Hoffnung, dass die Madness mit der zweiten Mooringleine ruhiger liege, bestätigt sich nicht. Ein wenig besser ist es, doch der Sturm rüttelt immer noch heftig. In der „Bucht“ zum Auswassern sehen wir eine CH Fahne an einem Segelschiff, doch zu sehen war niemand.

Bei den „Mittagsfrüchten“ unterhalten wir uns wieder über die Türkei. Kurt ist der Ansicht, obwohl er Erdogan bisher als guten Präsidenten eingeschätzt hat, dass dieser den Putsch selbst inszeniert hat. Jeder Gefreite der CH Soldatenarmee hätte dies x-fach besser organisiert. Dieser Putschversuch war Dilettantismus pur. Erdogan geht nicht gestärkt, sondern allmächtig daraus hervor. Das war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Plan.

Am Nachmittag fahren wir in den Ort um einzukaufen. Nachdem alles im Schiff verstaut ist gehen wir ins Marina Office, denn unsere Gangway sollte noch gerichtet werden. Dort erfahren wir, dass es auf Leros um 05.30 Uhr ein Erdbeben, der Stärke 4 gegeben hat, verbunden mit einem grossen Lärm. Auf dem Schiff haben wir von diesem Erdbeben nichts bemerkt. Es soll auch noch weitere Nachbeben geben. Der Wind hat nachgelassen, es ist aber immer noch böig. Trotzdem montieren wir den Sonnenschutz wieder und geniessen unseren Pilzrisotte auf der Fly. Vollmond und Wolken zaubern die bizarrsten Bilder an den Abendhimmel.

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Mittwoch, 20. Juli. Nach dem Frühstück nimmt Verena die Wäsche und geht damit in den Waschsalon. Die Waschmaschinen sind neu, gut gepflegt und sauber, so dass man sie beruhigt benutzen kann. Das Nachbar-Segelschiff mit einer Besatzung von 5 Frauen und 2 Männern läuft aus. Skipper ist eine Frau, die das tadellos beherrscht. Klare Befehle und jede Handlung langsam und korrekt. Jetzt ist zwischen den Schiffen immer ein leerer Platz. Im Marina-Büro liegt die Offerte für die Reparatur der Gangway bereit und Kurt bezahlt diese sogleich. Nach dem üblichen „Mittagsschmaus“ räumen wir ab. Während wir im Innenschiff sind hören wir dass jemand auf dem Steg ist. Ja was auf dem Steg, die Gangway wurde in einer Blitzaktion entfernt und wir sehen bereits niemanden mehr. Leider haben sie vergessen, das bereit liegende Brett so hin zu legen, dass wir einigermassen gefahrlos vom Schiff kommen. Kurt nimmt allen Mut zusammen und springt von der Badeplattform auf den Steg. In Anlehnung an John Glenn’s Mondlandung: „Für Kurt ein kleiner Hupf und für Verena die Rettung“. Anschliessend fahren wir ins Dorf, denn Kurt sollte dringend, nachdem schon wieder der Verlust einer Lesebrille zu beklagen ist, ein „Brillenbändeli“ kaufen. Leider nicht möglich, hier haben einige Läden am Mittwoch geschlossen.

Zum z’Nacht essen wir heute Champignos-Carpaccio mit Tomaten auf Petersilie und Schwedenbrötchen mit Olivenpaste.

Donnerstag, 21. Juli. Vorab das nicht ganz Erfreuliche, bis und mit Samstag in einer Woche ist Sturm angesagt und dies ziemlich heftig. Da ist an ein Weiterkommen nicht zu denken. Das ist ärgerlich. Wie praktisch alle Seefahrer die wir kennen sagen, kann der Meltemi mal 3 Tage hintereinander und pausenlos blasen, aber was jetzt abgeht und abgegangen ist,  zudem für die Jahreszeit eher kühl, ist einfach nicht normal.

