Manchmal stellt sich die Frage, was ist „Heimreise und was ist zurück“.
Dienstag, 08.08. Um 05.30 Uhr ist Tagwache. Kurzes Frühstück und dann der Entscheid, wir machen das Schiff für die kurze Fahrt nicht seefest. Das heisst, nicht alle Fenster schliessen, alles festzurren etc. Das Wetter ist schön, vor allem schon heiss und Wind gleich Null. Gemäss Vorhersagen bleibt`s bis Mittag. Um 07.50 Uhr erscheinen Renate und Josef, die uns, wie Luigi auch, unterstützen und uns zur Werft begleiten wollen. Um 08.15 Uhr legen wir ab, da wir ja um 08.30 Uhr in der Werft sein müssen. Bei der Einfahrt stellen wir fest, dass der Kran an einem fertig gestellten Schiff steht. Wir fahren trotzdem erst mal in die „Hebebucht“. Ein Werftarbeiter und meint, wir müssten noch eine halbe Stunde warten (italienische Zeit). Aber dort wo er uns hinschickt, sind keine Festmacher, also fahren wir längsseits an einen Steges der Marina. Man will uns hier nicht, bravo!
Luigi legt sich ins Zeug und wir können bleiben, nicht einen Tag, aber bis der Kran frei ist. Josef und Luigi gehen zurück in die Stadt um das Auto zu holen. Renate bleibt mit uns auf dem Schiff. Bald wird das grosse Fischerboot zu Wasser gelassen und uns mit Pfiffen gerufen. (Wir hätten auch Funk) Die Gurten des Krans liegen bereits im Wasser und wir fahren in die Bucht ein. Langsam wird das Schiff etwas angehoben und kontrolliert ob die Gurten korrekt angebracht sind. Alles scheint gut, wir müssen über den Bug aussteigen. Dann wird unsere Madness aus dem Wasser gehoben. Der Schrecken fährt uns in die Glieder. Der Bewuchs ist eine Katastrophe.

Als erstes wird das Unterschiff mit Hochdruck gereinigt. Tatsache ist, dass wir das falsche Antifouling hatten. Was bisher drauf war, ist zwar eine hervorragende Qualität, aber für das warme Wasser absolut ungeeignet. Nach der Hochdruckreinigung sieht das Ganze nur noch halb so schlimm aus. Diese Reinigung hat 1,5 Stunden gedauert, danach wird das Schiff per Kran an seinen Standort gebracht und augebockt.


Mittlerweile sind Renate und Josef von ihrem Einkauf zurück und bringen uns zum Mittagessen feine frische Panini mit. Bald verabschieden wir uns von den Beiden, geben der Werft aber noch bekannt, dass sie im Besitze der Schlüssel sind und jederzeit Zutritt zum Schiff haben, so quasi als Miteigner. Natürlich in der Hoffnung, dass dies den Druck auf die Werft etwas erhöht. Danach besprechen wir mit den Leuten der Werft, was alles zu erledigen ist. Anschliessend zurück zum Schiff um es für die nächsten drei Wochen sicher zu machen. Alle Fenster schliessen, Fahnen einholen, Schutzstoffe auslegen, Strom anschliessen, Wasser abstellen etc. Wir nehmen Abschied von unserer „aufgebockten Madness“ und verlassen sie mit Koffer und Gepäck über die Leiter, marschieren zum Busbahnhof und kaufen 2 Tickets nach Foggia. Den Bus, der in 10 Minuten fahren würde, lassen wir ziehen. Wir wollen uns erst mal abkühlen und erholen. Das gelingt uns wunderbar im klimatisierten Restaurant der Ticketstation. Um 17.30 Uhr nehmen wir den Bus nach Foggia. Eine angenehme und interessante Fahrt durch eine ausgedörrte, abgeerntete Natur, vieles braun, aber auch grüne Rebberge, Obstplantagen und natürlich Olivenhaine. In Foggia angekommen versuchen wir unser Gepäck an einer Aufbewahrungsstelle abzugeben. Existiert nicht. Also von 18.15 Uhr bis 23.06 Uhr (Zugsabfahrt) das Gepäck spazieren führen ist nicht gerade die gesuchte Lösung. In einem vornehmen Hotel fragen wir an der Reception ob wir hier auch essen können. Theoretisch ja, aber nicht im August, (Ferragosto) wir machen etwas lange Gesichter und erklären dem Concierge, der leider nur italienisch spricht, dass wir gerne in die Stadt gehen möchten, aber vorzugsweise ohne unser Gepäck. Der freundliche Concierge erlaubt uns die Koffer hier zu lassen, damit wir uns in Ruhe die Stadt ansehen und anschliessend irgendwo essen können. Wir sind weit marschiert, haben einen kleinen Teil der Stadt gesehen und in einem Restaurant eine Pizza (die weit über den Teller hinaus ragte) (nicht ganz) gegessen.


