Suez Kanal

Es sollte eine 2 tägige Reise werden. Der Morgen beginnt gut, wir haben um 09 Uhr den Start vereinbart und um 08.00 Uhr beginnt es zu regnen. Das Wetter zeigt sich nicht von der guten Seite und es kommt Wind auf. Kurt hängt den Strom ab und macht das Schiff startbereit. Der Regen zeigt, dass wir ein unglaublich schmutziges Schiff haben. Das kommt von den vielen Autos, mit für uns unleserlichen Nummern und den Schiffen, die einen Rauch ausstossen, der uns etwas schockiert, und es sind nicht nur einzelne Schiffe,  nein es sind deren sehr viele, die diesen schwarzen Rauch rauslassen. Da geben wir uns doch in der kleinen Schweiz Mühe, die Umwelt anständig zu behandeln, und dann gibt es Länder, die dies überhaupt nicht interessiert.

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 005
Der Lotse fährt und so kann Kurt Verena behilflich sein!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 023
Klein und Gross, viele Fischer legen ihre Netze aus, es soll einen guten Speisefisch im Kanal geben.

 

Um 10.30 Uhr kommt der Lotse und er sieht, dass das Ablegemanöver schwierig ist, denn die Leine von der 35 Meter entfernten Boje zu nehmen geht ohne fremde Hilfe nicht, da man auch zum lösen auf die Boje steigen muss. Also, einmal mehr viel Bakschisch. Wir fahren vor der Tukan los und kommen gut voran. Der Suez Kanal ist so gestaltet, dass auf 10 km immer 3 grosse Schiffe fahren dürfen. Auf der einen Seite ist der Kanal mit Stacheldraht oder Mauern und vielen Militärposten,  versehen und auf der andern Seite sind nur Militärposten. Wir wissen nicht, wie ernst das zu nehmen ist. Unser Lotse schwärmt vom neuen Präsidenten, der ehemals Oberbefehlshaber der Armee war. Wir halten uns zurück, denn wir sind Gäste dieses Landes und die Politik verstehen wir eh nicht. Es wird ein zusätzlicher Kanal erstellt, der die Durchfahrt der Schiffe, in beiden Richtungen erhöhen kann. Wir wissen nicht, wer das bezahlt, aber es ist schon so, dass der Suezkanal eine extrem wichtige Verbindung zwischen Europa und dem Rest der Welt ist. Die Schiffe, die uns überholen zeigen diese Wichtigkeit. Es sind grosse „Pötte“ und imposant ist auch, wenn sie geladen sind, was sie für eine Bugwelle vor sich her schieben.

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 041

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 043
eine imposante Brücke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 065
durch diese Rohre wird von den Arbeitsschiffen der Sand geblasen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 084
Zwei „Gotteshäuser“ neben einander vereint.
Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 072
ein bisschen Militär muss doch noch sein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 16.30 Uhr legt der Lotse in Ismailiya an (Kurt hätte das besser gemacht) aber wir sind froh, seitwärts und ruhig zu liegen. Wasser gibt es, doch wir lassen es bleiben, und auch Strom ist da. Verena bekommt grosse Lust auf Brot, da wir uns am Morgen mit Knäckebrot (nicht von WASA) ernähren mussten. Sie findet einen Imbissstand innerhalb der Marina, der ihr ausnahmsweise „leere“ Brötli verkauft und dazu noch 2 Caramel-Chöpfli.  Wir essen auf dem Schiff und ca. 3 Stunden nach unserer Ankunft, kommt die Tukan an (deutscher Katamaran mit französischer Besatzung). Wir unterhalten uns noch etwas und dann geht es bei uns bald Richtung Bett, denn morgen zwisch 09 und 10 Uhr soll es weiter gehen, Richtung Suez.

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 094
Unsere Anlegestelle in Ismailiya.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 096
Auch hier findet Schwimmunterricht statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 107
„unsere Wasserstelle“

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 106
…..und ein niedliches Stromhäuschen

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir beide haben mit dem Bakschisch grosse Mühe. Wir haben andere, arme Länder durchfahren, wo Handreichungen normal waren und es niemandem in den Sinn gekommen wäre, etwas zu verlangen. Hier verlangt auch der Lotse Bakschisch, einer, der festangestellt ist und sicher kein schlechtes Salär hat. Die Forderungen kommen mit Nachdruck. Es ist nicht unsere Welt, doch wissen wir auch, dass dies hier so üblich ist.

