Unsere 2. Reiseetappe war von der Distanz her kürzer und von der Reiseart her etwas anders. Je länger man sich an einem Ort aufhält und sich um Land und Leute bemüht, desto grösser sind die Einblicke in die Strukturen des Landes und der Menschen. Wir erheben allerdings nicht den Anspruch, dass alles was wir schreiben, der Wahrheit letzter Schluss ist, wir haben es einfach so empfunden, mit unseren Augen gesehen und unsere Schlüsse daraus gezogen. Vieles haben wir erzählt bekommen, doch auch da gingen die Ansichten oft auseinander.
ISRAEL hat bezüglich Empfang zur See einen ernüchternden Eindruck hinterlassen. Das hohe Sicherheitsbedürfnis ist zwar verständlich und nachvollziehbar, aber es ist unangenehm, wenn während der ganzen Befragungszeit über Funk, eine Maschinenkanone gegen das eigene Schiff gerichtet ist. Höflichkeit steht da nicht an erster Stelle, Korrektheit hingegen hat einen hohen Stellenwert. Haifa mit den Bahai-Gärten, dem quirligen Stadtleben und den neuen Stadtteilen mit eindrücklichen Hochhäusern, erinnert etwas an Europa. In der Marina, wie in der Stadt, haben wir meist freundliche, hilfsbereite und interessierte Menschen angetroffen. Aber auch da, immer wieder Bewaffnete. In Ashkelon, das eigentlich näher am Gazastreifen liegt, herrscht eher Unbekümmertheit und Höflichkeit ist auch hier kein Fremdwort. Landschaftlich, insbesondere in Richtung zum Toten Meer, ist Israel sehr eindrücklich und wird auch landwirtschaftlich gut genutzt. Berge, Wüste und Strand, alles ist da. Das Wasserproblem ist in den Küstenregionen sicher gelöst. Im Westjordanland hingegen, das zeigt sich auch am stetigen Rückgang des Toten Meeres, wird das Wasserproblem in Zukunft akut. Politisch muss mit den Nachbarn langsam aber sicher eine Lösung gefunden werden, denn der aktuelle Zustand, Meerwasser zu Trinkwasser zu machen, ist hoch unbefriedigend und teuer.

ÄGYPTEN besteht aus 4 Teilen. Das (noch) wasserreiche Niltal, mit der Hauptstadt Kairo, den touristischen Orten am Roten Meer, der Wüste und dem unruhigen Sinai. Das grösste Problem in Ägypten ist das Militär. Es bildet einen Staat im Staat. Die Armee hat über 5’000 Generäle, und verschlingt praktisch alles Geld, das eigentlich dem Volk gehören sollte. Die Bildung hat ein extrem tiefes Niveau und es lässt die Vermutung zu, dass dies System hat. Ein „dummes“ Volk lässt sich besser steuern. Dass die Radikalisierung damit einher geht, nehmen sie billigend in Kauf. Die Ägypter sind ein stolzes Volk. Das zeigt sich auch darin, dass sie nicht und nie zugeben würden, dass sie etwas nicht wissen. Sie sagen eher irgend etwas, was dann aber überhaupt nicht stimmen muss. Das birgt Gefahren, das haben wir selbst erfahren. Der neue Präsident Al Sisi wurde zu Beginn der Machtübernahme, er wurde demokratisch gewählt, sehr gelobt. Aber, er ist ein „Militär“ und sorgt dafür, dass der Staat im Staat noch mehr Macht und Geld erhält. Es zeichnet sich Widerstand ab und wir sind gespannt, ob Ende Januar 2016, wie angekündigt, Unruhen, die den Sturz der Regierung zum Ziel haben, ausbrechen werden. Nur, der Weg hin zu einer Demokratie, wird noch viele Jahrzehnte dauern und viel Blut kosten. Die einzige Lösung ist Bildung und mehr „Macht/Recht“ den Frauen. Das bedeutet aber auch weg von den bisherigen Strukturen und das ist ein langer Prozess. Korruption und Bakshish lassen sich nur schwer eliminieren. Es ist aber bei Weitem nicht so, dass sie dies nur gegenüber Touristen und Ausländern anwenden, nein auch gegenüber den Landsleuten ist dies Tatsache.
JORDANIEN ist ein Land, das zu Unrecht bei uns eher unbekannt ist. Die Bevölkerung besteht aus 70% Westjordaniern und 30% Haschemiten. Das Königshaus wird von allen geliebt, denn sie führen ihr Land umsichtig und dem Volke verpflichtet. König Abdullah, der alle Macht in den Händen hält, ist ein äusserst gewiefter Politiker und hält den Staat zusammen. Die Menschen haben Vertrauen in ihn, denn es gibt Bildung, Sozialhilfen und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Kulturell und landschaftlich bietet Jordanien viel. Die immense Grösse der Felsenstadt Petra, die wie auch Wadi Rum zum Unesco Weltkulturerbe gehört, zeigt, dass diese Gegend schon immer Bedeutung hatte. Die jordanische Seite vom Toten Meer wirkt gepflegter als die Israelische. Viele geschichtsträchtige, kulturelle Orte befinden sich in diesem Land, das von vielen Völkern besetzt war, die ihre Spuren hinterlassen haben.