Im modernen Swift-Trawler neben uns ist etwas Unruhe, sie bereiten sich für die Weiterfahrt vor. Allerdings der Steuerstand auf der Fly wird nicht abgedeckt, sie fahren vom Innensteuerstand. Auf diesem Trawler sind der Kapitän, (ebenfalls Koch und Schiffspfleger) der Eigner, 2 Frauen und ein junger Mann. Das Ablegemanöver hat sich wie folgt gestaltet: „Beide Motoren an. Linke Heckleine einziehen. Der Kapitän geht zur Mooringleine und löst diese vom Bug des Schiffes. Das Schiff setzt schräg zurück (es hat ja Wind) und stösst an den Schwimmsteg, dann driftet es ab (es hat eine Schiffsbreite Zwischenraum) und touchiert kräftig das Nachbarsegelboot. Dann kurzer Schub vorwärts, rechte Heckleine lösen, nochmals in den Schwimmsteg fahren. (Der kurze Schub vorwärts hat nichts gebracht, die rechte Heckleine war noch nicht frei)  Dann Bugstrahlruder ein und plötzlich sind alle auf der linken Seite beim Schiff und stossen sich vom Segelschiff ab. Wir sagen nicht, dass wir das besser gemacht hätten, aber als Anschauungsunterricht war es für uns wertvoll.

Zwischen dem 1. und dem 2. Morgenkafi (Kurt braucht immer 2 am Morgen) kommt die reparierte Gangway zurück. 3 Leute sind an der Montage beteiligt und, ja sie funktioniert wieder tadellos. Das verbogene Stück wurde abgeflext und durch ein neues Teil ersetzt.

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Am Nachmittag packen wir unsere Velos und machen uns auf den Weg nach Xerokampos. Nach ca. 3 Kilometern kommt eine Kreuzung, ohne Hinweistafel und eine Abfahrt rechts, wir sind der Meinung, hier geht es zum Meer. Falsch, wir fahren in das militärische Sperrgebiet, aber der Eingang ist nicht bewacht. Wir merken den Irrtum schnell, kehren um und jemand aus dem Schatten ruft irgend etwas Freundliches und lacht. Weiter bergauf und bergab und wir kommen an den richtigen Ort. Sonnenschirme und Liegstühle gleich unterhalb eines Restaurants. Wir fragen die Wirtin, wieviel man dafür bezahlen müsse, sie meint, wer etwas trinkt oder isst bei uns ist unser Gast und Gäste müssen für die Liegestühle nichts bezahlen. Wir geniessen das kühle Nass und den Schatten unter dem Sonnenschirm. Nach 2 Stunden fahren wir zurück, wieder über Berg und Tal. Der Franzose mit seinem Boot, der bei unserer Ankunft schon da war (Dauerlieger) ist wieder zurück. Er hat einen Defekt am Bugstrahlruder und seine Badeplattform ist ramponiert. Irgendwie beruhigend, dass auch erfahrene Seefahrer mit neuen Booten Probleme haben können.

Freitag, 22. Juli. Nach dem Frühstück ist Pflege angesagt. Hemmungslos macht sich Verena ran an Kurt`s Lockenpracht. Die Waage kann nicht in Betrieb genommen werden, da die Batterie den Geist aufgegeben hat und eine neue Knopf-Batterie ist auf dieser Insel schwierig zu bekommen. Also noch Blutdruck kontrollieren. Verena: 94 : 62 und Kurt 125 : 71. Gewicht von Verena seit Abreise gleich bleibend und mit Kurt geht es langsam, aber stetig abwärts. Jaja, die mediterrane Küche ist gesund.

Was Verena schon seit Tagen beschäftigt ist der vereiste Kühlschrank. Das wird heute erledigt. Trotz Hitze dauert die Abtau- Prozedur einige Zeit. Darum beschliesst Kurt den Motor vom Schlauchboot zu testen und ein Ausfährtli zu machen. Alles wunderbar, auch kein unfreiwilliges Bad!!