Dann zurück zum Hotel, das Gepäck holen, (selbstverständlich nicht ohne ein flottes Trinkgeld) und ab zum Bahnhof. Auf Gleis 4 warten wir auf den Zug nach Milano. Wir liegen gut in der Zweierkabine mit Liegebetten, aber die Bewegungen des Zuges sind massiv eckiger wie auf dem Schiff, etwas dösen und vor allem die müden Beine strecken können wir. Pünktlich fahren wir in Milano ein, wechseln den Zug bis Zürich und von dort bis Frick. Die Fahrt hat etwas über 12 Stunden gedauert. In Frick werden wir von Andrea und Thomas empfangen und es gab ein frohes Wiedersehen. Im Wissen um die Temperaturen in der Schweiz, haben wir uns am Morgen schon umgezogen. In Foggia hatten wir 42 Grad, in Kaisten noch gerade 23.
Die knapp drei Wochen in der Schweiz waren intensiv, kurzweilig, wo und mit wem wir auch zusammen waren, leider fast zu schnell vorbei. Wir haben die Zeit genutzt, Kontakte gepflegt, soweit dies möglich war, jedoch vieles auf den Winteraufenthalt verschieben müssen.
Montag, 28.08. Um 06 Uhr ruft der Wecker. Nach einem kurzen Frühstück wird alles noch „auf den Punkt“ gebracht und ganz pünktlich um 08.00 Uhr starten wir mit unserem Auto nach Manfredonia. Die Fahrt verläuft sehr gut, man könnte ohne Navi bis zum Ziel fahren. Die Beschriftung der italienischen Autobahnen sind hervorragend. Zwischen Milano und Bologna hat es, zum Glück nur in der Gegenrichtung, extrem viel Verkehr und Stau. Kurt hat in San Severo in in einer B&B Unterkunft ein „günstiges“ Zimmer für 60.01 Euro reserviert. Wir waren dann doch sehr erstaunt.

