Samstag, 15. Oktober. Wir haben gut, Verena zwar etwas kurz, aber trotzdem gut geschlafen. Nachdem wir bei den letzten Fahrten kein Salzwasser auf das Deck bekommen haben, zudem die Luft so trocken ist, dass sich kein Tau bildet, verzichten wir auf das Waschen des Decks, das ja eh durch den Regen des vorletzten Tages super gereinigt wurde. Zu Itea ist noch nach zu tragen, dass dort der grösste Tidenhub im Mitelmeer ist. Die Bretonen werden zwar (mit 12 Meter Tidenhub) lachen, aber in Itea hat es 50 cm. Sonst im Mitelmeer nur max. 30 cm. Verena bereitet einen Waschmaschinengang vor und Kurt unterhält sich mit den Nachbarn. Der Hafenzuständige kommt und fragt, ob wir bereit wären, an den Anlegesteg 2 zu verschieben, da er eine 21 Meter-Segelyacht erwarte. Für uns kein Problem, wir sind flexibel. Er verspricht auch, uns behilflich zu sein. Also, nachdem unser zukünftiger Platz leer ist, (das Segelschiff an genau diesem Platz verschiebt ebenfalls, denn eigentlich wäre dies der für uns vorgesehene Platz gewesen) verholen wir die Madness an den neuen Steg. Nach ca. einer Stunde kommt das Segelschiff. Es ist eine Gulet unter Deutscher Flagge. Die Länge an der Wasserlinie ist etwas kürzer wie bei uns, aber der Bugspriet ist ca. 3,5 Meter und die Davits 1,5 Meter. Summa summarum, ist das Schiff an der Wasserlinie kürzer als die Madness. Aber in den Häfen gilt die Länge über Alles. In unserem Schiffsbrief ist nur die Länge an der Wasserlinie angegeben und so kommen wir oftmals etwas günstiger weg.
Kurz nach Mittag verlassen wir das Schiff und gehen in die Stadt. Sie ist grösser als Basel und von den Bauten her imposant. Allerdings lässt die Sauberkeit etwas zu wünschen übrig und was uns erstaunt, alles ist in griechischer Schrift angeschrieben. Eine andere Sprache findet man nicht. Wir flanieren den Strassen entlang und „plötzlich“ stehen wir vor einem Lidl (in Deutsch). Wir sehen uns das Angebot und kaufen ein. Zurück auf dem Schiff, geniessen wir noch etwas die wärmende Sonne, danach bereitet Kurt das Nachtessen vor. Wir besprechen den morgigen Tag und verbringen die „laue Oktobernacht“ bei unangenehmem Wind im Steuerhaus.
Sonntag, 16. Oktober. Wir stehen etwas später auf, nachdem sich der Vollmond verabschiedet hat. Die Sonne scheint, schwacher Wind weht und es ist ein angenehmer Morgen. Beim Frühstück diskutieren wir über den Heimflug, da sich verschiedene Möglichkeiten anbieten, teurer und weniger teuer. Wie auch immer, wir entscheiden uns für den günstigeren, wenn auch weniger bequemen Weg. Dann um 12.30 Uhr verlassen wir das Schiff und wandern gen Süden. Wir möchten die Andreas Kirche besuchen. Diese Kirche ist eine der Wichtigsten für die Orthodoxen in Europa. Der Weg dorthin führt uns durch diverse gute und weniger gute Quartiere und entsprechend sind auch die Auslagen in den Schaufenstern. Unendlich viele Geschäfte stehen leer oder zum Verkauf.
Der heilige Andreas soll hier den Märtyrer Tod gestorben sein, an einem Kreuz, mit Kopf nach unten. Sein Schädel soll nach Wanderschaft nach Rom, wieder hier in der Krypta der alten Kirche in einem Marmorsarg liegen. Die neue Kirche, in der 5’000 Gläubige Platz haben, wurde durch König Georg I gestiftet (hahaha, es bezahlt ja immer das Volk) und 1974 eingeweiht. Auf der 50 m hohen Hauptkuppel steht ein 5 Meter hohes Kreuz aus Gold und dieses ist umgeben von 12 kleineren Kreuzen auf den Nebenkuppeln. Sie symbolisieren Jesus und die 12 Apostel. Das Innere der Kirche ist überwältigend. Vergoldete Malereien, fein behandelter Marmor und Schnitzereien, die einen nur staunen lassen. Ja, mit dem Geld das hier aufgewendet wurde, hätte man auch viel für das Volk tun können. Entsprechend den orthodoxen Gepflogenheiten, werden auch hier die Heiligenbilder geküsst.




Als wir aus der Kirche kommen, hat sich der Himmel zugezogen und wir beschliessen schnurstracks zum Schiff zurück zu laufen (ca. 1 Stunde), da wir die Luke in der Gästekabine offen gelassen haben. Die Tropfen beginnen langsam zu fallen und vielleicht, weil wir in der Kirche etwas gespendet haben, hört es schnell wieder auf. Wir genehmigen uns im Restaurant des Haupthafens eine Erfrischung, sind aber von der Bedienung mehr als nur enttäuscht. Unfreundlich, gelangweilt und uninteressiert. Die Preise hingegen sind moderat. Verena ist wieder irgendwie auf etwas allergisch und sie hat leicht Fieber, darum kümmert sich Kurt heute um die Küche. Den Abend gehen wir ruhig an und auch früh zu Bett, nach der Vollmondnacht.
Montag, 17. Oktober. Bei Verena sieht es eher aus, als hätte sie eine Grippe eingefangen und so gehen wir den heutigen Tag ebenfalls ruhig an. Kurt reinigt das Schiff aussen und Verena geht in die Stadt, sie sucht einen Coiffeur. Das Resultat des Besuches ist zufriedenstellend, Schnitt gut, das Föhnresultat hätte trockener und besser sein können. Doch für den Preis von 11 Euro, ein Kaffee inbegriffen, gibts nichts zu „motzen“. Patras ist, wie Kenner des Peleponnes bestätigen, eine spezielle Stadt, wie der Peleponnes auch insgesamt. Man ist hier griechischer als auf dem Festland. Es ist praktisch alles in griechischer Schrift angeschrieben und Fremdsprachen werden hier deutlich weniger gesprochen als auf dem Festland und zum Teil auch auf den kleineren Inseln. Die Stadt Patras empfinden wir als rauh, aber nicht ohne Charme. Wir stellen auch fest, dass die Arbeitslosigkeit hier sehr gross ist. Beinahe 50 % der jungen Menschen bis 24 Jahren, haben keine Arbeit und so sieht man sie zu Hauf in den Restaurants. Ob dies ein Grund ist, dass man hier die Menschen als nicht ganz so freundlich wahr nimmt, wissen wir nicht. Doch wie wir feststellen, die Ruhe und die Festlaune lassen sich die Griechen nicht nehmen. Auch beim Karneval von Patras, der sehr traditionell und der grösste und bunteste in Griechenland sein soll, werde stets ausgiebig gefeiert. Wir beenden unseren Tag ohne spezielle Feier, aber, wenn auch etwas „grippig“ zufrieden und glücklich.