Tasucu

Sonntag, Kalte Sophie, 15.05. Es ist bedeckt aber warm. Wir nehmen auf der Fly das Frühstück ein. Um 09.30 Uhr ist der Termin für das definitive Einklarieren, aber heute ist doch Markt und da sollte man (Erfahrungen aus Ungarn) nicht zu spät hin. Wir entscheiden uns, dass Verena zum Markt geht und Kurt die Küchenarbeiten erledigt und dann auf das Einklarieren wartet. 09.20 Uhr kommt Verena vom 1. Gang vom Markt zurück.  Sie bringt je ein Kilo Erdbeeren, Tomaten  und Gurken. Unter einem Kilo ging nichts, die Preise sind pro Kilo angegeben und so wird die Tüte auch auf ein Kilo gefüllt. Die letzten beiden (Tomaten und Gurken) haben zusammen nicht mal einen Franken gekostet. Die Bauern bringen das Gemüse direkt vom Hof, also frisch und biologisch und die Preise hier sind tief. Es ist eine Ecke der Türkei, wo man günstig und gesund leben kann. Das Einklarieren ist eine einfache Sache. Die Agentin und die Polizei mit Zoll kommen aufs Schiff und die Agentin „schwärmt“ von uns. Wir seien nette, und sehr freundliche Menschen was uns möglicherweise einige Kontrollen erspart. Gut, wir haben ja auch nichts zu verbergen. Dann gehen wir zu Zweit auf den Markt. Wir kaufen noch Äpfel, kleine Pflaumen, Karotten, Auberginen und für Kurt noch ein Paar „Türkenhosen“ Adidas. er fühlt sich sehr wohl darin.

Dann geht es ans Reinigen des Schiffes. Zum Glück haben wir hier einen guten Wasserdruck. Um 14 Uhr sind wir fertig. Wir gehen  zum  Einkaufsladen, wo wir Zahnpasta, WC- und Haushaltpapier sowie Mineralwasser kaufen. Wir bringen den Einkauf aufs Schiff und gehen zur Migros. Hier ist es eher enttäuschend. Klein und teuer. Auf dem Rückweg noch zum Weinkauf und dann auf dem Schiff alles ordentlich versorgen. Kurt schnappt sich ein Bier und ein Buch und verzieht sich auf die Fly, Verena geht mit dem Fotoapparat auf Sujetjagd, doch die sind hier eher rar.

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Es beginnt zu tröpfeln, Kurt steigt in die Küche und rüstet Auberginen und Tomaten für unser Nachtessen. Nach dem feinen Essen setzen wir uns an den PC und  aktualisieren die  Homepage. Zwischendurch gibts noch ein „Skype-Gespräch“ mit Urs aus Filisur, das aber unterbrochen wird, weil die Byt`s aufgebraucht sind.

Von Karpaz nach Tasucu (Tadschuschu)

