Von Karpaz nach Tasucu (Tadschuschu)

Samstag, 14. Mai 06.15 Uhr ist Tagwache und langsam gehen wir den Tag der Querung an. Nach dem Frühstück wäscht Kurt das Geschirr und Verena bereitet das Schiff innen und aussen für die Fahrt vor. Danach geht Kurt zum Marinebüro, wir haben ja um 07.45 Uhr das Treffen vereinbart. 08.00 Uhr, immer noch niemand. Dann kommt die Polizei und chauffiert Kurt mit dem Polizeiauto zum Posten. Im 2-Finger-System gibt der Polizist die notwendigen Angaben ein. Dann stürzt der Computer ab. Einmal schimpfen und nochmals beginnen. Während dieser Prozedur kommt der Marineiro und entschuldigt sich für die Verspätung. Dann Stempel rein in den Pass und wir sind frei. 08.30 Uhr starten wir die Motoren und lassen uns vom Wind aus Süden vom Steg wegtreiben und fahren los. Zu Beginn haben wir Wind von hinten, aber nur bis wir ca. 1 km vom Hafen weg sind, dann kommt er aus unterschiedlicher Richtung. Ein schnelles Schlauchboot der Küstenwache holt uns ein und die Befragung, nach dem wohin, woher, wie viele Personen an Bord erfolgt auf Distanz, alles in Ordnung und wir fahren in der mittlerweile chrabbeligen See weiter. Die Wellen sind nicht hoch, doch von der Seite und es schaukelt doch etwas. Dazu kommt ein eher kühler Wind, so dass sich Verena ins Steuerhaus verzieht. Zwei Seemeilen vor dem Hafen Tasucu funkt Kurt den Hafen zuerst auf Kanal 73 und dann auf Kanal 16 an. Keine Reaktion.  Danach versucht er es noch per Telefon, aber auch da nichts. Also fahren wir langsam in den Hafen ein. Suchend schauen wir uns um, plötzlich winkt uns jemand und wir beginnen mit dem Anlegemanöver. Dann das Ganze HALT. Wir müssen weiter in den Hafen einfahren, ein Mann auf einem Motorboot hält für uns eine Leine in der Hand und fragt, ob wir Deutsch sprechen. Wir können mit Mooring anlegen. Nach sieben Stunden Überfahrt geniessen wir es, keine Hektik zu haben, der hilfsbereite Mann, namens Michael ist Deutscher, hat sich lange in Amerika aufgehalten, lebt nun in der Türkei und ist freiwillig für einen Abschnitt im Hafen zuständig. Er ist eine „Fundgrube“ für uns. Er erklärt uns in wenigen Worten, was wir wo finden. Die ersten Hafenangelegenheiten gehen einfach und schnell aber wir müssen ja noch einklarieren. Es hat nur einen Agenten hier und der ist im Moment bei einem grossen Schiff sehr beschäftigt. Aber wir dürfen trotzdem von Bord, was wir auch gerne tun, um uns mal die nächste Umgebung anzuschauen. Wir laden Michael zu einem Umtrunk ins Restaurant. Wir fühlen uns wohl hier, keine Marina, aber ein lebendiger (Fischer und Fähr) Hafen. Nach dem Nachtessen kommt die Agentin aufs Schiff, damit wir alle Formalitäten erledigen können. Sie nimmt alle Unterlagen mit und verspricht möglichst schnell wieder zurück zu sein, es könnte aber auch möglich sein, dass wir zur Zollbehörde und  Küstenwache müssten, da sie heute 15 Flüchtlinge „festgenommen“ haben,  sind sie etwas sensibilisiert. Kurt bemerkt, dass er gegen 21.30 Uhr zu Bett möchte, so beeilt sich die Agentin.

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