
Freitag, 18.06. Wir stehen etwas früher auf, denn wir müssen um 09.00 Uhr losfahren, damit wir bei Wangerooge über die Untiefen kommen. Das heisst, zuerst fahren wir mit dem ablaufenden- und später gegen das ablaufende Wasser. Also, wir sind schnell, 9,5 Knoten doch dann wird es immer weniger. Sehr unangenehm ist der Nebel. Sichtweite ca. 100 Meter. Also schalten wir nach Vorschrift die Navigationslichter ein. Der Nebel wird immer dichter und unser schwaches Radar nützt da auch nicht viel. Mittlerweile fahren wir nur noch mit 6,3 Knoten. Und dann kommen sie, die Wellen!!! In der Mitte, zwischen Wangerooge und Cuxhaven liegt das Zehnerloch. Und da ist leider nichts mehr wie prognostiziert.

So langsam beginnen wir zu leiden. Anstelle der 20 cm Wellen haben wir Wellen bis zu 2,5 Meter und das von der Seite. Die Schiffsglocke läutet und Kurt wird auf der Flybridge nass. Auch kleine Kurskorrekturen nützen nichts. Wir müssten quasi kreuzen aber dafür ist die Strecke zu lang. Klirren von Geschirr und schlagen von irgendwas, Salonmöbel die sich verschieben und das Notbett, das sich selbständig macht ist die „Melodie“, die wir hören. Sogar im Motorraum geht es drunter und drüber. Mit einem Wort, die Nordsee verabschiedet sich genau so, oder etwas heftiger, wie sie uns 2014 empfangen hat. Verena übersteht die dramatische fünfeinhalbstündige Fahrt liegend auf der Bank im Steuerhaus. Etwa eine Stunde vor Cuxhaven hat sich die Situation beruhigt. Kurt ruft im Hafen an und meldet die Ankunft und bittet um Anlegehilfe, da wir beide sehr geschafft sind. Der Hafenmeister ist vor Ort und das Anlegen klappt buchmässig. Nach der Anmeldung stellen wir den Generator ab und schliessen am Landstrom an. Die Sicherung fällt gleich raus. Kurt versucht verschiedene Möglichkeiten, aber immer das Gleiche, Sicherung klickt aus. Vermutlich wurde durch den hohen Wellenschlag auf die Backbordseite die Steckdose nass. Wir probieren es auf der Steuerbord Seite, und siehe da, es klappt. Während Kurts Strom-Anschluss-Versuchen spritzt Verena das Schiff ab und befreit es vom Salzwasser. Dann, unter die Dusche, frische Kleider und „en chalte z’Nacht“. Verena`s ernsthafte Bemerkung nach dieser Stressfahrt, noch einmal so etwas und ich gehe schnurstracks nach Hause. Kurt`s spontane Antwort, ich komme mit!!! Heute werden wir hoffentlich trotz allem gut schlafen.