Samstag, 14. Mai 06.15 Uhr ist Tagwache und langsam gehen wir den Tag der Querung an. Nach dem Frühstück wäscht Kurt das Geschirr und Verena bereitet das Schiff innen und aussen für die Fahrt vor. Danach geht Kurt zum Marinebüro, wir haben ja um 07.45 Uhr das Treffen vereinbart. 08.00 Uhr, immer noch niemand. Dann kommt die Polizei und chauffiert Kurt mit dem Polizeiauto zum Posten. Im 2-Finger-System gibt der Polizist die notwendigen Angaben ein. Dann stürzt der Computer ab. Einmal schimpfen und nochmals beginnen. Während dieser Prozedur kommt der Marineiro und entschuldigt sich für die Verspätung. Dann Stempel rein in den Pass und wir sind frei. 08.30 Uhr starten wir die Motoren und lassen uns vom Wind aus Süden vom Steg wegtreiben und fahren los. Zu Beginn haben wir Wind von hinten, aber nur bis wir ca. 1 km vom Hafen weg sind, dann kommt er aus unterschiedlicher Richtung. Ein schnelles Schlauchboot der Küstenwache holt uns ein und die Befragung, nach dem wohin, woher, wie viele Personen an Bord erfolgt auf Distanz, alles in Ordnung und wir fahren in der mittlerweile chrabbeligen See weiter. Die Wellen sind nicht hoch, doch von der Seite und es schaukelt doch etwas. Dazu kommt ein eher kühler Wind, so dass sich Verena ins Steuerhaus verzieht. Zwei Seemeilen vor dem Hafen Tasucu funkt Kurt den Hafen zuerst auf Kanal 73 und dann auf Kanal 16 an. Keine Reaktion.  Danach versucht er es noch per Telefon, aber auch da nichts. Also fahren wir langsam in den Hafen ein. Suchend schauen wir uns um, plötzlich winkt uns jemand und wir beginnen mit dem Anlegemanöver. Dann das Ganze HALT. Wir müssen weiter in den Hafen einfahren, ein Mann auf einem Motorboot hält für uns eine Leine in der Hand und fragt, ob wir Deutsch sprechen. Wir können mit Mooring anlegen. Nach sieben Stunden Überfahrt geniessen wir es, keine Hektik zu haben, der hilfsbereite Mann, namens Michael ist Deutscher, hat sich lange in Amerika aufgehalten, lebt nun in der Türkei und ist freiwillig für einen Abschnitt im Hafen zuständig. Er ist eine „Fundgrube“ für uns. Er erklärt uns in wenigen Worten, was wir wo finden. Die ersten Hafenangelegenheiten gehen einfach und schnell aber wir müssen ja noch einklarieren. Es hat nur einen Agenten hier und der ist im Moment bei einem grossen Schiff sehr beschäftigt. Aber wir dürfen trotzdem von Bord, was wir auch gerne tun, um uns mal die nächste Umgebung anzuschauen. Wir laden Michael zu einem Umtrunk ins Restaurant. Wir fühlen uns wohl hier, keine Marina, aber ein lebendiger (Fischer und Fähr) Hafen. Nach dem Nachtessen kommt die Agentin aufs Schiff, damit wir alle Formalitäten erledigen können. Sie nimmt alle Unterlagen mit und verspricht möglichst schnell wieder zurück zu sein, es könnte aber auch möglich sein, dass wir zur Zollbehörde und  Küstenwache müssten, da sie heute 15 Flüchtlinge „festgenommen“ haben,  sind sie etwas sensibilisiert. Kurt bemerkt, dass er gegen 21.30 Uhr zu Bett möchte, so beeilt sich die Agentin.

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Karpaz Gate Marina

Donnerstag, 12.05. Pankratius Eisheiliger. Der Wind hat merklich abgenommen (Vorbild Kurt) und wir können auf der Fly frühstücken, richtig angenehm. So beginnen wir etwas zu philosophieren. Auf der andern Seite hat eine wunderschöne Segelyacht festgemacht. Seit zwei Tagen wird geputzt, poliert und die Beschattung aufgezogen etc. Es ist eine ca. 30 Meter lange Segelyacht. Wer vermag so etwas, stellen wir uns die Frage. Ja, es muss ein reicher Mensch sein.

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Wir beginnen über Reichtum und Armut zu diskutieren. Der Eigner dieser Segelyacht gibt 3 Menschen Arbeit. Der Kapitän, dem Matrosen und der „Matrösin“. Wir denken, dass diese Reichen auch ein Anwesen besitzen, und so auch dort Menschen Arbeit geben. Diese Diskussionen bringen uns zur Überzeugung, dass es den „Armen unter den Reichen“ gut gehen kann, sofern sich die Arbeitgeber korrekt und nicht ausbeuterisch verhalten. Fairness scheint das Zauberwort der Wirtschaft zu sein. Aber, so vermuten wir, dass es dies nur im „Kleinen“ gibt. Die grossen Unternehmen wollen jedes Jahr mehr Gewinn machen und dies ist ein kranker Gedanke und ein schlechtes Streben. Die Gier, mit „ie“ geschrieben ist das Schlimmste der Menschheit. Nach diesen tiefsinnigen Gedanken, machen wir uns auf, um im nächsten Dorf einkaufen zu gehen. Das Dorf können wir vom Ausgang der Marina sehen. Entlang der Hauptstrasse, aber ca. 7 Meter daneben, marschieren wir auf weichem Untergrund in Richtung des Dorfes.

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Dort angekommen stellen wir fest, dass es eine Feriensiedlung ist, mit zum Teil sehr schönen Häusern, aber leider ohne jegliche Einkaufsmöglichkeit, ergo kehren wir um. Vom Eingang der Marina bis auf die Höhe, wo die Bauten stehen, sehen wir über 10 „Eidechsli“ und Eidechsen, die nicht nur schnell springen, sondern auch im Hochsprung geübt sind.

Im Restaurant gönnen wir uns noch einen Ayran. Danach geht Verena zum Strand/Pool, legt sich dort, mit einem Buch auf einen bequemen Liegestuhl unter den Sonnenschirm. Kurt macht`s sich auf dem Schiff gemütlich, erledigt auch noch einige Unterhaltsarbeiten, meldet sich per Mail in Tasucu an und kontrolliert die Motoren, resp. giesst noch Oel nach. Für die Küche ist heute Kurt verantwortlich, Verena skypt noch mit Andrea. Leider ist der aufgekommene Wind kalt, so dass wir unser Nachtessen drinnen geniessen.

