Heute, am 6. September wachen wir tatsächlich um 05.30 Uhr mit dem ersten Ruf des Muezin auf. Dieser Ruf wird begleitet von weniger melodiösem Hundegejaule und Gebell. Wir drehen uns aber nochmals und stehen eine Stunde später auf. Irgendwie haben sich alle Schiffe die geankert haben verdreht und es schauen nicht alle in die gleiche Richtung, was uns etwas verwirrt. Um 08.30 Uhr lichten wir den Anker und fahren in den Bosporus ein. Es hat noch immer Wellen vom Schwarzen Meer her, aber die haben wir nun von hinten und das gibt Schub. Der Bosporus fliesst mit bis zu 12 Stundenkilometer, dank dieser Strömung können wir mit gedrosselter Tourenzahl fahren.
Leider ist das Wetter nicht so schön, doch die kleinen Regenschauer können die Freude nicht vermindern, durch diese schöne Strecke fahren zu können. Die 13-Millionenstadt Istanbul erstreckt sich beidseits des Bosporus. Die europäische Seite zeigt sich meist im Sonnenlicht, während der asiatische Stadtteil noch im dunstig-milchigen Licht dämmert.



Eine imposante Fahrt, die wir sehr geniessen, allerdings nur bis kurz vor dem goldenen Horn. Von da an ist die Aufmerksamkeit des Schiffsführers echt gefordert. Man muss sich das so vorstellen: Bellevue in Zürich und alle Verkehrsampeln defekt. Die Ausflugsschiffe und Fähren kennen nur eines: Vollgas. Zudem viele vor Anker liegende Frachtschiffe die auf Aufträge warten.
Wir fahren etwas weiter westlich von Istanbul und melden uns in der Ataköy Marina über Funk an. Die schicken ein Schlauchboot zur Einfahrt, dem wir dann folgen müssen. Die Plätze sind nicht eng, sie sind „saumässig“ eng. Zur Sicherheit ist das Schlauchboot vorne mit vielen Fendern bedeckt, so dass es beim Einparkieren helfen kann. Das musste es jedoch nicht, aber am Steg warten viele helfende Hände, die uns willkommen waren. Es sind meist Skipper von grossen Yachten, die auf ihre Besitzer warten. In unserer Reihe liegen fast nur nur Yachten von amerikanischen Besitzern.
Wir müssen in der Türkei einklarieren und das dauert i.d.R. einen ganzen Tag und kostet Nerven. Wir nehmen uns einen Agenten, der kostet zwar etwas, aber keine Nerven…………………………meinten wir. Wir müssen morgen wieder aus der Marine um in den Haupthafen zu fahren, wo die Polizei das Boot und unsere Gesichter ansehen will. Dann gibt es einen Stempel in den Pass und wir können wieder zur Marina fahren. In allen bisherigen Ländern ist die Polizei zum Schiff gekommen, aber in der Türkei geht das Schiff zur Polizei. Durch den Agenten ersparen wir uns aber die vielen Gänge zu den Ämtern, wie Gesundheitsamt, Hafenamt, Polizei und Zoll, die aber überhaupt nicht nebeneinander liegen.
Nach diesem „Schock“, Verena ist echt sauer, hat sie doch das Deck bereits schon geschrubbt, haben wir keine Lust mehr zum Kochen und suchen uns eins der vielen Restaurants. Verena bestellt sich Auberginen und Kurt Lammfleisch und ein grosses Bier. Pech, das Restaurant ist hallal, also kein Bier. Das Essen war aber hervorragend und preislich günstig. Umgerechnet haben wir für die beiden Essen, ein Mineral und 2 Ayran (Natür-Yoghurt mit Mineralwasser Fr. 19.80 bezahlt.