 

Gut ausgeschlafen, denn es war wesentlich ruhiger in Ismailya, nehmen wir den neuen Tag in Angriff.  Wir haben vereinbart, dass der Lotse um 09 Uhr kommt und der Hafenmeister meint, zwischen 9 und 10 Uhr. Um 9 Uhr sind wir bereit und um 10 Uhr immer noch, um 11 Uhr kommt der Hafenmeister mit dem Lotsen. Nach der Bezahlung der Hafengebühr fahren wir los. Der Lotse ist ein Vieltelefonierer. Plötzlich will er fahren, was ihn aber nicht abhält weiterhin zu telefonieren. Kurt beginnt sich langsam Sorgen zu machen wegen des Diesels, bei der Abfahrt in Ismailya zeigte die Tankanzeige noch 15% an, was ungefähr 600 Litern entsprochen hätte, wohlwissend, dass die Anzeige ungenau ist, sind wir „guter Hoffnung“, doch die Tankanzeige geht immer schneller zurück. Verena meint noch, was schaust du immer nach, ändern kannst du dadurch besimmt nichts. Und so kommt es dann, bei Kilometer 134 schweigt der Steuerbordmotor und schon kurz darauf wird es ganz still, beide Motoren haben den Geist aufgegeben. Der Lotse legt sich ins Zeug und beginnt zu organisieren. Von der nahe gelegenen Lotsenstation kommen zwei Männer mit dem Pilotschiff. Nach kurzer Diskussion, machen sie uns bei ihnen steuerbordseitig fest und schleppen uns bis zu ihrer Station ab, und „legen uns“ an. Dann entstehen rege Diskussionen wegen des Diesels, inklusiv wegen dem Preis.  Nach ca. 2 Stunden und immer unter Rückfrage beim Agenten in Suez, machen sich die Männer auf, nachdem 100 Dollar ausgehändigt wurden, und gehen 125 Liter Diesel kaufen. Nachdem dieser eingefüllt ist, müssen erst noch die Motoren entlüftet werden, doch leider will dies nicht gelingen, auch nicht nach mehrmaligen Versuchen. Deshalb organisiert unser Lotse noch einen Schiffsingenieur und geht danach von der Madness, ordnet aber noch an, dass wir, sobald die Motoren laufen, selbst, das heisst ohne Lotsen noch nach Port Suez fahren können.

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 141
In angeregter Diskussion, der „schicke Lotse“ und die Beiden vom Abschleppdienst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 144
An diesem Steg, rechts vom „Häuschen“ haben wir genächtigt.

 

Seit unserer Ankunft hat sich Militär mit Kalaschnikovs auf den Steg begeben, Verena empfindet  diese ständige Beobachtung sehr unangenehm und ausserdem bringt die ganze Situation sie den Tränen nahe. In der Nacht losfahren ohne Lotsen, überall Militär, Anlegen ohne Hilfe und Kenntnisse wie und wo, sind für Verena zu viel.  Also fragen wir mal schüchtern an, ob wir, auch wenn die Motoren laufen würden, ev. am Steg der Lotsenstation übernachten können. Auch das führt zu längeren Diskussionen, wird aber genehmigt. Um 21 Uhr kommt ein Hauptmann der Armee zu uns aufs Schiff und erklärt, dass wir uns in militärischem Sperrgebiet befinden und er deshalb eine Kontrolle machen müsse. Er verlangt die Pässe, Schiffspapiere und alle sonstigen amtlichen Papiere. Zudem will er die Kamera sehen, ob wir verbotene Fotos gemacht hätten. Wir haben…..natürlich ohne dies zu wissen…..also löschen. Sein Vorgesetzter will alles einsehen, ergo wird er es, inklusiv der Kamera mitnehmen. Zudem muss er noch wissen, wo wir überall gewesen sind. Am Verhalten des Hauptmanns gibt es nichts auszusetzen. Er ist höflich und korrekt und verspricht, spätestens in einer Stunde wieder da zu sein.