Freitag, der 13. Mai, angenehme Temperatur, kein Wind, Frühstück auf der Fly. Verena  entscheidet sich noch eine Maschinenwäsche zu machen. Der unermüdliche Marineiro kommt zum Schiff und bittet Kurt, um 12.15 Uhr ins Büro zu kommen. Es geht ums Tanken. Pünktlich ist Kurt dort und es werden die Formalitäten erledigt. Bezahlt ist der Diesel  ja bereits und so sind nur noch die 5 Tage Liegegebühr zu berappen. Der Marineiro findet nicht gut, dass unsere Pässe gestempelt sind. Dies könnte Ärger geben, wenn wir nach Griechenland einreisen. Das ist für uns ein kleines Problem, denn wir können in Griechenland mit der ID einreisen. Wichtig ist, dass wir daran denken.  Morgen früh, um 07.45 Uhr können die Ausreiseformalitäten erledigt werden, so dass die  Weiterfahrt in die Türkei  ca. 08.15 Uhr möglich sein sollte. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen und Warten aufs Tanken. Das Nachbarschiff wird vor uns getankt. Es beginnt zu „tröpfeln“. Um 17.15 Uhr bekommen wir den Aufruf, zur Tankstelle zu fahren. Wir legen ruhig ab, tanken die 1’800 Liter und fahren wieder zurück. Trotz der Auslagen heute, beschliessen wir, zum Schluss noch auswärts im Marina Restaurant zu essen. Wirklich schade, dass diese Marina so wenig frequentiert ist. Sie bietet eigentlich alles, was man sich wünschen kann.

Karpaz Gate Marina

Dienstag, 10. Mai,  am Morgen ist es noch etwas frisch und der Wind verhindert, dass wir auf der Fly frühstücken können. Kurt ist noch etwas müde, die gstrige Fahrt (Fahrzeit 9 h 15 Minuten) hat doch etwas mehr Tribut gefordert, es fehlt noch etwas die Übung. Heute müssen wir das Schiff aussen mit Süsswasser reinigen. Leider sind die Wasserdruck-Verhältnisse nicht ganz optimal, aber es muss reichen. Es geht einfach etwas länger. Verena betätigt sich in dieser Zeit sportlich. Vom Schiff zum Waschsalon und zurück sind es ca. 1,5 km und sie legt diesen Weg doch mehrfach zurück. Denn wie heisst  es, wer keinen Kopf hat, der hat Füsse, das Waschmittel ist nicht von alleine mitgekommen. Eine Mitarbeiterin der Marina kommt und verteilt eine Einladung zu einem Kinoabend in der Marina, zum Thema:  Die Götter Ägyptens. Wir beschliessen, nicht hin zu gehen. Bis auch noch alle Fenster gereinigt, ist es bereits 14 Uhr an. Also machen wir erst mal Siesta und danach gehts auf Erkundungstour in der Marina. Im Market, er hat nur ein sehr kleines Angebot, kaufen wir Brot und Konfiture, werfen noch einen Blick in den Fitnessraum und schlendern noch zum Badestrand. Da gibts einen Pool mit 35 Meter Länge, Kinderplantschbecken und Kletterwand, Sandstrand, Liegestühle, Sonnenschirm, Pool Restaurant, einfach alles vom Feinsten. Wir leisten uns einen Drink (1x Erdbeerfrappé, 1x Ayran) und stellen fest, es ist ja schon 18.30 Uhr. Also zurück zum Schiff und ab in die Küche, Nachtessen vorbereiten.