PERSÖNLICH haben wir viele Erfahrungen gesammelt, verschiedene Menschen getroffen, kurzzeitige Bekanntschaften gemacht, aber auch Freundschaften geschlossen, die weiter bestehen bleiben. Wir haben gelernt mit den Gegebenheiten der jeweiligen Länder und deren Menschen umzugehen und unsere Ansprüche, wie wir Schweizer sie gewohnt sind, etwas zurück zu nehmen. Wenn uns aber der Taxifahrer Kaffee aus seinem Becher anbot, so haben wir doch dankend abgelehnt. Dass Gemüse und Früchte, was wir meist an Marktständen gekauft haben, optisch nicht makellos ist, daran haben wir uns gewohnt, wie auch daran, dass der Einkauf aus kleinen Lebensmittelläden zuhause zuerst abgewischt werden musste, weil der Sandstaub auch davor nicht Halt machte. Wettermässig haben wir oft unter der Hitze „gelitten“, von morgens bis abends geschwitzt, nebenbei aber auch gelernt uns mit einem kleinen 50lt Kühlschrank zufrieden zu geben. Trotzdem, wir hatten eine schöne, erlebnisreiche und interessante Zeit, mit vielen eindrücklichen Begegnungen und bewundernswerten kulturellen Sehenswürdigkeiten. Dankbar erinnern wir uns an all das Erlebte, und an die vielen Menschen denen wir begegnet sind.
Die MADNESS ist seit dem 10. November wieder im Trockenen, gut aufgehoben in der Werft von Limassol. Matthew, Peter und Moises werden sich um sie kümmern, Abklärungen vornehmen, Offerten einholen und die 12 Volt-Anlage mit allen Geräten wieder funktionstüchtig machen. Ob der Kühlschrank zu retten ist wird sich noch herausstellen. Etliches an Arbeit wird es auch in Sachen Rost geben, da hat sich so einiges angesetzt im doch recht salzhaltigen Roten Meer.

Die CREW ist wieder auf „sicherem“ Boden in der Schweiz. Verena konnte ihren Flug am 24. Oktober mit der Royal Airline bei schönstem Wetter geniessen. Dank dem Fensterplatz boten ihr viele unterschiedliche Bilder, die riesige Wüstenlandschaft, Sonnenschein über der Nebeldecke, verschiedenste Wolkenformationen, über Österreich die silbrigglänzenden Schneeberge, dann die ordentlich angeordneten verschieden farbigen Acker- und Wiesenflächen und die bunten Herbstwälder, was bedeutete, die Landung naht!!
Adrian konnte seinen Flug um einen Tag verschieben, er ist also am 8. November von Larnaka nach Hause geflogen. Er ist pünktlich in Kloten gelandet, doch leider wartete er vergebens auf seinen Koffer. Der wurde ihm jedoch am Montag dann direkt nach Hause geliefert.
Kurt hatte noch so einiges mit Matthew und Peter zu besprechen und im Schiff für Ordnung zu sorgen, so dass die Handwerker ungestört arbeiten können. Am 10. November, nachdem die Madness im Trockenen war, hat Kurt noch für eine Nacht ein Zimmer im Hotel Alasia bezogen. Sein Flug am 11. November hatte Verspätung, so dass er erst um 00.17 Uhr von Verena in Frick abgeholt werden konnte. Müde und leidend kam er an, die neuen Schuhe waren nicht so optimal, doch die alten hatten die Sohle „abgestossen“, aber glücklich wieder zuhause zu sein.