Wir haben die Schweiz am 19. März verlassen, sind bei Kälte und strömendem Regen in Maasholm angekommen, haben deshalb an Stelle der Madness für drei Tage das Hotel bezogen. Am 22. März konnten wir dann unser Schiff übernehmen (wir haben ein Schiff, es gibt Boote die einiges länger sind als wir, aber, die sind aus Plastik und darum Boote und nicht Schiff, so das Wort eines Kapitäns). Bis zum 1. April haben wir die Madness eingeräumt und wie es so geht, wieder umgeräumt und nochmals umgeräumt. Am 2. April, bei suboptimalen Voraussetzungen sind wir auf unsere grosse Reise gestartet. Wir konnten ja nicht die geplante Route nehmen, da der Random (Fernsehantenne) höher als geplant gesetzt werden musste, und uns den vorgesehenen Binnenweg versperrte. Das haben wir aber erst am 30. März bemerkt. So war Flexibilität schon vom 1. Augenblick an gefragt und dauerte auch weiter, bis zum 23. Oktober, an dem Tag als unsere Madness aus dem Wasser genommen wurde.
Unsere Motoren haben 656 Stunden gearbeitet, inkl. den Wartezeiten vor und in den Schleusen, sowie vor Hafen-Einfahrten. Insgesamt sind wir 6’200 Kilometer gefahren, haben auf dem Wasserweg Deutschland, Holland, Deutschland, Oesterreich, Slowakien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien und die Türkei durchfahren um nach Zypern zu kommen, 6 verschiedene Währungen im Geldbeutel gehabt, 170 Schleusen gemeistert und unendlich viele Mentalitäten kennen gelernt. Wir haben Andersgläubige, insbesondere die „Stempelgläubigen“ in den Ländern Serbien, Rumänien und Bulgarien kennen gelernt, wo auf jedem Schreiben mindestens 1 Stempel hingehört, aber wir haben NUR korrekte, höfliche Behördenmitglieder kennen gelernt. Raubrittertum gehört definitiv der Vergangenheit an.
Wir haben viele Menschen kennen gelernt. An diese Begegnungen erinnern wir uns immer wieder gerne. Sehr unterschiedlich waren diese Bekanntschaften. Auf den Flüssen und Kanälen lernt man den Eigner/Eignerin und die Crew, das kann Ehefrau, Freundin oder wer sonst sein, kennen. Auf dem Meer bis Sozopol (Bulgarien) waren es dann meist die Eigner und den Bootsjungen oder den Bootspfleger (da sind die Schiffe in unserer Grösse oder kleiner), ab Sozopol nur noch die Bootspfleger, ab Bodrum dann nur noch die Bootspfleger und den zum Schiff gehörenden Kapitän, die Eigner selbst bereits nicht mehr. Mit zwei Ausnahmen, einerseits das ältere türkische Ehepaar auf ihrer Segelyacht in Bodrum und in Limassol der russische Besitzer der uns auf seine Motoryacht einlud. Die Boote sind nun immer mindestens so gross, in der Regel aber meist länger bis viel länger wie unser Schiff.
Wir sind nie in eine gefährliche Situation gekommen, sei es seefahrtsmässig oder bedrohungsmässig. Wir wurden nie bestohlen oder bedrängt. Natürlich haben wir stets die notwendige Sorgfaltspflicht walten lassen und wirklich Angst mussten wir nie haben.
Persönlich haben wir auch Erfahrungen gemacht, die uns mehr zusammengeschweisst haben. Es ist nicht einfach, nachdem wir beide während der Berufszeit nicht so eng zusammengelebt haben, plötzlich auf relativ kleiner Fläche und mit nur wenig Ausweich-Möglichkeiten zusammen zu leben. Konflikte können da nicht ausgesessen werden, sie müssen gelöst werden. Das war nicht immer einfach, aber das Wissen um ein gemeinsames Ziel, die Sicherheit, die jederzeit oberstes Gebot war, zwang uns nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Wir glauben, dass wir das zu einem grossen Teil geschafft haben. Erstaunlich ist, wenn plötzlich 4 Meter Wellen von der Seite her kommen oder das Meer weiss, wie ein Schneefeld ist, der Ärger über den Partner/Partnerin völlig an Bedeutung verliert, denn nur noch gemeinsames Durchkommen ist wichtig. Das sind Lernprozesse, die uns sicher weiter weitergebracht haben.
Eine Frage von vielen möglichen, haben wir unser Ziele erreicht? Die Antwort ist einfach. Wir sind in Zypern. Wir wollten zwar nach Larnaca und sind in Limassol gelandet, wir wollten via Antalya, Side, Alanya, Anamur nach Mersin, das EDA warnt, es sei zu gefährlich, was machen wir, wir wollten doch……… Tatsache ist, wir hatten eine unglaublich spannende, lehrreiche und schöne Zeit und vor allem, wir sind gesund. Da stellt sich keine Frage nach Zielerreichung. Wir hatten viel Glück, viele gute Helfer, interessante Begegnungen, viele die uns auf unserer Reise begleitet, uns die Daumen gedrückt und gute „Schutzengel“ geschickt haben. Was wollen wir mehr? Einfach ALLEN und für ALLES ein HERZLICHES DANKESCHÖN sagen.
Die Rückkehr bringt uns in ein Leben mit wesentlich mehr „Zwängen“. Wir werden einige Zeit ohne Schaukeln, Knarren der Taue und Schiffsproblemen verbringen, dann aber beginnt die Planung für die Weiterfahrt und vielleicht knarrts auch schon hin und wieder!!!!!!!! Diesmal haben wir bessere Voraussetzungen und wir freuen uns auf das Rote Meer.