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Mittwoch, 11. Mai, wir haben ausnehmend gut geschlafen und frühstücken wieder im Schiff. Kurt begibt sich zum Marinebüro und erkundigt sich nach Ausflugsmöglichkeiten und nach Diesel. Die eine Antwort macht nicht gross Hoffnung, das nächste Dorf ist ca. 5 Kilometer entfernt, die zweite ist aber positiv. Wir können zollfrei Diesel tanken. Da machen wir den Tank doch wieder voll. Morgen soll dies geschehen. Kurt spricht noch etwas mit den Schiffsnachbarn. Es sind nette Russen, die stets die Fischerrute draussen haben und täglich Fische fangen. Ein Mail von Matthew fragt, ob alles gut sei, er vermisse die Reiseberichte. Verena macht sich natürlich sofort dahinter, so haben wir wieder ein ruhiges  Gewissen. Jetzt wollen wir die weitere Gegend erkunden und machen uns marschtüchtig. Wir kommen nicht mal ganz zum Ausgang, ein Mitarbeiter kommt auf uns zu mit der Bitteund, dass wir ihm die Schiffspapiere für die Bestellung des Diesels bringen, auch müssten wir noch den  Schiffs-Stempel (auch da wieder die Stempelgläubigen) mitbringen. Also umkehren und zurück aufs Schiff. Verena entschliesst, nun doch noch mit dem Dyson durchs Schiff zu sausen, während Kurt mit Papieren und STEMPEL ins Büro geht. Es ist dann doch etwas komplizierter. Zollfrei tanken können wir nur dann, wenn wir am Tag danach weiterfahren. Das heisst morgen wieder mit Stempel hingehen. Der Marina-Manager macht kurzen Prozess, Kurt soll jetzt bezahlen, das muss man eh im voraus, den Stempel bei ihm lassen und am Freitag Nachmittag komme dann das Tankfahrzeug. Rund 60 Rappen kostet der Diesel pro Liter. Den Vorschlag unseres Freundes Hansueli, für diesen Preis auch noch den Wassertank zu füllen, beherzigen wir aber nicht. Anschliessend gibt es ein kleines Mittagsmahl und dann nehmen wir den 2. Anlauf, die Gegend zu erkunden. Am Ausgang der Marina erklärt uns der Pförtner, dass es höchstens 30 Minuten bis zum nächsten Ort ist.

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Wir entscheiden uns dann für einen andern Weg und zwar Richtung einer alten Basilika und Häusern, die zum Verkauf stehen. Es geht bergauf und bergauf und es ist heiss. Bei der „Ruine“ der Basilika angekommen, stehen noch so ganz knapp die Grundmauern und Verena „schiesst“ eine Foto von aussen. In einem kleinen Ort gibt es eine Strasse, die wieder Richtung Küste führt, (glaubten wir) wir nehmen diese Strasse, die bald zu einem Weg und dann zu einem Trampelpfad wird und irgendwie aufhört. Querfeldein mal hin und mal zurück, zwischendurch eine kleine Klettertour, suchen wir wieder nach einem Weg Richtung Marina.

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wunderschön, was auch in dieser Trockenheit blühen mag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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und Bäume in ganz besonderen Formen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Dank Kurts gutem Orientierungssinn finden wir durch Olivenhaine wieder auf die Strasse und nehmen den Weg über den Beach Club  zurück zum Schiff. Wir haben beschlossen, heute Paella zu essen. Dieses Angebot auf der Karte im Restaurant hat uns gluschtig gemacht. Nun ja, wir müssen uns über uns selbst ärgern, die Paella war ein Flop, eher Risibisi mit 2 Muscheln und einigen ganz kleinen Crevettli. Naja man sollte eben besser einheimische Küche essen. Das Dessert hingegen war Spitzenklasse.

 

Von Famagusta nach Karpaz

Montag, 09.05. Um 06 Uhr aus den „Federn“, denn es gibt noch einiges zu tun. Nach dem Frühstück holt Kurt das Stromkabel ein. Irgendwie wurde es durch den Lastwagen, der dem Search und Rescue Schiff Wasser gebracht hat, ziemlich beschädigt. Wir werden uns diesem neuen Kabel annehmen, müssen aber zuerst  wieder Isolierband besorgen. Kurt macht sich auf zum Hafenkapitän, denn er hat ja gestern, als nichts möglich war, angesagt, dass er  heute um 08.00 Uhr da sein werde, wir um  08.05 Uhr bezahlen könnten . Also 1. beginnen sie mit der Arbeit erst um 08.15 Uhr und das bedeutet, um 08.45 Uhr hat Kurt die Bestätigung, dass alles bezahlt ist und so  ist der Weg frei zur Grenzpolizei, die mit dieser Bestätigung auch die Pässe wieder umtauscht. Zurück beim Schiff, Verena hat alles vorbereitet, fragt Kurt den Chef vom „Schubsi“, ob sie mit den Tauen behilflich sein könnten. Der Chef him self hilft beim Ablegen und übergibt Verena noch ein Abschiedsgeschenk. Leider können wir es uns nicht ansehen, da die Hektik des Ablegens immer gross ist, besonders hier, wo wir nur ca. 30 cm vom Vorschiff entfernt sind. Langsam fahren wir um 09.05 Uhr aus dem Hafen, erhöhen die Drehzahl stufenweise auf 1’800 Touren, was uns auf Reisegeschwindigkeit bringt. Die Vorhersagen bei Isramar und Windfinder sagen 50 cm Wellen voraus. Einmal sollten wir sie von hinten und einmal auf die Nase haben. Tatsache ist aber, dass wir auf der Südseite von Zypern eine äusserst ruhige See haben, um die Spitze und dann in Richtung Westen stimmen die Wellen, entsprechend den Vorhersagen. Die See ist „chrabbelig“, aber nicht wirklich unangenehm. Wir geniessen die Fahrt.