Das Zimmer entpuppt sich als Entré mit grosser Stube, Esstisch, Sofa und Fernseher, (noch nicht) eingebauter Küche, dafür mit grossem Kühlschrank, enthaltend Mineralwasser und einer Schale mit verschiedenen Früchten, dann ein riesiger Balkon, Bad/WC/Dusche und einem ca 25 m2 grossen Schlafzimmer mit Tresor, TV und einem Kleiderschrank über die ganze Wandlänge, alles blitzblank sauber. Dazu eine Liste, um welche Zeit man was frühstücken möchte. Dieses Angebot war eher spärlich. Für unser Auto gab es jedoch eine Gratisgarage. Da B&B bekanntlich ohne Nachtessen ist, machen wir uns auf den Weg zu einem Restaurant. 1. Anlaufstelle nicht gut. Es ist eine Weinbar, man kann zwar kleine Snacks haben, aber, wir möchten etwas Warmes essen. Man gibt uns eine Pizzeria an, die wir leider nicht finden. Unsere italienischen Sprachkenntnisse haben sich während dem Aufenthalt in der Schweiz definitiv nicht verbessert. Wie wir etwas ratlos herumstehen, fragt uns ein freundlicher Mann ob wir etwas suchen. Spontan erklärt er sich bereit, uns zum einzigen Restaurant zu führen, das ganz typische Spezialitäten von San Severo zubereitet. Er erzählt uns auch etwas die Stadt. Doch beim Restaurant angekommen, Montags geschlossen. Die Enttäuschung seinerseits ist grösser als unsere, denn gleich nebenan ist eine Pizzeria. Er entschuldigt sich und gibt uns eine Visitenkarte. Danke, Dr. Branca Vincenzo, Console per San Severo. Ach ja, die Pizza war echt hervorragend, auch wenn sie in einem Karton, ohne Werkzeug (Messer und Gabel) serviert wurde. Auch das Bestell- und Bezahlprozedere war speziell. Zu der Menuekarte bekommen wir einen Zettel und Kugelschreiber mit der Aufforderung, unsere Wünsche aufzuschreiben und den Zettel danach im Restaurant abzugeben. Gegen den abgegebenen Bestellzettel bekommt Kurt einen Zettel mit der Zahl 90. Das war sozusagen die Rechnung. Auf dem Rückweg zum B&B waren wir auf die Unterstützung einiger Einheimischer angewiesen. Wir wollten ja nicht die ganze Nacht umherirren. Bei einem Schlummertrunk in der Weinbar gleich um die Ecke, haben wir uns dann auf den Schlaf eingestimmt.
Dienstag, 29.08. Wir haben gut geschlafen und über das italienische Frühstücke unterhalten wir uns nicht. Auf 09.30 Uhr sind wir in der Werft angekündigt, 15 Minuten früher dort. Das Schiff hängt im Kran, so können wir feststellen, was aussen gemacht wurde. Die Arbeiten sehen professionell aus.
Das schafft doch etwas Vertrauen. Dann wird das Schiff ins Wasser gebracht. Damit der Kranführer die Bänder heben und den Kran wegfahren kann, verlassen wir das Becken, können dann nochmals einfahren um unsere Koffer und all den „Klimbim“ vom Auto ins Schiff umzuladen. Danach geht`s mit dem Schiff zurück zur Lega Navale. Das Auto lassen wir bei der Werft. Beim Einfahren in den Hafen winkt uns Antonio schon von weitem freundlich zu und ist uns wieder sehr behilflich beim Festmachen. Wir liegen wieder an unserem „alten“ Platz. Als erstes geht`s in die Stadt um unsere abgelaufenen Prepaid Karten wieder aufzuladen, denn auch wir wollen möglichst jederzeit und überall erreichbar sein. Im Vodafonshop heisst es Anstehen, Manfredonia ist für eine Woche im Feststimmung, es herrscht Ausnahmezustand. Verena geht zum Einkaufen, während Kurt sich noch um die Telefonkarten kümmert. Renate und Josef kommen um uns zu begrüssen und bringen kühles Bier und Panini mit. Das heftige Gewitter der letzten Nacht beschäftigt die Beiden immer noch. Josef hat durch einen Blitz einen Stromstoss abbekommen, da er genau in diesem Moment die Türklinke in der Hand hielt. Wir tauschen wieder viele Neuigkeiten aus und freuen uns, sie bei Gelegenheit mit einem schweizerischen Nachtessen ein klein wenig an unsere und Renate`s Heimat zu erinnern. Nach einiger Zeit verlassen sie uns, um zu Hause die Reparaturen vorzunehmen, die durch den Blitzschlag entstanden sind. Wir beginnen mit der Schiffsputzete. Um 19 Uhr machen Schluss und widmen uns dem Nachtessen. Anschliessend spazieren wir in die Stadt um die spezielle Athmosphäre dieses Festtages in uns aufzunehmen. Gegen 22 Uhr kehren wir aufs Schiff zurück und geniessen auf der Fly noch die laute, aber durchaus gute Musik.