In der Zwischenzeit kommt der Schiffsingenieur. Er meint dass der Filter verstopft sei. Nun basteln sie eine Notlösung und um 23.15 Uhr laufen beide Motoren. Unsere Unterlagen sind noch nicht zurück, doch streng bewacht und ganz arg mitgenommen, gehen wir trotzdem zu Bett. Doch an Einschlafen ist noch nicht zu denken . Wir diskutieren noch einige Zeit. Über die Felix Agentur haben wir 3’500 Liter Diesel in Port Said geordert, man hat uns auch zugesagt, uns dann aber auf Suez vertröstet, warum nur haben wir nicht insistiert. Auch andere Anfragen hat man uns wohl beantwortet, trotzdem aber nichts unternommen. Auch nach all dem wenn und warum können wir nur schlecht schlafen. Da fahren dicke „Pötte“ vorbei und die lassen unser Schiff heftig schaukeln, selbst wenn sie langsam fahren.

Am Morgen, immer noch scharf bewacht haben wir Kontakt mit dem Agenten in Suez. Er sagt, der Lotse kommt nicht vor 10 Uhr. Macht nichts, wir müssen ja eh auf unsere Papiere warten. Um 11 Uhr wird Kurt vom Militärposten ins Büro der Lotsen gerufen. Man übergibt ihm alle Papiere und auch den Fotoapparat. Er muss nachsehen, ob alles in Ordnung ist, sie fragen 2mal. Dann ruft der Hauptmann vom Vorabend an und verlangt Kurt am Telefon. Er dankt für das Verständnis und bedauert, dass er nicht selbst kommen könne. Er hoffe aber, uns auf der Rückfahrt, (aber vorbeifahrend)  wieder sehen zu können. Er wünscht einen guten und angenehmen Aufenthalt in Ägypten und lässt Verena grüssen. Es ist 12 Uhr und der neue Lotse kommt. Ein schweigsamer, höflicher und kompetenter Mensch und um 14.45 Uhr legen wir in der Marina in Suez an. Auf der Fahrt hatten wir Windstärke 8 und es hatte Schaumkronen im Kanal. Wir werden vom Agenten erwartet und machen das Schiff vorn an einer Boje und hinten am Steg fest. Alle helfen. Der Agent kommt aufs Schiff gibt uns allgemeine Informationen und fragt nach unseren Wünschen. Dass wir von hier aus nach Kairo wollen etc. hat er nicht gewusst, obwohl dies von Felix Agentur, alles als ok an uns gemeldet wurde. Der Agent hier in Suez macht uns den Eindruck von „nicht nur diskutieren, sondern auch handeln“ . Wir sind gespannt ob er so ist, wie wir ihn einschätzen. Nachdem er uns verlassen hat beginnen wir das Schiff zu reinigen und um 19 Uhr essen wir auf der Fly.

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 112

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 124

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 140
Ein Fahrzeug der besonderen Gattung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 147

 

 

 

 

 

 

 

Suezkanal Port Said-Ismailiya-Suez 077

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fazit:

Kurt hat einen Fehler gemacht, dass er nicht auf das Auftanken beharrt hat. Die Tankanzeige haben wir nun markiert, so dass wir nun genau wissen, wann wir noch wieviel Liter im Tank haben.

Wir waren zu Unrecht über einige Menschen böse. Niemand hat uns gesagt, dass am Kanal die Uhren anders laufen. Hier ist die gleiche Zeit wie in der Schweiz. Nach dem Kanal ist es wieder eine Stunde später. Die Lotsen waren also nicht ganz so unpünktlich!!!!

Wenn ein Lotse viel am Telefon ist, kann es daher kommen, dass er 4 Ehefrauen hat und da er alle gleich behandeln muss, muss er mit jeder gleich lang telefonieren. Wir denken aber auch, dass diese Menschen viel und gerne miteinander reden.

Wir können das Militär nicht verstehen, dass es verbietet, gewisse Aufnahmen zu machen, denn wenn jemand besimmte Absichten hätte,  könnte er von einem Passagierschiff aus  Fotos schiessen. Im übrigen wurden keine Fotos gelöscht, obwohl da noch einige von Militäranlagen sind.

Die Durchfahrt durch den Kanal war speziell und interessant, die verschiedenen Militäranlagen, zum Teil zerfallen liegengelassen und daneben neue erstellt,  sowie auch die uns an Tinguely erinnernden rostigen Alteisen-Abfallteile, doch nicht so künstlerisch hingestellt. Platz ist in grossem Masse vorhanden, also kann man dies alles liegen lassen.

Hinterher sieht alles meist weniger schlimm aus. Wir haben uns gut „erholt“ vom Schreck und sind um einige Erfahrungen, nicht nur negative reicher. Wir haben dies nun erlebt, ein zweites Mal wird das bestimmt nicht mehr passieren!!!!