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wir haben den östlichsten Punkt unserer Reise erreicht, ab jetzt gehts wieder Richtung Westen

Kurz, nachdem wir den östlichsten Punkt unserer diesjährigen Reise erreicht haben, schliesst ein Schiff der Küstenwache so auf eine Seemeile zu uns auf und begleitet uns über 2 Stunden in Richtung Karpaz. Ca. 2 Seemeilen vor der Gate Marina Karpaz meldet sich Kurt über Kanal 16 bei der Marina. Keine Reaktion, nach 2 maligem Aufruf wechselt er die Frequenz auf Kanal 10. Da kommt die Antwort sofort. Man erwartet uns und wird ein RIB (unsinkbares Schlauchboot) an den Hafeneingang senden um uns einzuweisen. Nun beginnt eine Koversation zwischen Küstenwache und Marina, die wir nicht verstehen. (Vermutlich hätten sie sich über Kanal 16 melden und uns auf Kanal 10 schicken sollen). Wie auch inmmer, das Schlauchboot kommt uns entgegen und bietet uns an, längsseits anlegen zu können, was wir gerne annehmen. Ein Marineiro steigt vom Rib auf unser Schiff und hilft Verena bei den Vorbereitungen. In einer eleganten Schleife legen wir längsseits an,

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hier an diesem Liegeplatz werden wir schon erwartet
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weitläufig, sehr gepflegt und sauber, doch leider eine Stunde Fussmarsch vom nächsten Dorf entfernt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir geben die Schiffspapiere dem Hafenkapitän und kurze Zeit später bekommen wir unsere Karten für die Marina, mit der wir diese verlassen und wieder zurückkommen können. Wir werden orientiert wo was zu finden ist, Toiletten, Duschen, Fitnessraum, Waschmaschinen, Tumbler, sogar einen eigenen Strand mit Swimmingpool hat diese Marina. Im Restaurant bekommen wir als Marina-Gast 15%. Wir sind in einer sehr modernen Marina, man gibt sich Mühe und ist sehr hilfsbereit. Nach den speditiven Administrations- Angelegenheiten, der Dusche im Schiff, ziehen wir uns um und gehen ins Restaurant zum  Essen. Ein modernes schönes Restaurant, doch leider waren wir die einzigen Gäste. Wieder beim Schiff packen wir noch das Geschenk aus. 2 Tassen mit dem Motiv von Zypern, die werden wir nach Hause in die Schweiz nehmen, eine nette, unerwartete Aufmerksamkeit.

Ein langer, anstrengender, in Sachen Wellen aber äusserst glücklicher Tag geht zu Ende.

 

Famagusta, letzter Tag

Sonntag, 08.05. Schon vor dem Frühstück wird  dem langjährigsten Freund zum Geburtstag gratuliert. Kurt und André kennen sich schon mehr als 36 Jahre. Es ist schönes Wetter und wir können auf der Fly frühstücken. Danach „überstreicht“ Verena ihren grauen Haaransatz und Kurt geht zum Hafenkapitän. Er möchte bezahlen, so dass wir am Montagmorgen pünktlich um 07 Uhr losfahren können. Nach gut einer Stunde ist klar, wir können erst morgen und  auch erst um 08 Uhr bezahlen. Ohne Buchhalter geht nichts. Die Polizei wäre bereit gewesen, uns die Pässe um 23.00 Uhr wieder um zu tauschen, aber erst gegen Vorlage der Hafenfreigabe. Also hoffen wir, dass sie  pünktlich sind und speditiv arbeiten werden.

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immer wieder sind wir von diesen verschiedenen riesigen Festungen beeindruckt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Am Nachmittag besuchen wir nochmals die eindrückliche Stadtmauer von 3,5 Kilometer mit all den Festungen. Auch ein Bankomat geniesst unseren Besuch und mit einem Eisbecher und einem Bier beschliessen wir den Stadtbummel, um auf dem Schiff noch etwas zu ruhen und den morgigen Tag zu besprechen.

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dies die Etikette auf Kurt`s Bierflasche

Kurt wollte wohl den Küchendienst übernehmen, doch Verena lässt ihn den Muttertag geniessen und steigt selbst über die fünf Tritte in die Küche. Wir freuen uns auf die morgige Fahrt und sind gespannt auf die gepflegte, neue Marina in Karpaz.

Putzen, putzen, putzen

Samstag, 07.05. Manchmal glaubt Kurt, dass Verenas Hobby putzen ist. Nur, das stimmt nicht, der Glaube macht nicht seelig, sondern animiert zum mithelfen. Kurts Meinung, in einem Industriehafen ist es einfach nie klinisch sauber hilft nichts, obwohl er im Motorraum noch Schrauben, so die Weisung von Matthew, nachziehen muss, kommt auch er noch zum Handkuss und reinigt, reinigt und reinigt das Schiff aussen. Verena hat die Flybridge zu ihrem Arbeitsort gewählt. Irgend wann ist einfach fertig, ohne fliessend Wasser geht es nicht mehr, resp. man bringt es nicht noch mehr sauber. Beim nächsten Etappenort, Karpaz, haben wir dann Wasser und es soll sogar einen Swimingpool geben. Da bringen wir aber das Schiff nicht rein. Daher beobachtet Kurt seit Tagen die Wetterentwicklung und für Montag soll es so sein, dass wir bei ruhigen Verhältnissen fahren können. Im östlichen Mittelmeer ist die Wettervorhersage sehr zuverlässig, Wind und Wellen werden von Israel vorhergesagt.

Um 12 Uhr ist das Schiff in einem Zustand, den Verena akzeptieren kann. Mit den erneut aufziehenden Wolken verziehen wir uns ins Innere des Schiffs und geniessen unseren Lunch. Joghurt für Verena und Apfel für Kurt. Nach einer halben Stunde beginnt es zu regnen was das Zeug hält, jetzt ist auch der allerletzte Schmutz weg. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen und geniessen das Ambiente unserer Madness. Kurt ist heute für das Nachtessen verantwortlich. Der Himmel klart wieder auf, Morgen scheint ein guter Tag zu werden, da müssen wir uns noch um die Abfahrtsmodalitäten kümmern.

Lefkosa / Nicosia

Freitag, 06. Mai. Bevor wir über den heutigen Tag berichten können, müssen wir noch den gestrigen etwas korrigieren. Das mit dem zypriotischen Essen ging „in die Hosen“. Mit dem Wind zogen düstere Regenwolken auf, die sich über Famagusta entleerten. Regen, Wind, Seen von Pfützen und der ganze Schmutz auf dem Schiff, da ist uns die Lust auf Kebab vergangen. Verena hat sich in die Küche gestürzt, Bratspeck mit Ei, dazu gebratene Hörnli, frischeTomaten und Peperoni, hat uns sehr geschmeckt. Die  letzte Flasche Wein aus Ägypten haben wir auch noch „geköpft“..

Tagwache um 07.00 Uhr und nach dem Frühstück gehts los zum Busbahnhof. Ticket lösen (Fahrpreis Fr. 3.– pro Person) und einsteigen. Die Fahrt dauert ca. 1 Stunde 15 Minuten, wir werden durch die Ebene gefahren, wo einerseits der „Heuet“ schon fertig und andererseits das Korn schon gedroschen ist und Strauballen auf den Feldern liegen. Mitten in der Stadt beim Kyrenia Tor steigen wir aus.

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Denkmal für den Arzt Fazil Kücük, der unter anderem auch in Lausanne studiert hat und sich nach der Rückkehr sehr für die Rechte der Zyperntürken eingesetzt hat.

Das Tor ist der Eingang zur ehemals befestigten Stadt der Venetianer. Nach einem Kafi geht’s weiter in Richtung Altstadt. Altehrwürdige Gebäude und Krämerladen, sowie die üblichen Souvenierläden säumen die Innenstadt, die autofrei ist. Plötzlich stehen wir vor dem einzigen Übergang vom Süd- zum Nordteil der Stadt. (so wie einst Checkpoint Charly in Berlin) Da macht man sich schon Gedanken, weshalb 2 Staaten mit Demokratien es nicht fertig bringen, eine Lösung zu erarbeiten. Die 1932 erbaute Markthalle ist immer noch in Betrieb und ein buntes Angebot von einheimischem Schaffen und Lebensmitteln werden angepriesen. Hier in Nordzypern muss es nicht nur dumme, sondern elend dumme Bauern geben, so der bei uns übliche Spruch: „die dümmsten Bauern haben die grössten Kartoffeln“, auch hier stimmt. Die von uns gesehene und fotografierte Kartoffel war gut und gerne 25 cm lang und so gegen 10 cm dick. Aber auch das andere angebotene Gemüse und die Früchte waren sehr „anmächelig“

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nein, es ist kein Pfünderli – aber eine Pfundskartoffel
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auch hier gibts hübsch gepflegte Ecken und Strassen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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auch in der ehemaligen Karawanserei hat es viele Souvenir- Handwerks- und Antiquitätenläden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Via Karawanserei gehts zurück zur Bushaltestelle, nicht ohne noch einen kleinen Happen zu essen und zu trinken. Kurts Lieblingsgetränk an heissen Tagen ist Ayran. Das ist Naturjoghurt gemischt mit Mineralwasser ohne Kohlensäure und eiskalt mit Pipeline serviert. Den Busbahnhof erreichen wir nach ca. 20 Minuten, lösen die Tickets, lassen den ersten Bus aber ohne uns losfahren, denn der ist überfüllt und nachdem alle 20 Minuten einer fährt, ist die Wartezeit nicht lang. Der Chauffeur outet sich als verkappter Clay Regazzoni. Er schafft die Strecke innert 1 Stunde. Zu erwähnen ist noch, dass im Bus am Morgen die Türe automatisch war und bei der Heimfahrt, war sie halb automatisch. Wenn jemand die Einstiegstüre nicht geschlossen hat, so hat der Chauffeur auf ca. 30 kmh beschleunigt und ist dann kurz in die Eisen (Bremsen) getreten und die Schiebetüre hat sich geschschlossen, also halb automatisch.

Zurück beim Schiff stellen wir fest, dass mit den Tauen etwas verändert ist. Das Frachtschiff Namo ist nicht mehr vor uns, sondern ein Bugsi. Die Crew vom Such- und Rettungsschiff das hinter uns liegt, möchte, dass wir ca. 3 Meter vorziehen, da sie in einer Stunde auslaufen müssen um einem Frachter vor Anker Wasser zu bringen. Mit vereinten Kräfen lösen wir das Problem. Die Crew erkundigt sich nach unseren Zielen und finden es gut, dass wir erst am Montag fahren, denn da ist es auf der Nordseite ruhiger. Auch heute sieht es nach Gewitter und Regen aus. Wir warten mal ab, es kommt nicht heftig, aber immer so, dass unsere MADNESS einen hohen Verschmutzungsgrad aufweist. Wir gehen trotzdem ins nahe gelegene „Hafenrestaurant“ essen. Der Wirt erklärt uns, dass es keine Karte gebe (oder sie ist nur auf türkisch) wir bestellen, was es hat. Verena bestellt Fisch und Kurt Lammchops. Bei den Lamchops handelt es sich um Schafskotelette, Betonung auf Schaf, aber Verenas Fisch ist top. Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Ach ja, der Wein war derselbe, den wir in Kaisten mal erhalten haben (im Rest. Warteck) wir bestellten da einen (YaKurt) er heisst aber Yakut) und er ist ausgezeichnet. Allerdings, Verena hat ihn hier als markant besser empfunden.

Als Dessert gibt es „nur“ Käse, aber wir hätten gerne etwas Süsses und so verzichten wir. Der kurze Rückweg zum Schiff ist infolge Dunkelheit und vielen „Wasserstellen“ nicht ganz einfach, aber wir schaffen es.

Modernes Famagusta

Donnerstag, 05.05. Unsere Madness ist vom gestrigen Sturm völlig mit schwarzem Schmutz übersät. Leider haben wir hier ja kein Wasseranschluss um dies mit „Abspritzen“ zu entfernen. Also mit Wischer, Staubsauger, Wasser im Kübel und Lappen geht es ja auch.

Wir haben beschlossen, am Freitag mit dem Bus in die Hauptstadt, Nikosia zu fahren. Darum marschieren wir in die Stadt und erkundigen uns nach den  Abfahrtszeiten. Alle 20 Minuten fährt ein Bus los und die Fahrt dauert eine Stunde. Fahrpreis ca. Fr. 5.–.

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spezieller Kreiselschmuck beim Busbahnhof

Famagusta ist der einzige Ort in Nordzypern mit einem Industriehafen, auch gibt es hier eine Universität. 16’000 Studierende, die grosse Mehrzahl aber aus Afrika und Asien. Das moderne Famagusta ist wie jede Stadt, viele kleine Läden und Kleinbetriebe. Nach einiger Zeit zieht es uns wieder zum Meer zurück und wir spazieren gegen Süden, finden eine schöne Promenade, die beginnt aber erst nach einem abgesperrten Teil, der militärisch streng bewacht wird und fotografieren nicht erlaubt ist.

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Um 13 Uhr kehren wir im hübschen Strandrestaurant Palm House ein und bestellen einen Latte Macchiato und einen Capuccino. Verena gönnt sich ein Stückchen Überraschung. Nachdem es keinen Apfelkuchen hatte und der Kellner nicht übersetzen konnte worum es sich beim Bestellten handelt, ging Verena das Risiko ein.

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um uns die Wartezeit zu verkürzen, knipst der Kellner ein Bild von uns

Nach 25 Minuten, bekommen wir unsere Kafis und Verena ein Stück Zitronen-Mohn-Kuchen. Die Überraschung ist gelungen, der Kuchen war lecker. Wieder im Hafen, sehen wir dass einige LKW vor dem Nachbar-Frachtschiff Namo stehen und ein riesiger Kran dabei. Kurze Zeit später beginnt die Entladung von einer gelben Substanz (vermutlich Maisschrot) und das bei Wind in Richtung MADNESS. Nun, am Morgen war das Schiff ja mit schwarzem Staub übersät und jetzt wird es eben Maisgelb. Bei solch einer Windstärke sollte man, aus reiner Rücksicht auf die Madnessbewohner, „HAHA“, nicht entladen. Nein wir schimpfen nicht, sind geduldig und so lange kein Regen kommt, der zwar angekündigt ist, ist die Angelegenheit noch überschaubar.

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……….und das stundenlang

So, nun haben wir aber gar keine Lust mehr darauf selbst zu kochen und beschliessen, heute wird im Hafenbeizli nordzypriotisch, vielleicht ein Kebap gegessen.

Famagusta

Mittwoch, 4. Mai wir erwachen zeitig und nach dem Frühstück beginnen wir das Schiff aussen so zu reinigen, wie es ohne Schlauch und fliessend Wasser eben möglich ist. Kaum fertig, kommt die Küstenwache, auch sie haben noch einige Fragen. Die Beamten hier sind alle sehr korrekt und freundlich. Da fühlt man sich wie zu Hause.

Anschliessend machen wir uns, trotz heftigem Wind auf den Weg in die Altstadt, um uns die gewaltigen Stadtmauern, ihre Gräben einerseits und die zum Teil stark verfallenen Bauruinen andererseits etwas näher anzusehen. Die Geschichte von Famagusta beginnt in der byzantinischen Zeit und erreichte die grösste Blüte von 1290 bis 1350. Unterschiedlichste Besetzer haben sich in Famagusta abgewechselt. Wir bezeichnen die Türken nicht als Besetzer, denn hier haben sich die Griechen, wie wir gelesen haben, den Spiegel vor zu halten. Das ganze wurde von ihnen verursacht. Das hat sogar ein griechisches Gericht 1979, also 5 Jahre  später festgestellt.  Der Wind wird immer stärker, ca. 50 kmh, das heisst, bei den vielen Naturplätzen und Strassen wird viel Staub/Sand und Sonstiges aufgewirbelt. Das piekt echt unangenehm auf den nicht bedeckten Hautstellen, doch nicht ganz so heftig wie der Wespenstich, den Verena beim Frühstück unangemeldet eingefangen hat.  Wir sind froh, haben wir beim Schiff alle Fenster geschlossen.

Die Nicholas Kirche ist zum Teil noch erhalten, es soll da auch der heilige Nikolaus begraben sein. In der Zeit der Ottomanen wurde diese Kirche in eine Moschee umfunktioniert. Heute ist es ein Museum. Der Kirchenbau begann 1299 und wurde von Afrikanern, wir nehmen an Sklaven, gebaut. Sie war 1315 fertig. Bei Beginn ihrer Arbeit hatten diese Afrikaner den Samen eines afrikanischen Baumes in den Boden gelegt, der Baum hat sich entwickelt und er ist  heute noch ein beliebter Schattenspender.

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hintere Ansicht der St. Nicholaskirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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….und die Vorderansicht mit dem afrikanischen Baum links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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…..und ein Blick ins Innere

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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ehemalige griechisch orthodoxe Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch wenn es eine Wiederholung ist, diese Festungsbauten sind gewaltig.

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Auf dem Rückweg kaufen wir uns noch ein  Brot. Wieder beim Schiff, stellen wir fest, wir hätten uns die Putzarbeit sparen können, es sieht jetzt echt schlimm aus. Auch ist klar zu erkennen welche Fenster (fast alle)  bei unserer „alten Lady“ nicht 100 % dicht sind. Dafür hatten wir unterwegs ein Gratispeeling. Um aber nicht noch mehr abzubekommen, verschanzen wir uns im Schiffsinnern und beschäftigen uns mit Lesen, Schreiben, „Apéröle, Chips und Nüssli ässe“.